Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Er nahm eine Hand vom Lenkrad und griff nach der Betäubungspistole , die in der Mittelkonsole lag. Doch gerade als sich sein Zeigefinger um den Abzug schloss, überkam ihn ein komisches Gefühl :
Was zum Teufel...
Für einen Augenblick fühlte es sich so an, als wäre er schwerelos und würde schweben.
Keine Sekunde später bekam die Welt vor seinen Augen Schlagseite. Der Moment hing in der Luft und die Zeit kam kurz zum Stillstand. Doch es dauerte nicht lange, bis ihn die Realität wieder ein holte .
Der Aufprall war so stark , dass Bishop mit voller Wucht gegen das Lenkrad knallte. Die Betäubungspistole glitt ihm aus der Hand und er verlor die Orientierung.
Doch damit war es noch nicht vorbei: Der Wagen überschlug sich mehrere Male. Er brach durchs Unterholz, donnerte gegen Baumstämme und kam schließlich auf dem Dach zu liegen.
Für einen Augenblick herrscht e absolute Stille und zum ersten Mal seit Jahren fragte sich Bishop, ob er vielleicht tot war.
Doch gleich darauf griffen die Zahnräder in seinem Gehirn wieder ineina nder. Er riss die Augen auf und schaute sich um. Obwohl die Welt auf dem Kopf stand, konnte er erkennen, dass Amand a nicht mehr im Wagen war. Das N ächste, was ihm auffiel war, dass Whitman gerade aus dem zertrümmerten Beifahrerfenster nach draußen robbte. Bishop überlegte nicht lange, sondern folgte ihm.
„Was zum Teufel i st gerade passiert?“, schrie Whitman und half Bishop auf die Beine.
„Das Heck des Wagens ist ausgebrochen“, sagte Bishop geistesabwesend, „wir müssen wohl über eine Eisplatte gefahren sein.“
Erst in diesem Augenblick erkannte er , was wirklich passiert war: Sie waren über eine Kuppe gerauscht und anschließend eine steile Böschung hinuntergeschlittert. Eine Schneise umgeknickter Baumstämme zeichnete den Weg , den der Wagen beschrieben hatte, bevor er zum Stillstand gekommen war.
„Die Sache ist gelaufen“, sagte Whitman, „das Mistding ist weg und ohne Hilfe werden wir diese verdammte Hütte nicht finden. Ich versuche die Jungs in der Stadt über Funk zu erreichen, damit sie uns abholen kommen. “
Trotz der Schmerzen und des Schocks zwang sich Bishop zu einem Lächeln.
„Was?“, fragte Whitman.
„ Nichts ist gelaufen , Charly “, sagte Bishop und griff in seine Jackentasche.
Als er die Hand wieder herausnahm, starrte Whitman ungläubig auf den Gegenstand, den er darin hielt. Sein Antlitz verfinsterte sich und sein Mund stand offen.
Währenddessen wurde Bishops L ächeln immer breiter.
„ Es ist erst gelaufen, wenn ich es sage.“
76.
Die Jagdhütte war nicht besonders groß. Sie bestand aus zwei kleinen Räumen , von denen einer zum Schlafen ausgelegt war. Außerdem besaß sie einen niedrigen Keller, der mit Regalböden ausgestattet war und als Vorratsraum diente.
Sie verfügte weder über Strom noch über fließend es Wasser und auch ansonsten mussten die Bewohner sämtliche Bedürfnisse im Freien verr ichten.
A llen Unannehmlichkeiten zum Trotz bot sie auch einige Vorzü ge. Der wichtigste von allen war der gemauerte Kamin, der auch im tiefsten Winter dafür sorgte, dass es in der Hütte trocken und warm war. So lange genügend Brennholz da war, konnte man in der Hütte selbst die heftigsten Blizzards problemlos überstehen.
Und sie hatten Glück. An der gesamten Südseite der Hütte waren Holzscheite aufgetürmt, über die eine Plastikplane gespannt war. Claire konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann ihr Vater das letzte Mal zur Jagd hier heraus gefahren war . Aber wann es auch gewesen sein mag, dachte sie, er hatte sich an die eiserne Regel gehalten, genügend Brennholz für den nächsten Ausflug bereitzulegen.
Damals hatte er wahrscheinlich nicht geahnt, dass das morgendliche Husten mehr war, als nur eine leichte Erkältung. Ebenso wenig hatte er gewusst, dass die Metastasen inzwischen auf alle inneren Organe gestreut hatten und dass er nie wieder auf die Jagd gehen würde.
Die Zigar e tten hatten ihn unter die Erde gebracht. Mit der Zuverlässigkeit einer Gewehrkugel zwar, wenn auch nicht mir deren Geschwindigkeit. Denn als er gestorben war, war der Tod in Claires Augen eine Erlösung gewesen, die einem schier unendlichen Leid endlich ein Ende gesetzt hatte.
Die Erinnerung an ihren Vater versetzte Claire einen glühenden Stich. Doch sie ließ sich davon nicht unterkriegen, sondern fuhr mit ihrer Arbeit fort.
Zunächst befeuerte sie den Kamin und vergewisserte sich, dass er auch zog. Anschließend machte
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