Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Erinnerung stieg schlagartig in ihm hoch und versetzte ihm einen glühenden Stich. Gleichzeitig erklang die Stimme des Unbekannten in seinen Gedanken:
Oops, bin wohl etwas aus der Übung.
Und ab diesem Zeitpunkt war klar, was vor sich ging. Was die ganze verdammte Fahrt über vor sich gegangen war.
Der Unbekannte hatte das Magazin in seiner Waffe ausgetauscht. Er hatte es gegen eins getauscht, das mit Platzpatronen geladen war. Auf der Fahrt, dachte Peter, als er damit herumgespielt hatte.
Oops, bin wohl etwas aus der Übung.
Für einen kurzen Augenblick fragte er sich, woher der Unbekannte das Waffenmodell gekannt haben mochte, das er bei sich trug. Doch gleich darauf rief sich Peter selbst wieder zur Vernunft. Immerhin, dachte er, hatte Hollywood in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sogar jedes Vorschulkind darüber Bescheid wusste, welche Waffen beim FBI verwendet wurden. Das war inzwischen genauso klar, dachte Peter, wie, dass die Sonne im Osten aufging.
Doch trotz der Aussichtslosigkeit wollte er nicht aufgeben. Stattdessen holte er weit aus und schleuderte seine Waffe in die Richtung des Angreifers. Wenn er ihn am Kopf traf, dachte Peter, dann konnte das entscheidend sein.
Mit ein bisschen Glück…
Doch er hatte kein Glück:
Der Unbekannte reagierte sofort und wich aus. Die Waffe wirbelte weit an seinem Kopf vorbei und landete hinter ihm im Sand. Gleich darauf ging der Unbekannte zum Angriff über.
Noch bevor Peter weiter zurückweichen konnte, wurde er gepackt. Hände schlangen sich um seinen Hals und drückten zu – so fest wie Schraubstöcke. Daumen bohrten sich in seine Gurgel und schnitten ihm die Luft ab. Bereits nach wenigen Sekunden konnte Peter spüren, wie er vom Schwindel übermannt wurde.
Er wusste, dass er kurz davor war, bewusstlos zu werden.
Deswegen musste er reagieren.
Musste den Angriff parieren.
Schnell.
Und obwohl es bereit s Jahre her war, dass Peter an einem Kurs in Nahkampf teilgenommen hatte, wusste er sofort, was zu tun war. Sein Verstand kramte verzweifelt die nötige Erinnerung hervor.
Peter reagierte schnell:
Er hob die Arme und verschränkte sie über den Armen des Angreifers. Dann drückte er mit seinem gesamten Körpergewicht nach unten. Im gleichen Augenblick konnte er spüren, wie sich der Griff um seinen Hals lockerte und er wieder etwas besser Luft bekam.
Peters Zuversicht stieg mit jedem Atemzug, den er tat.
Immer weiter, ich schaffe es, ich schaffe es…
Doch er schaffte es nicht.
Im gleichen Augenblick schnellte der Kopf des Angreifers nach vorne. Seine Stirn traf Peter mit voller Wucht genau an der Nasenwurzel. Zunächst spürte er nur das Knirschen seines zertrümmerten Nasenbeins. Doch gleich darauf kam der Schmerz und verschlang ihn bei lebendigem Leibe. Er fiel regelrecht in ein Loch aus purem Schmerz, der in seinen gesamten Körper ausstrahlte und jede Gegenwehr unmöglich machte.
Dem ersten Schmerz folgte zudem sofort ein riesiger Blutschwall, der sich aus seiner Nase ergoss. Peter musste spucken, um nicht augenblicklich daran zu ersticken. Er beugte sich vor, während sich ein stetiger Blutstrom vor ihm auf den Boden ergoss und im Sand versickerte.
Doch der Angriff war damit noch nicht vorbei. Denn gleich darauf konnte Peter sehen, wie das rechte Knie des Unbekannten emporschoss. Er konnte gerade noch die Zähne zusammenbeißen, bevor es ihn traf. Wieder genau auf die Nasenwurzel – in das glühende Epizentrum des Schmerzes, bei dem sich die Eingeweide in seinem Bauch verdrehten. Das Knirschen in Peters Kopf in diesem Augenblick war so laut wie mächtiges Donnergrollen. Ein Donnergrollen, unter dem die ganze Welt zu erbeben schien.
Und gleich darauf konnte er spüren, wie der Schmerz nachließ. Er taumelte einige Schritte rückwärts , während sich die Welt um ihn herum zu drehen begann.
Im Fallen erhaschte er noch einen letzten Blick in das blutverschmierte Gesicht des Angreifers.
Dann fiel er hin und Dunkelheit legte sich über seinen Verstand.
Er wurde bewusstlos, glaubte aber zu sterben.
63.
Claire war verzweifelt.
Zum ersten Mal, seitdem sie in den Wagen gestiegen und aufgebrochen war, hatte sie das Gefühl, gescheitert zu sein.
Auf ganzer Linie versagt …
Nicht nur, dass sie George nicht gefunden hatte, dachte sie, - sie hatte sich auch noch festnehmen lassen. Die beiden Agenten hatten sie auf dem falschen Fuß erwischt und sie überrumpelt. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, sich zu wehren. Zumindest
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