Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Krankenhaus erinnerte. Ich war an ein Bett gefesselt und noch immer nicht in der Lage mich zu bewegen. Meine Kraft hatte gerade ausgereicht, die Augenlider zu heben. An eine Flucht war nicht zu denken.
Ärzte in weißen Kitteln hetzten um mich herum , stachen mit Nadeln auf mich ein und verabreichten mir allerlei Mittel und Seren. Und ich konnte nichts weiter tun, als sie zu beobachten und mich zu fragen, was zum Teufel eigentlich los war. Und es sollte mehrere Monate dauern, bis ich genau das auch erfuhr.
O bwohl meine Glieder gelähmt waren, waren meine Sinne nach wie vor scharf. Ich konnte die Ärzte und Schwestern reden hören. Selbst durch Wände hindurch verfolgte ich ihre Gespräche und erfuhr mehr über das , was mit mir passiert war. Und selbst wenn sie nicht sprachen, so konnte ich in ihren Blicken lesen, was vor sich ging.
Ich erriet ihre Pläne und erfuhr , was sie mit mir vorhatten. Nicht nur mit mir, sondern mit all den Vampiren, die sie inzwischen gefangen hatten:
Wie sich herausstellte, hatten die Nazis mehr als nur ein romantisches Faible für das Übernatürliche, Miss Hagen . Nein, vielmehr waren ganze Einheiten von wissenschaftlichem Personal dazu abkommandiert worden, gezielt nach übern atürlichen Ressourcen zu suchen. Ressourcen , die ihnen dabei helfen sollten, ihre kruden Pläne in die Tat umzusetzen.
Hitler persönlich hatte den Befehl gegeben , die Forschung in diesem Bereich , um jeden Preis auszuweiten. Und wie sich herauss tellten sollte, wurden auf diesem Gebiet im Laufe der Zeit bahnbrechende Erfolge erzielt.
Aber wie ist es dazu gekommen? Das fragen Sie sich bestimmt auch, Miss Hagen. Und genau das war es auch, was mich all die endlos langen Monate beschäftigt hatte, während ich am Bett gefesselt ausharrte. Monate, in denen ich allerlei medizinische Untersuchungen über mich ergehen lassen musste und nur hin und wieder mit frischen Blutkonserven bei Laune gehalten wurde.
Die Antwort darauf ist ebenso einfach, wie erschreckend.
Als die nationalsozialistische Tötungsmaschinerie im Konzentrationslage r Auschwitz auf Hochtouren lief, wurden täglich mehrere tausend Menschen auf bestialische Weise hingerichtet. Sie haben bestimmt schon davon gehört wie diese Prozedur für gewöhnlich ablief , Miss Hagen. Deshalb glaube ich, dass es nicht vonnöten ist, dass ich zu sehr ins Detail gehe . Nur so viel sei gesagt: Wieder war es der Zufall, der die Dinge in s Rollen brachte.
Eines Tages wurden wieder etliche Dutzend unschuldiger Menschen in eine der Gaskammern von Auschwitz getrieben. Die Türen wurden geschlossen und kurz darauf wurde das Giftgas in die Kammer geleitet.
Für die wachhabenden Soldaten war das ebenso ein gewöhnlicher Ablauf, wie für den damaligen Lagerkommandanten – einen gewissen Rudolf Höß . Alles lief so, wie schon etliche Male zuvor . U nd o bwohl man es sich kaum vorstellen kann, war das Töten in jener Zeit zu r Routine geworden. Zu einer lästigen Aufgabe, die gemacht werden musste. Der einzige Unterschied , zu den unzähligen Exekutionen zuvor, war, dass diesmal etwas ganz Ungewöhnliches passierte. Mehr noch: Etwas geradezu Unglaubliches .
Als die Türen der Gaskammer erneut geöffne t wurden, bot sich den Soldaten nicht der Anblick, den sie erwartet hatten. Inmitten der vielen Leichen und der durch Todesqualen entstellten Gesichter, stand ein Mann und grinste die Soldaten an.
Zunächst glaubten die Soldaten daran, dass die Menge des Gases falsch bemessen gewesen sein musste und deswegen nicht für alle Menschen in der Kammer a usgereicht hatte. Einer von ihnen zog seine Pistole, ging auf den Mann zu und schoss ihm mitten ins Gesicht. Noch während der Schuss von den gefliesten Wänden hallte, griff der Mann nach dem Arm des Soldaten und riss ihn aus. Dann stürzte er sich auf ihn und schlitzte ihm die Kehle auf. Die restlichen Soldaten reagierten geistesgegenwärtig und traten sofort den Rückzug an.
Sie verriegelten die Gaskammer und machten auch sonst alle Ventile dicht.
Anschließend zogen sie angeblich Strohhalme, um zu bestimmen, wer von ihnen den Lagerkommandanten Höß, mit der unerfreulichen Nachricht über diesen Zwischenfall , aus seinem Mittagsschlaf wecken sollte.
Höß, ein absoluter Psychopath zwar, aber auch ein äußerst penibler Bürokrat, erkannte sofort die Gelegenheit, die sich ihm durch diesen Vorfall bot.
Der Rest, Miss Hagen, ist Geschichte. Eins führte zum anderen, wenn Sie so wollen. Höß informierte Himmler und
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