Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
übrig blieb:
Sie wartete.
Und hoffte.
92 .
Die Sekunden verstrichen und es tat sich nichts.
George regte sich nicht und gab auch ansonsten kein Lebenszeichen von sich.
Ihr Plan war schief gegangen, dachte Claire und seufzte. Es war alles vergebens.
Sie würde sterben.
Sie gab George einen letzten Kuss. Diesmal war es Zuneigung, die sie dazu bewegte. Kaum hatten ihre Lippen seine Wange berührt, konnte sie spüren, wie ein Kribbeln durch ihren Körper ging. Es rauschte durch ihre Glieder, wie ein elektrischer Strom . Claire hielt inne und versuchte den Ursprung dieses eigenartigen Gefühls zu lokalisieren.
Gleichzeitig schloss sie ihre Augen und ergab sich ihrem Schicksal. S ie ahnte, dass inzwischen eine Minute verstrichen war . Bald würde der Mann wieder den Schlaghahn spannen und sie erschießen.
So lag sie einige Auge nblicke da, über George gebeugt und versunken in der Gewissheit des kurz bevorstehenden Todes.
Gleich darauf konnte sie vor Schmerz keinen klaren Gedanken me hr fassen. Von einer Sekunde auf die andere flammte er auf und rauschte durch ihren Körper , wie eine alles verzehrende Feuerschneise.
Sie riss die Augen auf und taumelte zurück. Es war eine reflexartige Bewegung. Sie wollte sich befreien. Wollte w egkommen, vom Ursprung des fürchterlichen Schmerzes. Doch sie konnte nicht. Ihre Hand war eingeklemmt zwischen Georges Kiefern und er biss mit voller Kraft zu.
Claire konnte spüren, wie seine Zähne an ihren Mittelhandknochen rieben. Das Knirschen, das sie erzeugten, ging ihr durch den Arm bis hinauf ins Gehirn. Gleichzeitig fühlte sie, mit welcher unbändigen Kraft George das Blut aus ihrer Hand saugte.
Es war ein stetiger Strom, der bereits nach wenigen Sekunden dafür sorgte, dass ihr schwindlig wurde. Sie riss und zerrte, konnte sich aber nicht befreien. Im gleichen Moment begann das Kettchen um ihren Hals , wieder zu glühen.
Claire schaute empor zu dem Mann mit dem Revolver. Er hatte die Augen aufgerissen, so als glaubte er nicht, was gerade passierte.
„Was zum Teufel geht hier vor?“, schrie er.
Dann hob er die Waffe und eröffnete sofort das Feuer.
Claire warf sich herum und wich der ersten Kugel aus. Sie zischte über sie hinweg und schlug in die Wand ein. Eine weitere sauste knapp an ihrem Kopf vorbei und zertrümmerte ein Fenster hinter ihr. Obwohl ihre Hand noch immer eingeklemmt war, gab sie ihr Bestes . Sofort warf sie sich auf die andere Seite. Der Schmerz, der dabei von ihrer Hand ausging, war unbeschreiblich. Trotzdem kämpfte sie. Die Verzweiflung gab ihr Kraft.
Doch es half nichts.
Die nächste Kugel traf sie mit voller Wucht und wirbelte sie herum. Zunächst fühlte e s sich an, wie ein warmer Stich, der sie unter dem Schlüsselbein traf und sich seinen Weg durch ihre Schulter bohrte. Gleich darauf versank ihr komplettes Denken in einem brodelnd heißen Lava-See aus purem Schmerz.
Sie sackte zusammen und blieb reglos liegen. Im gleichen Augenblick löste n sich Georges Kiefer von ihrer Hand.
Tr otz der Schmerzen und der Angst konnte Claire nicht anders – sie musste sehen, was vor sich ging. Sie hob den Kopf, so weit sie konnte und starrte auf das Schauspiel, das sich ihr bot.
George lag nicht mehr auf dem Boden. Er hatte sich aufgesetzt und blickte grimmig in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren. Seine Augen glühten und sein Gesicht war eine entstellte Fratze. Claire konnte sehen, wie sich die Wunde an seinem Kopf langsam schloss. Stück für Stück wuchs sie zu, bis nichts mehr zu sehen war.
Der Mann mit dem Revolver starrte ihn einen Augenblick an. Dann beugte er sich vor, hielt ihm die Waffe an die Schläfe und drückte ab.
Doch es geschah nichts . Nur ein leises Klicken hallte durch den Raum. Claire wusste, was das zu bedeuten hatte:
Die Trommel des Revolvers war leer.
Die Waffe war völlig nutzlos.
Sofort wich der Mann zurück. Er griff über die Schulter, um an das Gewehr zu kommen. Es war eine schnelle und überaus routinierte Bewegung. Doch sie war nicht ansatzweise so schnell, wie die von Georges Hand. Sie schnellte vor und umfasste den Knöchel des Mannes. Er kam ins Straucheln und verlor das Gleichgewicht. Das Gewehr fiel ihm aus der Hand und seine Arme wedelten durch die Luft. Doch es gelang ihm nicht, sich auf den Beinen zu halten . Er fiel nach hinten und knallte der Länge nach auf den Boden.
Gleich darauf war George über ihm. Mit einem Satz sprang er auf den Oberkörper des Mannes und drückte ihn zu Bod
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