Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Häuptling. Denn früher oder später wird einer von beiden wieder auftauchen und dann können wir immer noch zuschlagen und sie erledigen. Stattdessen fahren wir mit einem Blutsauger im Kofferraum quer durch die Staaten . Das verstößt gegen sämtliche Vorschriften der Organisation und das wissen Sie auch.“
Bishop fand zunehmend Gefallen daran, wie Whitman den Glauben daran verlor, dass die Operation gelingen würde. I hn amüsierte die Endgültigkeit, mit der er jede seiner Entscheidungen maß – so als wäre das gesamte Vorhaben so etwas wie eine Rechenaufgabe, zu der es nur eine richtige Lösung gab.
Er hingegen wusste, dass man in ihrem Business manchmal viele Brunnen bohren musste, um an Wasser zu kommen. Und was die Vorschriften anbelangte , brauchte er sich keine Sorgen zu machen, dachte er. Immerhin war er es gewesen, der die meisten dieser Vorschriften aufgestellt hatte . U nd das zu einer Zeit, als Whitman noch an den Zitzen seiner räudigen Mutter gehangen hatte . D ie bildliche Vorstellung des Gedachten reichte aus, um Bishop ein breites Grinsen auf die Lippen zu zaubern.
„Wollen Sie nichts dazu sagen?“, fragte Whitman.
„ Was gib t’s dazu schon zu sagen, Charly? Entweder wir machen die Dinge so, wie ich es für richtig halte, oder...“
„Oder was , Häuptling?“, unterbrach ihn Whitma n, „wollen Sie mir etwa drohen? Muss ich Sie wirklich daran erinnern, dass wir beide gleichrangige Offiziere sind und dass ich keine Befehle von Ihnen annehmen muss?“
„...oder“, fuhr Bishop fort, al s hätte er Whitmans Einwendung nicht gehört, „Sie könne n an Ort und Stelle aus dem Wagen steigen und sich zum Teufel scheren. Es ist allein Ihre Entscheidung. “
Whitman quittierte diese Aussage mit einem Schnauben und dann letztlich mit Schweigen. Anstatt weiter Öl ins Feuer dieser hitzigen Debatte zu gießen, verstummte er einfach und lehnte sich im Beifahrersitz zurück. So fuhren sie einige Meilen durch die Dunkelheit auf der Interstate, während es draußen immer stärker zu schneien begann.
Ein paar Minuten nachdem sie die Grenze zwischen New York und Massachusetts überquert hatten, erklang der Signalton des Funkgerätes auf dem Armaturenbrett. Ein blau leuchtendes Lämpchen auf dem Gerät zeigte an, dass der eingehende Anruf über Satellit erfolgte. Und das konnte nur eins bedeuten, dachte Bishop:
Ein Anruf aus dem Vatikan.
Allein der Gedanke daran sorgte schlagartig dafü r, dass das Grinsen auf seinem Gesicht erstarb. Trotzdem zögerte er nicht, sondern griff nach dem Funkgerät und schaltete den Lautsprecher aus, um zu verhindern, dass Whitma n das Gespräch mithören konnte.
Dann drückte er die Sprechtaste.
„Buona Sera, Cardinale Canetti . Come va? “, sagte Bishop. Obwohl er schon seit mehreren Jahren nicht mehr in Italien gewesen war, war seine Aussprache absolut akzentfrei.
„Sparen Sie sich das, Bishop“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung, „ wenn ich mi r anhören will, wie meine Muttersprache vergewaltigt wird, dann fahre ich in das nächste Restaurant und belausche amerikanische To uristen dabei, wie sie etwas zu e ssen bestellen.“
„Capisco“, sagte Bishop, „mit was kann ich Ihnen dienen?“
„ Zunächst könnten Sie mich darüber aufklären, wie die Operation verläuft“, sagte der Kardinal, „ich hoffe Sie haben den Vampir und die Frau inzwischen gefangen. Sie wissen hoffentlich, wie viel davon abhängt. Mit der Hilfe dieses Vampirs können wir diese teuflische Seuche vielleicht ein für alle M al besiegen. Also wie sieht’s aus, Bishop? “
Wie sieht’s aus?
Bishop zögerte für einen Moment. Immerhin wusste er, dass die Operation bisher der lebende Beweis dafür war, dass Murphys Gesetz funktionierte:
Alles, was hätte schief gehen k önnen, war letztlich auch schiefgegangen . Zwei Männer waren tot und vom Vampir fehlte ebenso jede Spur, wie von der Frau. Inzwischen jagten sie den Hirngespinste n einer jungen Frau hinterher , die mit mehr als nur einem Beim im Grab stand.
Doch Bishop wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um den Teufel an die Wand zu malen. Zum einen, weil man das einfach nicht tat, wenn man gerade ein Telefonat mit einem Kardinal führte. Und zum anderen, weil er aufgrund all der Misserfolge nicht riskieren wollte, von der Operation abgezogen zu werden. Deswegen wählte er seine Worte mit Bedacht:
„Wir haben sie noch nicht in unserer Gewalt“, sagte er, „weder die Frau, noch den
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