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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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beieinander. Dornen bohrten sich in ihre Schenkel , rissen ihre Haut auf und schnitten sie in Fetzen . Doch Claire ließ sich nicht beirren und lief weiter. Immer weiter , auf der Suche nach der Blockhütte ihres Vaters . Doch je weiter sie kam, umso fremder wurde der Wald.
    Über ihr wogte und brodelte das Meer aus Blut. Ein Sturm braute sich zusammen, dachte sie, und beschleunigte ihren Schritt.
    Hinter ihr erklang ein Rascheln im Unterholz, doch sie wagte es nicht, sich umzudrehen.
    Immer weiter, immer weiter...du schaffst es!
    Gleich darauf vernahm sie ein Lachen zur ihrer Rechten. Es war ein hoher, scharfer Laut. Er ging ihr durch Mark und Bein.
    Claire beschleun igte ihren Schritt noch weiter, obwohl sie wusste, dass sie dieses Tempo nicht lange würde halten können. Da sie ihre Arme nicht bewegen konnte, musste sie mit weit aufgerichtetem Oberkörper laufen. Nur so gelang es ihr, das Gleichgewicht zu halten. Doch gleichzeitig war es auch sehr anstrengend, sich so fortzubewegen. Seitenstechen bohrte sich wie eine Klinge in ihre Brust und nahm ihr allmählich den Atem. Übelkeit stieg in ihr hoch und ließ sie würgen. Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und ihre Zunge war taub und klebte ihr am Gaumen.
    Sie wollte gerade über ein Gewirr aus Wurzel n springen, als ihre Kräfte schwanden . Der Sprung war zu kurz. Ihr rechter Knöchel verhakte sich in den Wurzeln und ließ sie taumeln . Sie verlor das Gleichgewicht, fiel vornüber und landete mit dem Gesicht auf dem Waldboden.
    Hinter ihr erklang wieder das Lachen. Es schien näher zu sein, als beim letzten Mal.
    Claire rappelte sich auf und versuchte aufzustehen. Da sie sich nicht mit den Armen abstützen konnte, gelang es ihr nicht. Sie rollte nur von einer Seite zur anderen, wie ein Käfer, den man auf den Rücken gelegt hatte. Ihre Füße gruben sich in den Waldboden , fanden jedoch nicht genügend H alt. Sie wollte es gerade ein weiteres Mal versuchen, als sie eine Gestalt erblickte, die hinter einer der Fichten hervor kam. Es war e ine Silhouette, kaum mehr als ein Schatten.
    „Hallo Claire“, sagte die Gestalt mit weiblicher Stimme.
    Obwohl Claire sie nicht sehen konnte, wusste sie sofort , wer es war:
    Amanda.
    „Was machst du denn hier so ganz allein im Wald, Schwesterherz?“, fragte Amanda und kam ein Stück näher an Claire heran, ohne den Schatten der Bäume zu verlassen. Inzwischen schien für Claire die gesamte Welt nur noch aus Schatten zu bestehen. Nur ein schwacher rötlicher Schimmer gab den Dingen noch Konturen. Über ihr durchzuckte der e rste Blitz den blutigen Himmel, gefolgt von einem Donnerschlag, der die gesamte Welt erbeben ließ.
    „Hast du dich verlaufen , du armes Ding ?“, fragte Amanda. Wieder kam sie einen Schritt näher. Claire konnte trotz der Dunkelheit erkennen, dass ihre Füße den Waldboden nicht berührten.
    Oh, mein Gott. Sie schwebt!
    Panik umschlang Claires Brust und erschwerte ihr das Atmen. Sie rang nach Luft , wie ein Fisch auf dem Trockenen. Als sie dann zu der Gesta lt empor blickte, sah sie zwei feuerrote Punkte, dort wo eigentlich die Augen sein sollten.
    „Warte, ich helfe dir“, sagte Am anda und trat aus den Schatten, bis Claire sie genau erkennen konnte.
    Claire blickte in die Augen ihrer Schwester. Sie funkelten...
    ... wie glühende Kohlen in einem Lagerfeuer.
    Darunter rahmten die dünnen Lippen das hässliche Grinsen . Die Zähne waren gezackt und erinnerten an eine rostige Bärenfalle. Sie waren lang und nach innen gebogen.
    Wieder zischte ein Blitz über den blutigen Himmel und tauchte Amandas Antlitz kurz in grelles Licht. Die ganze Welt verblasste für Sekundenbruchteile, doch Amandas Augen glühten dabei nur noch mehr.
    „Komm , steh auf“, sagte Amanda. Ihr Gesicht bestand nur noch aus Augen und Zähnen. Dicker Geifer quoll zwischen den Zähnen hervor und lief ihr übers Kinn.
    Sie beugte sich zu Claire hinab und hob den Arm. Es war eine Pranke, mit langen schwarzen Krallen. Die Finger sahen auf den ersten Blick aus wie vertrocknete Zweige. Die Haut war hell, nahezu völlig weiß. Als ein weiterer Blitz über den Himmel sauste, wurde sie fast durchsichtig. Und darunter zeichnete sich ein Gewirr von schwarzen Adern ab, in denen das Blut längst aufgehört hatte zu zirkulieren.
    Claires Füße scharrten immer noch über Waldboden – unfähig genügend Halt zu finden. Noch bevor es ihr gelang, packte sie die Pranke an der Schulter und hob sie auf die Beine. Claire stand der

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