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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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geworden – zu einem Flüstern im Wind, wenn Sie so wollen.
    Die Jahre zogen ins Land. Ich streifte durch die Welt – wie der leibhaftige Überbringer von Tod und Verdammnis. Mit jedem Tag wurden meine Fähigkeiten größer und meine Instinkte schärfer. Inzwischen war ich zu einem der Monster aus den Geschichten meiner Großmutter geworden und tief in mir drin wusste ich, dass das stimmte. Doch das Schlimmste daran war, dass ich es genoss . Ich genoss die Jagd, ich labte mich an der Angst meiner Opfer und ich verzehrte mich nach ihrem Blut.
    Als die österreich ungarische Monarchie in den Krieg zog und den Balkan mit Leid und Elend strafte , war ich fett, wie die sprichwörtliche Made im Speck. Die meisten Männer zogen in den Krieg und ließen ganze Landstriche ungeschützt zurück. Die Städte und Dörfer waren voll mit Frauen, Kinder n und Greise n – die meinem Wahnsinn nicht mehr entgegenzusetzen hatten, als zum Himmel verschränkte Hände und ein paar flüchtige Gebete.
    In dieser Zeit habe ich getobt, wie eine Naturgewalt. Ich habe ganze Bergdörfer vom Erdboden getilgt. Ich war der größte Nutznießer dieses verdammten Krieges. Doch auch diese Zeit ging vorbei und die Wogen meines Wahnsinns glätteten sich.
    Inzwis chen hatte ich es bis nach Polen geschaff t. Damals war es ein Land kleiner Dörfer und tiefer, abgeschiedener Wälder. Ich entsch loss mich dazu, dort zu bleiben, so wie sich ein Fuchs manchmal dazu entschließt, in der Nähe eines Hühnerstalls zu bleiben.
    Für mich schien das Land perfekt . Die Menschen dort waren zwar alle gläubig, doch nicht auf die Art, die mir gefährlich werden konnte. Sie glaubten allesamt an Jesus Christus ihren Erlöser und waren fromme Katholiken. Doch im Gegensatz zu den Mensc hen auf dem Balkan hatten sie k einen Aberglauben gegen Kreaturen wie mich. Und das war ihre größte Schwäche. Denn im gleichen Maß , wie ihr Aberglaube verkümmert war, waren auch ihre Möglichkeiten , sich gegen mich zu wehren, nur sehr begrenzt. 
    Als ein zweiter großer Krieg übers Land zog, wiederholte sich die Geschichte . Erneut durchlebte ich eine Zeit der Maßlo sigkeit, in der ich nach Belieb en tobte. Ich ahnte jedoch nicht, dass meine Tage bereits gezählt waren. Und wie so oft, wenn im Leben große Umwälzungen stattfinden, war es auch bei mir der Zufall, der meine Glückssträhne beendete .
    Das Städtchen, das ich mir als Lager auserkoren hatte, wurde kurz vor der Abend d ämmerung von Soldaten der Wehrmacht gestürmt. Viele der Zivilisten, die es geschafft hatten, meinen Wahnsinn zu überleben, fielen den Soldaten zum Opfer. Sie wurden reihenweise an Hauswände gestellt und erschossen. Ihr Blut färbte die Straßen, ihre Schreie hallten durch die einsetzende Dunkelheit.
    Ich hatte mich in den Kellergewölben eines Wirtshauses verkrochen und beobachtete das Schauspiel durch ein ebenerdiges Fenste r, das zur Straße hinaus zeigte . Ich weiß noch, wie sehr es mich erregt e zu beobachten , wie das Blut der Menschen gegen die Hauswände spritzte, während ihre Leiber von Kugeln durchsiebt wurden.
    Ich wähnte mich in Sicherheit und glaubte, dass ich die Sache nur aussitzen musste. Denn so sehr die Soldaten dort draußen auch tobten, dachte ich, so würden sie mir wohl kaum etwas anhaben können. Immerhin war die Sonne schon beinahe hinter den Hügeln ve rsunken und meine Macht wuchs mit jeder Minute. Doch wie sich bald herausstellen sollte, war das ein großer Irrtum:
    Kurz nach den Hinrichtungen, sprang die Kellertüre auf und zwei Wehrmachtsoldaten stürmten in mein Versteck. Ich wandte mich um und konnte gerade noch sehen, wie sie ihre Maschinenpistolen in Anschlag brachten. Ich weiß noch, wie lächerlich mir diese Geste vorkam, da ich annahm, dass mir die Kugeln nichts anhaben konnten. Doch wie sich herausstellte, konnten sie doch !
    Einer der Soldaten eröffnete das Feuer und jagte mir ein Dutzend Kugeln in die Brust. Ich wollte auf ihn losstürmen, ihm die Kehle aufreißen und ihm dabei zusehen, wie er an seinem eigenen Blut erstickte.
    Doch nichts geschah.
    Ich konnte mich nicht mehr bewegen und hatte absolut keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich sank zu Boden und die Dunkelheit legte sich über mich . Ich verlor das Bewusstsein. Ich habe nie erfahren, wie es ihnen gelungen war, mich zu betäuben.
    Als ich wieder zu mir kam, hatte der Schauplatz gewechselt. Statt im Keller des Wirtshauses fand ich mich in einer sterilen Umgebung wieder, die an ein

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