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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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tobte.
    Dennoch ahnte sie, dass es ihr nicht dauerhaft gelingen würde, ihren Gedanken zu entkommen. Denn ganz egal, wie sehr sie sich dagegen wehrte - sie kamen immer wieder auf den Geschehnissen der letzten Nacht zu liegen.
    Daran änderte auch die körperliche Qual nichts. Ebenso wenig machte es die Sache leichter, dass George kaum ei n Wort gesprochen hatte, seit dem sie aufgebrochen waren. Vielmehr trottete er nur hinter ihr her und schwieg. Manchmal schien es ihr fast so, als wüsste er über all ihre Sorgen und Zweifel bescheid und sie ahnte, dass das der eigentliche Grund für sein Schweigen war.
    Claire war nicht naiv.
    Daher wusste sie, dass die vergangene Nacht nichts zu bedeuten hatte. Immerhin konnte man im 21. Jahrhundert mit jemandem schlafen, ohne damit auf zwischenmenschlicher Ebene eine Veränderung zu bewirken.
    Sie selbst hatte diese Erfahrung schon mehrmals gemacht – wie auch wahrscheinlich die meisten Menschen, die in New York City lebten, dachte sie. Menschen , die in ihrem Alltag nichts weiter waren als namen lose Gestalten, die sich hin und wieder nach etwas menschlicher Nähe sehnten.
    Nein , dachte sie, die vergangen e Nacht hatte überhaupt nichts zu bedeuten.
    Doch obwohl dieser Gedanke vernünftig klang, war sie nicht mit ihm zufrieden. Insgeheim wusste sie, dass es eine Lüge war. Ein raffinierter Schachzug in einem Spiel der Selbsttäuschung. Nichts weiter als eine Ausflucht, mit der sie sich davon abhalten wollte, Dinge zu verkomplizieren, die ohnehin schon sehr kompliziert waren.
    Trotzdem kam sie nicht umhin , s ich einzugestehen, dass sich gewisse Dinge geändert hatten. Grundlegend ge ändert – ob sie es nun wahrhaben wollte oder nicht. Denn seit der letzten Nacht – ihrer gemeinsamen Nacht – war George für sie nicht mehr der Fremde, der er noch vor wenigen Stunden gewesen war.
    Wie weit ihre Gefühle für ihn reichten, konnte sie in diesem Augenblick nicht genau sagen. Das E inzige, was sie mit Sicherheit sage n konnte, war, dass es schön gewesen war, in seinen Armen zu liegen.
    Und das ist nur die Spitze des Eisberges...
    „Wie weit ist es noch?“ , fragte George und riss Claire aus ihren Gedanken. Sie bli eb stehen und wartete , bis er sie eingeholt hatte.
    Als er neben ihr stand, wandte sie sich zu ihm und blickte ihm tief in die Augen. Gleichzeitig begann sie zu grinsen. Zumindest glaubte sie zu grinsen – denn ihr Gesicht fühlte sich aufgrund der K älte vollkommen taub an. Erst als George die Geste erwiderte , war sie sich sicher, dass es geklappt hatte.
    „Was ist los?“, fragte George.
    Claire antwortete nicht. Stattdessen hob sie den Arm und zeig te damit in Richtung des Hügels, der knapp hundert Meter vor ihnen lag. Es war ein kleiner Hügel, der in eine Senke mündete und zu allen Seiten von hohen Nadelbäumen umgeben war.
    George folgte Claires Armbewegung und blickte in die gleiche Richtung. Zunächst verfinsterte sich sein Antlitz: Er zog die Augenbrauen zusammen, während sein Blick forschend die Landschaft absuc hte, die sich vor ihnen auftat. Gleich darauf entspannten sich seine Gesichtszüge und er lächelte.
    Claire war derart in ihre Gedanken vertieft ge wesen, dass sie nicht gemerkt hatte , dass sie beinahe am Ziel waren.
    Denn am Fuß des Hügels, inmitten einer kleinen Lichtung, stand die Jagdhütte ihres Vaters .
    Sie hatten es geschafft.

75 .
     
    Whitman war nervös .
    Bishop konnte es daran erkennen, wie seine Augen immer wieder zum Rückspiegel wanderten, um sicherzugehen , dass alles in Ordnung war. Doch selbst das schien ihm keine Linderung zu verschaffen. E r rutschte auf dem Beifahrersitz herum, warf alle paar Sekunden einen fl üchtigen Blick auf die Rückbank und vergewisserte sich pausenlos , dass seine Pistole entsichert war.
    „Warum muss dieses Ding genau hinter mir sitzen, Häuptling?“, fragte er und bedachte Bis hop mit einem Blick, aus dem das blanke Grauen sprach.
    „Irgendwo muss sie ja schließlich sitzen, nicht wahr?“, sagte er, „immerhin kennt sie den Weg zu dieser gottverdammten Hütte.“
    „Ist sie auch sicher betäubt?“, fragte Whitman.
    „Na klar ist sie das. Sie ist bis oben hin voll mit Beruhigungsmitteln .“
    Bishop wusste natürlich, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Noch bevor er Amanda aus dem Käf ig gelassen hatte, hatte er ihr eine Ladung des Beruhigungsmittels verpasst. Doch dabei hatte er ge nau auf die Dosierung geachtet. I mmerhin war es ihm nicht daran gelegen , sie für die

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