Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Augenblick schien es Claire, als würde er sich immer mehr ausweiten und größere Kreise auf der Oberfläche ihres ansonst so ruhigen und geordneten Lebens ziehen. Dennoch redete sie sich ein, dass es besser war jeder Spur nachzugehen, die sich ihr bot. So banal und verrückt diese auf den ersten Blick vielleicht auch sein mochte . Schließlich würde es ihr genauso wenig nutzen, einfach die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass alles wieder von allein ins Lot kam.
„Wo sollen wir uns treffen?“, fragte Claire . Sie sah sich in Gedanken um Mitternacht unter einer Autobahnbrücke warten. Irgendwo, außerhalb der Stadt, wo gerade nachts jungen Frauen manchmal schlimme Dinge zustieß en . Dinge , von denen sie in ihrer Zeit beim New York Herald sogar Alpträume bekommen hatte.
Umso mehr war sie von Treffpunkt und Uhrzeit überrascht, die ihr der Unbekannte schließlich vorschlug. Sie notierte sie in ihrem Notizblock und ehe sie sich verabschieden konnte, legte der Anrufe r auf.
Claire schaute auf ihre Uhr und merkte, dass sie noch fast zwei Stunden Zeit hatte, um sich auf das Treffen vorzubereiten.
Sie zog ihren Mantel an, schloss die Fenster und verließ eilig die Wohnung.
5.
Claire warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, während sie sich ihren Weg aus der Stadt bahnte. Sie hatte noch zwanzig Minuten Zeit, um zum vereinbarten Treffpunkt zu gelangen. Die Anzeige auf ihrem Navigationsgerät zeigte jedoch an, dass sie noch mehr als eine hal be Stunde brauchen würde, um zu m Zielort zu gelangen.
Sie stieg aufs Gaspedal und beschleunigte auf 8 5 statt der erlaubten 65 Meilen die Stunde. Gleichzeitig hoffte sie, dass kein eifriger Verkehrspolizist ihr eine n Strich durch die Rechnung machen würde.
Nach einer Minute schaute sie wieder auf das Display des Na vigationsgerätes. Die errechnete Fahrzeit war inzwischen auf unter zwanzig Minuten gesunken . Wenn ihr nichts dazwischen kam , würde sie es schaffen.
Die vergangenen anderthalb Stunden hatte sie verwendet , um in ihre eigene Wohnung an der East Side zu fahren und ihr Diktiergerät zu holen. Es war ein kleines Gerät in digitaler Ausführung – kaum größer als ein Sturmfeuerzeug. Sollte es ihr gelingen vor dem Unbekannten am Treffpunkt zu sein, würde sie das D iktiergerät irgendwo verstecken. An einem Ort, von dem aus es das Gespräch in guter Qualität aufnehmen konnte.
Sollte der unbekannte Anrufer jedoch vor ihr dort sein, dann würde sie es einfach in der Brusttasche ihres Mantels lassen . Das hatte sie bei Interviews schon oft gemacht hatte. Die Qualität wa r dann nicht gerade berauschend. D och dank der Möglichkeiten, die einem die modernen Audio p rogramme boten, dachte sie, würde auch eine schlechte Aufnahme durchaus verwertbar sein.
Verwertbar wofür? Für die Titelgeschichte der News Review über Vampire?
Das vielleicht nicht, dachte Claire. Aber immerhin würde sie dann etwas in der Ha nd haben , worauf sie ihre Meinung stützen konnte. Etwas, das ihr helfen konnte, zu verstehen, was mit Amanda passiert war. Schließlich konnte ja nicht die ganze Welt verrückt geworden sein.
Dennoch begannen Zweifel an ihr zu nagen, während sie sich ihrem Zielort näherte. Bei dem unbekannten Anrufer konnte es sich durchaus auch um einen Irren handeln, der ihr einen Bären aufbinden wollte. Jemanden, der längst den Bezug zur Realität verloren hatte und in einer Traumwelt lebte, in der es vor Vampiren, Werwölfen und Flaschengeistern nur so wimmelte.
Claire verdrängte den Gedanken aus ihrem Verstand und konzentrierte sich aufs Fahren. Keine zwei Minuten später nahm sie die erste Ausfahrt, mit der ihr Ziel ausgeschildert war:
Der John F. Kennedy International Airport.
6.
Der JFK International war der größte Flughafen von New York City , mit nahezu unzähligen Schaltern, Gates und Terminals. Gerade deswegen war Claire dem unbekannten Anrufer auch dankb ar, dass er ihre eine konkrete Beschreibung des Treffpunktes gegeben hatte:
„Wir treffen uns im Terminal 2, Gate C7 – in dem Coffeeshop gleich hinter dem Zoll . Ich trage einen grauen Anzug und einen roten Seidenschal . “
Genau dorthin hatte es Claire inzwischen geschafft. Die Sicherheitskontrolle hatte sie schnell hinter sich gebracht, da sie außer ihrer Handtasche kein Gepäck hatte. Außerdem hatte ihr Presseausweis dafür gesorgt, dass sie auch ohne ein gültiges Flugticket in den Sicherheitsbereich gelassen wurde . Sie hatte vorgegeben, zu einem Interview
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