Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Hauswand.
Sämtliche Spannung wich aus dem Körper des Mannes. Sein Oberkörper wurde vo n der Wucht des Schusses zurück gerissen u nd knallte auf den Boden.
Seine Augen waren noch immer aufgerissen und starrten an die Decke. Doch Claire konnte erkennen, dass sie bereits völlig matt waren.
Selbst der Abglanz des Kaminfeuers, der sich da rauf spiegelte, sah kalt und unwirklich aus.
89.
Claire rappelte sich auf und versuchte , aufzustehen. Doch kaum war sie in der Hocke, erklang auch schon die Stimme des Mannes mit dem Revolver.
„ Stehenbleiben “, sagte er. Sei ne Stimme klang freundlich und gelassen. Doch der Revolver in seiner Hand sprach eine völlig andere Sprache. Sofort hielt Claire in ihrer Bewegung inne und starrte ihn an.
Der Mann erwiderte den Blick.
Zu seinen Füßen lag die Leiche des älteren Mannes und direkt vor Claire lag die von George. Der Anblick war für Claire derart grotesk, dass ihr Gehirn kaum in der Lage war, ihn zu verarbeiten.
Immer wieder spürte sie, wie sie für Sekundenbruchteile in der Unwirklichkeit dieser Situation zu ertrinken schien. Sie wusste, dass sie gegen dieses Gefühl ankämpfen musste.
Denn ihr Leben hing davon ab.
Ihr E igenes und das von Amanda.
„ Sie bleiben dort , wo Sie sind“, sagte der Mann schließlich und hob den Revolver. Die Mündung war riesig - weit größer als die von den Gewehren zuvor. Dennoch spürte Clair e aus irgendeinem unerklärlichen Grund, dass immer noch Hoffnung bestand.
Es war ein komisches Gefühl, fast so, als läge ihr ein Wort auf der Zunge und sie wäre kurz davor, es auszusprechen. Doch es war kein Wort. Vielmehr war es etwas , was sie bis dahin übersehen hatte. Etwas , das im Durcheinander der vergangenen Minuten völlig untergegangen war. Ein entscheidendes Zeichen, das ihr entga n g en war.
Sie musste draufkommen, um was es sich dabei handelte. Und in dieser Situation hieß das, sie musste Zeit schinden:
„Was haben Sie vor?“, fragte Claire.
Diese Frage schien ihren Peiniger zu amüsieren. Denn kaum waren ihre Worte verklungen, zeichnete sich wieder ein Grinsen auf seinem Mund ab. Es war eine höhnische Geste – durch und durch.
„Was denken Sie , was ich vorhabe?“, fragte er.
Claire zeigte keine Regung. Stattdessen blickte sie sich um und suchte nach Anhaltspunkten, mit denen sie ihr komisches Gefühl untermauern konnte. Ihr Blick glitt über den Schürhaken. Doch sie erkannte gleich, dass er zu weit weg war. Ihr Blick wanderte weiter z ur Waffe des getöteten Mannes. Sie lag ebenfalls außer Reichweite.
Doch sie ließ nicht locker.
Sie hatte etwas übersehen. Sie war sich sicher.
„Keine Antwort ? Auch gut“ , sagte der Mann mit dem Revolver , „ ich werde Sie erschießen, Darling. Genau s o , wie ich diesen alten Drecksack erschossen habe. Ich würde Ihnen ja gerne versichern, dass es nicht wehtut. Aber ich denke, das wäre gelogen.“
Sein Grinsen wurde breiter. Doch Claire ließ sich nicht davon beirren. Stattdessen tasteten ihre Augen suchend den Raum ab. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, dass sie noch ein kleines...
...winziges...
...Ass im Ärmel hatte und das s jetzt die Zeit gekommen war, um es auszuspielen. Da sie inzwischen wusste, wie gefährlich ih re Verfolger waren, glaubte sie nicht mehr daran, dass es ihr gelingen würde, sie dadurch auf zu halten. Das vielleicht nicht, dachte sie, aber mit ein bisschen Glück würde sie damit noch ein bisschen Zeit schinden können. Zeit, die sie dringend brauchte, um n ach etwas in dem Raum zu suchen. Etwas, von dem sie noch immer annahm, dass es bloß ein Hirngespinst war.
„Sie können mich nicht töten“, sagte sie. Ihre Stimme klang selbstsicher und bestimmt.
Die Augenbrauen ihres Peinigers zogen sich zusammen und für einen Augenblick spiegelte sich Überraschung in seinen Gesichtszügen wider.
„Und warum nicht?“
Claire funkelte ihn an.
„Weil Sie dann auffliegen . Sie und Ihre gesamte verfluchte Organisation“, sagte sie, „es gibt eine geheime Tonbandaufnahme von meinem Gespräch mit dem Mann am Flughafen. John . Sie ist voll mit belastenden Fakten über euch Spinner und...“
Der Mann lachte auf. Die Geste war nicht gespielt. Es war ein heller, schallender Laut. Claires Drohung schien ihn wirklich zu amüsieren.
„...und was dann ?“, fragte er, „lassen Sie die böse Organisation auffliegen? Ist es das , womit Sie mir drohen? War das Ihr Plan?“
Claire erwiderte nichts. Falls sie ihn richtig
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