Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
nicht einen Funken von Mitleid für das Mädchen, das dieses Ding vor einiger Zeit noch gewesen war. Vielmehr wusste er, dass selbst der Käfig nicht hätte viel ausrichten können, wenn die Kreatur bei Kräften gewesen wäre. Dann wäre sie nämlich problemlos durch die Gitterstäbe geschlüpft und hätte ihnen allen im Bruchteil einer Sekunde die Kehlen aufgeschlitzt .
Doch sie ist nicht bei Kräften. Dafür habe ich gesorgt!
Richtig. Er hatte dafür ge sorgt. Zumindest hatte er sein B estes getan. Er war in ihr Zimmer im Hillside gestürmt und hatte ihr eine ordentliche Ladung Beruhigungsmittel verpasst. Eine Ladung, die selbst für ein Rennpferd tödlich gewesen wäre.
Sie hatte getobt und sich gegen die Wände geschmissen. Doch letz t en Endes war sie dennoch umgekippt und war reglos liegen geblieben. Er hatte sie gepac kt und mit Petrics Hilfe zum Wagen geschleppt. Die gesamte Operation hatte nicht länger als fünf Minuten gedauert.
Es war perfektes Timing gewesen, dachte Bishop. Denn solange sie noch nicht vollkommen verwandelt waren, hatten diese Mistdinger noch immer eine rudimentäre Form von Kreislauf. Kreislauf , der dafür sorgte, dass sich das Beruhigungsmittel im Körper verteilte . Danach hingegen wäre der Pfeil aus der Betäubungspistole vollkommen nutzlos gewesen und er hätte keine andere Wahl gehabt, als sie zu töten.
„Boss“, sagte Petric und riss Bishop aus seinen Gedanken, „was sollen wir tun?“
Bishop gelang es den Blick von Amanda zu lösen . Er wandte sich zu Whitman um und e in Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Was ist los?“, fragte Whitman.
„Ich hätte da eine Frage“, sagte Bishop. Sein Grinsen wurde breiter.
„Und die wäre?“
„Sind Sie Rechts- oder Linkshänder?“
Whitmans Augenbrauen zogen sich zusammen. Seine Augen funkelten.
„Was zum Teufel habe n Sie vor?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage, Charles“, sagte Bishop.
Charles.
Er hatte ihn noch nie mit dem Vornamen angesprochen. Das war in der Organisation nicht üblich. Die meisten Agenten wussten nicht einmal die Vornamen ihrer Partner und nur Vorgesetzte hatten Zugang zu fundierten Personalakten.
„Rechtshänder. Warum ?“
„Gut“, sagte Bishop, „dann reichen Sie mir doch bitte Ihre linke Hand.“
Die Sorgenfalten in Whitmans Gesicht wurden tiefer.
„ Sie alter Homo suchen tatsächlich noch immer nach Möglichkeiten, um mit mir Händchen zu halten.“
Trotz des Kommentars streckte Whitman seine l inke Hand aus und starrte Bishop fragend an. Noch bevor er r eagieren konnte, ergriff Bishop sein Handgelenk . Er zog die Hand zu sich heran und drehte sie so um, dass die offene Handfläche nach oben zeigte. Dann griff er zu dem Messer, dass er am Gürtel trug. Es war ein Armeemesser – acht Zoll gehärteter Stahl, der so scharf war, das s man damit mühelos eine Autotüre aufschneiden konnte.
„Verdammt, was haben Sie vor?“, fragte Whitman und versuchte sich aus Bishops Griff zu lösen. Er zerrte und zog, doch Bishops Finger hatten sich wie ein Schraubstock um sein Handgelenk gelegt - es war zu spät. Bishop holte aus und ließ die Klinge blitzschnell über Whitmans Handfläche gleiten.
Zunächst war nichts zu sehen und es schien so, als hätte er ihn verfehlt. Doch gleich darauf zeichnete sich ein dünner Schnitt auf Whitmans Handfläche ab. Blut quoll langsam daraus hervor, wie Abwasser aus einem verstopften Gully . E inige Augenblicke später war seine Handfläche voll mit Blut.
„Was zum Teufel?“, fragte Whitman. Seine Aug en waren aufgerissen, sein Mund auch.
„Ruhig, Charly“, sagte Bishop , „wir müssen zusehen, dass wir dieses Ding zum Reden bringen, so lange es noch reden kann. Und wir brauchen ein Lockmittel.“
Er blickte auf Whitmans Hand, von der das Blut inzwischen auf den Boden tropfte.
„Warum haben Sie sich nicht selbst geschnitten, S ie verdammtes Arschloch?“, schrie Whitman.
Bishop winkte ab und sagte: „Ich bin gestern Abend angeschossen worden, verdammt. Ich habe schon genug Blut verloren. Und nun versuchen wir , ein paar Informationen aus diesem Mistding herauszubekommen.“
„Was soll ich tun?“, fragte Whitman.
„Halten Sie Ihre Hand an den Käfig, aber passen Sie auf, dass sie nicht gebissen werden. Sie müsste eigentlich stark genug betäubt sein, aber bei diesen Mistdingern kann man nie wissen. “
Bishops Worte trugen keineswegs zu Whitmans Beruhigung bei. Vielmehr war sein Gesicht eine Maske, in der Angst und
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