Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
nächsten Stunden vollkommen außer Gefecht zu setzen.
Vielmehr war es sein Ziel gewesen, sie in ein Stadium verminderter Reaktionsfähigkeit zu versetzten . Ein Stadium , in dem sie zwar keinen Ärger machen würde, aber den noch in der Lage wäre, ihnen den Weg zu zeigen.
Trotzdem hatte er nicht da rauf vertraut, dass Amanda sich an seine Spielregeln hielt . Deswegen hatte er ihr auch eine schwere Stahlkette um den Hals gelegt und sie mit einem ebenso schweren Vorhängeschloss fixiert. Das andere Ende der Kette ha tte er mit Petrics Hilfe mehrere Male um ihren Körper gewickelt und mit einem weiteren Schloss arretiert. Als wäre das allein nicht schon genug, hatte er Petric befohlen sich zu ihr auf die Rückbank zu setz en und sie für keine Sekunde , aus den Augen zu lassen.
Erst dann waren sie aufgebrochen. Nach Norden. In die Richtung, in der angeblich die Hütte lag .
„ W as ist, wenn sie sich verwandelt?“, fragte Whitman, „haben Sie auch schon einmal daran gedacht?“
„Wenn sie sich tatsächlich verwandelt, dann hat sie Pech“, sagte Bishop, „dann wird sie in Sekundenbruchteilen in Flammen aufgehen. Immerhin ist es helllichter Tag.“
Auch in diesem Punkt hatte Bishop so seine Zweifel. Zum einen lag das daran, dass der Himmel grau und trüb war und kein einziger Sonnenstr ahl durch die Wolken brach.
Zum anderen waren die Heckscheiben des Wagens getönt, was seiner Ansicht nach ein zusätzliches Risiko darstellte. Denn er glaubte nicht, dass es auf dem Rücksitz hell genug war, um Amanda in eine menschliche Fackel zu verwandeln .
Wenn überhaupt , würde sie nur ein bisschen qualmen...
Trotzdem behielt er diese Zweifel für sich. Er spürte, dass sie in diesem Augenblick fast am Ziel angelangt waren. Un d deswegen befand er dieses Sicherheitsrisiko , im Verhältnis zum bevorstehenden Erfolg , als vertretbar .
Nachdem sie die Stadt einige Meilen hinter sich gelassen hatten, wandte er sich zum ersten Mal an Amanda. Er wollte sich vergewissern, dass sie auf den richtigen Weg waren:
„Amanda, hörst du mich?“
„Ja“, knurrte Amanda.
„Sind wir auf dem richtigen Weg?“
„Warum zum Teufel sollte ich euch helfen?“
Bishop überlegte einen Augenblick lang, was er Amanda als Gegenleistung für ihre Dienste anbieten konnte. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste, bei dem, was er sagte. Obwohl er annahm, dass sich die telepathischen Fähigkeiten von Vampiren auf Familienangehörige beschränkten, ließ er nicht die Möglichkeit außer Acht, dass sie vielleicht tatsächlich universell waren.
Und wenn dem so war, dann könnte ihm jedes falsche Wort zum Verhängnis werden. Um so überraschter war er, wie schnell ihm eine Antwort auf ihre Frage einfiel . Es kam ihm vor, als sei sie ihm schon die ganze Fahrt über auf der Zunge gelegen.
„Hör zu“, sagte er, „wenn wir deine Schwester finden, dann gehört sie dir ganz allein. Ich habe keine Verwendung für sie. Ich interessiere mich nur für ihren Begleiter. Du kannst mit ihr anstellen, was du willst. Wie hört sich das für dich an?“
Amanda fixierte ihn im Rückspiegel. Ihr verbliebenes Auge ruhte reglos auf ihm und auch ansonsten konnte Bi shop keine Regung erkennen.
„Ich hätte da einen anderen Vorschlag“, sagte sie . Ihre Stimme war nur noch ein dumpfes Brodeln. Ein tierischer Laut, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.
„Und der wäre?“, fragte Bishop.
„Fahr zur Hölle.“
Im gleichen Augenblick erklang vom Rücksitz das Geräusch von reißendem Stoff. Begleitet von dem Rascheln der Kette, die um Amandas Körper geschlungen war. Alles ging blitzschnell. Noch bevor Bishop reagieren kon nte, spürte er, wie sich etwas Warmes über seinen Nacken e rgoss. Im gleichen Augenblick stieg ihm der rostige Geruch frischen Blutes in die Nase. Ein Knurren donnerte durch den Wagen, gefolgt von einem heftigen Poltern.
„Scheiße, sie hat sich befreit“, schrie Whitman.
Bishop wandte sich um und sah, dass sein Partner Recht hatte:
Amanda hatte ihre Zwangsjacke zerrissen und ihre Arme ragten zwischen den Windungen der Kette heraus. Ihr komplettes Antlitz war blutverschmiert.
Neben ihr auf der Rückbank saß zusammengesunken Petric. Sein Hals war aufgerissen. Blut schoss aus der Wunde, wie Wasser aus einer Fontäne und spritz t e quer durch den Innenraum des Wagens. Sein Gesicht war in einem Ausdruck blanken Schreckens erstarrt. Es war offensichtlich, dass er im Sterben lag.
Trotz des Schocks reagierte Bishop schnell.
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