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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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raus rückte. Insgeheim hatte er befürchtet, dass sie erneut versuchen würde , sie zum Narren zu halten und ihre Zeit zu stehlen. Vielleicht war das ja auch immer noch der Fall, dachte er. Dennoch war es in diesem Augenblick selbst für ih n sehr verlockend, die Worte zu g lauben, die Amanda über die verkohlten Lippen kamen.
    „Warum in Rockwell ?“, fragte Whitman, „das Haus eurer Eltern ist inzwischen längst verkauft und auch ansonsten gibt es dort niemanden, mit dem sie regelmäßig in Kontakt steht. Wir haben das überprüft. In Rockwell gibt es absolut niemanden , der ihr nahe steht. “
    Amanda bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick, was unter den gegebenen Umständen eine wahre Meisterleistung war: Immerhin war mehr als die Hälfte ihres Gesichtes völlig entstellt.
    „Sie wird nicht in Rockwell bleiben“, knurrte sie, „sie will in die Wälder, zur Jagdhütte unseres Vaters . Dort kann sie niemand finden. Dort ist sie sicher.“
    „Woher zum Teufel weißt du das? “, fragte Bishop. Er versuchte k ritisch zu sein, wusste aber, dass Amanda wahrscheinlich die Wahrheit sagte. Der Hauptgrund dafür war, dass es dem typischen Verhalten von verängstigten Menschen entsprochen hätte, wenn Claire zurück in ihre Heimatstadt geflohen wäre. Denn genau das taten die meisten Menschen, wenn sie im Leben nicht mehr weiter wussten, dachte er, sie flohen nach Hause .
    „Ich habe es geträumt“, sagte Amanda.
    Ihre Lippen spannten sich zu einem Lächeln und aus ihrem verbliebenen Auge funkelte der pure Hass.

59.
     
    Das Schneetreiben war noch dichter geworden und hatte dafür gesorgt, dass Claire die Geschwindigkeit weiter reduzieren musste. Trotz des Allradantriebes konnte sie spüren, wie der Wagen in jeder Kurve die Bodenhaftung verlor und auszubrechen drohte . Immer wieder musste sie leicht gegenlenken, um das Heck in der Spur zu halten . Hinzu kam auch noch, dass die Scheibenwischer des Wagens langsam aber sicher an ihre Grenzen kamen: Obwohl sie auf höchster Stufe liefen, reichten die Intervalle aus, um Claire für Sekundenbruchteile die Sicht zu nehmen.
    Umso mehr empfand sie es als Segen, als sie einen Sattelschlepper einholte, der Baumstämme geladen hatte. Da sie ohnehin nicht schneller fahren konnte als 45 Meilen in der Stunde, entschied sie sich, einfach in seinem Windschatten zu ble iben, anstatt ihn zu überholen.
    D as sorgte einerseits dafür, dass sich die Sichtverhäl tnisse verbesserten, weil der meiste Schnee einfach über das Dach ihres Wagens hinwegfegte . Andererseits war diese Art des Fahrens eine enorme Entlastung. Denn sie hatte nichts weiter zu tun, als dem Schlepper zu folgen und auf seine Bremslichter zu achten. Umso besser konnte sie sich auf das konzentrieren, was George zu sagen hatte. Die Geschichte zog sie vom ersten Wort an in ihren Bann:
    „Geboren wurde ich im Jahre 1846 in einem kleinen Fischerdorf in Griechenland, zwei Tagesreisen ent fernt von der Hafenstadt Patras “ , begann George.
    Dann machte er eine kurze Pause und ließ das Gesagte auf Claire wirken. Es war fast so, als würde er einen k ritischen Kommentar von ihr erwarten. Die Sekunden vergingen und als keiner kam, setzte er fort.
    Zunächst schilderte er die Zeit, in der er noch ein Mensch gewesen war. Er sei Schafhirte gewesen, sagte er, und er habe mit seiner Familie in einem kleinen Fischerdorf gelebt. Das Leben in jener Zeit sei beschwerlich gewesen und jeder habe seinen Teil beisteuern müssen, um die Familie über Wasser zu halten. Doch manchmal habe selbst das nicht gereicht, sagte er. Seine jüngere Schwester sei an einer Lungenentzündung gestorben, weil seine Familie es sich nicht leisten konnte, sie zum Arzt ins Nachbardorf zu bringen.
    S ei n e beiden Brüder seien zur See gefahren und deswegen sei es seine Aufgabe gewesen, sich um die Schafe der Familie zu kümmern. Dennoch habe auch er davon geträumt, eines Tages die Welt zu erkunden und zu erfahren, was sich hinter dem Horizont verbarg „...dort wo das Meer von einem solchen Blau war, das nahtlos in den Himmel überging.“
    Er sprach mit einer Wehmut, die Claire glauben ließ, dass er wahrscheinlich selbst gern e zur See gefahren wäre . Trotzdem unterbrach sie ihn nicht, um ihn danach zu fragen, sondern ließ seinen Worten freien Lauf.
    Zunächst sprach er langsam und ruhig, wie jemand , der sich schon lange mit den Gedanken geplagt hatte , die ihm in diesem Augenblick über die Lippen kamen . Doch je weiter er kam, umso mehr mischte

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