Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
sie mit ihr sprach, verstaute George gerade die Einkäufe im Wagen.
„Ich weiß nicht so recht , Lady “, sagte die Kassiererin, „was wenn es sich um etwas Illegales ha ndelt, worum Sie mich da bitten? Dann würde ich mich strafbar machen und ich bin gerade auf Bewährung, müssen Sie wissen.“
„Ich garantiere Ihnen, dass es nichts Illegales ist. Sie müssen nur diesen Umschlag für mich zur Post bringen und ihn per Einschreiben an die Adresse schicken, die darauf steht. Es ist sehr wichtig.“
Claire holte den Umschlag aus ihrer Handtasche und legte ihn auf die Theke. Er war dünn und sah etwas mitgenommen aus. Die Kassiererin, die laut dem Namensschildchen auf ihrer Brust, Marcy hieß, betrachtete ihn misstrauisch .
Erst als Claire einen Hundertdollarschein auf den Briefumsc hlag legte, entspannten sich ihre Gesichtszüge . Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn glätteten sich und die Mundwinkel standen plötzlich wieder auf Halbmast.
„Es tut mir leid, aber das k ann ich nicht tun “, sagte sie. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, so als wollte sie dem Gesagten mit dieser Geste mehr Gewicht verleihen.
Doch Claire ließ sich davon nicht beirren. Sie sah, dass die Augen der Kassiererin eine völlig andere Sprache sprachen, als ihr Mund. Sie klebten förmlich an dem Hunderter und Claire wusste, dass sie sie am Haken hatte. Sie griff noch einmal in ihre Handtasche, holte einen weiteren Hundertdollarschein heraus und legte ihn zu dem anderen .
„Wie sieht’s aus, Marcy? Sind wi r im Geschäft?“, fragte Claire . Dann schob sie den Umschlag samt dem Geld über die Theke.
Marcy schi en einen Augenblick zu überlegen. Dann ganz plötzlich, ergriff sie den Umschlag, faltete ihn in der Mitte und verstaute es mit einer schnellen Bewegung im Ausschnitt ihrer Tankstellenuniform. Gleich darauf ließ sie auch die beiden Scheine verschwinden. Sie tat es mit einer Flinkheit, die Claire ihrer massigen Statur nicht zugetraut hätte.
„Wir sind im Geschäft, Lady“, sagte Marcy schließlich , „aber wenn sich doch herausstellen sollte, da ss mit dem Umschlag etwas nicht stimmt, dann werden Sie die Suppe selbst auslöffeln müssen. Ich kenne Sie nicht und habe noch nie etwas von Ihnen gehört.“
„Keine Angst“, sagte Claire, „so weit wird es nicht kommen. Aber ich vertraue darauf, dass Sie erledige n, worum ich Sie gebeten habe.“
Dann wandte sie sich ab und ging in Richtung des Ausgang s . Insgeheim fragte sie sich, ob Marcy vielleicht auf die Idee kommen würde, den Umschlag zu öffnen, um zu sehen, was darin 200 Piepen wert sein konnte. Denn wenn es so war, konnte das ihren gesamten Plan durchkreuzen und dafür sorgen, dass sie im Ernstfall mit leeren Händen dastand.
Für einen kurzen Augenblick stieg Panik in Claire auf . Sie wollte sich umdrehen, zurück an die Theke laufen und Marcy den Umschlag aus ihrem prallen Ausschnitt reißen. Doch gleich darauf beruhigte sie sich wieder. Denn sie wusste, dass Marcy mit dem Inhalt des Umschlages nichts würde anfangen können. Selbst wenn sie ihn aufmachte, würde sie nichts weiter finden, als einen Gegenstand, der kaum größer war, als eine Briefmarke. Die automatischen Türen der Tankstelle schwangen gerade auf, als hinter ihr Marcys Stimme erklang . Aufgebracht hallte sie zwischen den Regalen mit Kartoffelchips und Scheibenkratzern zu Claire herüber:
„Danke nochmals, Lady. Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen. Gleich nach meiner Schicht fahre ich zur Post und schicke Ihren Brief weg. Gute Fahrt noch.“
Claire wandte sich nicht um, sondern hob nur kurz die Hand zum Gruß. Dann verließ sie das Gebäude und hoffte, dass Marcy nicht auf Bewährung war, weil sie als Postangestellte die Briefe ihrer Kunden geöffnet und nach Wertgegenständen durchsucht hatte. Die Idee kam ihr komisch vor und sorgte gleich dafür, dass sich ihre Stimmung ein bisschen besserte.
Sie trat hinaus in die Nacht und lief zum Wagen, in dem George bereits auf sie wartete . Sie stieg ein und kaum hatte sie die Beifahrertür geschlossen, gab George auch schon Gas und sie ließen die Reststätte hinter sich zurück.
„Warum haben Sie so lange gebraucht?“, fragte George. Claire überlegte einen Augenblick und befand, dass George nichts davon wissen m usste, was gerade passiert war. Obwohl er ihr bereits zweimal das Leben gerettet hatte, spürte sie, dass sie ihm noch immer nicht ganz vertraute. Schließlich sagte sie:
„Die Kassiererin hat mich gefragt ,
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