Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
Vom Netzwerk:
los.
    Leere Patronenhülsen wirbelten durch die Luft, während das Mündungsfeuer der Waffe ihm für Sekundenbruchteile vollkommen die Sicht raubte.
     

61.
     
    „Mommy? Bist du es wirklich?“
    Andy konnte seinen Augen noch immer nicht glauben. Seine Mutter stand ihm direkt gegenüber . Und obwohl es in der Lagerhallte sehr dunkel war, konnte er ganz genau erkennen, dass sie kein Monster mehr war.
    Nein, dachte er, sie war ganz genau so, wie er sie seit jeher in Erinnerung hatte:
    Wunderschön.
    Sie trug ein leichtes Sommerkleid und Sandalen. Ihre Haare waren offen und ergossen sich wie ein bernsteinfarbener Wasserfall über ihre Schultern. Als sie Andy schließlich anlächelte, konnte er ganz genau sehen, dass ihm dabei keine Reißzähne entgegenblitzten wie an jenem unglückseligen Morgen, als er sie…
    … abgeknallt hatte, wie einen tollwütigen Hund.
    Allein der Gedanke daran versetzte Andys Herz einen schmerzenden Stich. Dennoch konnte er nicht anders – er musste sich vergewissern, dass sie es auch war. Dass sie tatsächlich seine Mutter war und nicht eines von diesen Monstern, die inzwischen die komplette Stadt an sich gerissen hatten.
    Bitte, lieber Gott, bitte, bitte, bitte …
    Und Andy wusste, dass es nur e inen einzigen Weg gab, um sicherzugehen. Noch im gleichen Augenblick wanderte sein Blick zu ihrer Stirn – genau an jene Stelle, wo sie das Projektil getroffen hatte.
    Knapp über der rechten Augenbraue …
    Er hielt den Atem an, während sein Herz einen Zahn zulegte.
    Die Sp annung stieg mit jeder Sekunde, dennoch überstürzte er nichts. Er sah sich die Stelle ganz genau an und inspizierte jeden Quadratzentimeter ihrer Haut.
    Er musste sichergehen, dachte er.
    Musste hundertprozentig sichergehen…
    Doch ganz egal, wie sehr er sich auch konzentrierte – er erkannte nichts. Nicht einmal die Spur einer Verletzung war zu sehen, geschweige denn ein tiefer Krater, in dem ein Durcheinander aus Blut und Gehirnmasse herrschte.
    Nein, dachte Andy, nur eine leichte Rötung war zu erkennen – kaum größer als die Schwellung nach einem Bienenstich.
    Es war ein Wunder …
    Sie war tatsächlich …
    … unverletzt.
    Eine Woge der Erleichterung brandete durch Andys Gedanken, während sich seine Augen allmählich mit Tränen füllten. Eine nach der anderen kullerten sie über seine Wangen und tropften von seinem Kinn.
    Er war vollkommen sprachlos und die Gefühlsregung war der einzige Ausdruck, zu dem er in diesem Moment überhaupt fähig war. Und auch wenn er imstande gewesen wäre, etwas zu sagen, so hätte er diese Art von Erleichterung dennoch nicht in Worte zu fassen gewusst:
    Es war nämlich d ie Erleichterung darüber, einen bereits tot geglaubten Menschen wieder in die Arme schließen zu können. Die pure und doch etwas befremdliche Art von Erleichterung, die seinerzeit wahrscheinlich auch in Bethanien geherrscht hatte, als Lazarus seinem Grabe entstiegen war, um wieder unter den Lebenden zu wandeln. Und in beiden Fällen war die reine Liebe die endgültige Verheißung des Segens gewesen. Des Segens, dass das Leben unwiderruflich über die Mächte des Todes und der Verdammnis dominierte.
    Andy kannte diese Geschichte, hatte sich jedoch noch nie eingehend mit ihr beschäftigt. Er hatte sie lediglich einmal in einer Predigt in der Sonntagsschule gehört und er konnte sich gut daran erinnern, welchen Schrecken sie ihm damals eingejagt hatte. Ein Toter, der aus seinem Grabe steigt, hatte er gedacht und sich dabei an all die blutrünstigen Kannibalen erinnert, die er aus den Filmen kannte.
    In diesem Augenblick jedoch, da seine eigene Mutter von den Toten zurückgekehrt war, überkam ihn erstmals eine Ahnung von der tieferen Kraft, die bis dahin in diesem Gleichnis geruht hatte. Und diese Kraft hieß Hoffnung.
    Reine und alles bezwingende Hoffnung!
    Danke Gott, danke, danke, danke…
    „Nicht weinen, mein Schatz“, sagte seine Mutter.
    Dann trat sie an ihn heran und wischte ihm mit der Hand die Tränen von den Wangen. Anschließend ergriff sie den Saum ihres Kleides und benützte ihn dazu, um auch seine Augenwinkel trocken zu reiben.
    Sie tat es sanft und ohne jede Eile, dachte Andy, so wie sie es schon immer gemacht hatte. So, wie es nur die eigene Mutter konnte.
    Andy konnte das Waschmittel riechen, das sie immer benutzte und auch ihr Parfum. Er schloss sogar kurz die Augen und atmete tief ein, weil er gar nicht genug von diesen beiden Gerüchen bekommen konnte. Sekundenlang schwelgte er darin und

Weitere Kostenlose Bücher