Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Petric konnte er vertrauen. Petric war loyal und würde wahrschei nlich sogar dichthalten, wenn er seiner eigenen Mutter eine Kugel zwischen die Augen verpasste.
Wirkliche Sorgen hingegen bereiteten ihm die anderen drei Männer. Es waren allesamt junge Soldaten – gemeines Fußvolk, das noch nicht lange bei der Organisation war und daher ständig nach Möglichkeit en suchte, um befördert zu werden.
Ihnen konnte er nicht vertrauen, das wusste er. Darum musste er einen Weg finden, sich ihrer zu entledigen, bevor sie in die Wälder aufbrachen.
Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während sie sich Meile um Meile Rockwell näherten. Und je mehr Zeit verging, umso klarer wurden seine Gedanken und seine Sorgen legten sich.
Er hatte einen Plan.
70.
Den Wagen zu beladen hatte länger gedauert als geplant. George musste mehrere Male in den Laden zurückkehren, bis er den gesamten Einkauf im Kofferraum verstaut hatte. Claire fragte sich mehrmals, ob es ihnen überhaupt gelingen würde, so viel Zeug zur Hütte zu schaffen.
Als sie schließlich aufbrachen, graute im Osten der Ab end. Es war kurz nach vier Uhr n achmittags und der Schneefall war noch stärker geworden.
Claire glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass der Marsch zur Hütte so einfach werden würde, wie sie behauptet hatte.
Sie sagte jedoch nichts. S ie vermutete, dass auch dieser Teil ihrer Empfindungen wahrscheinlich inzwischen auf George übergeschw appt war. Immerhin hatte er seit dem Aufbruch k ein Wort mehr gesprochen. Stattdessen hatte er hinaus in die einsetzende Dunkelheit gebli ckt und nur hin und wieder geseufzt.
Claire verließ Rockwell über die Hauptstraße, die sich nach der Stadtgrenze etliche Meilen quer durch den Wald schlängelte. Obwohl die Straße kaum g eräumt war, hatte der Wagen keine Probleme , mit der Steigung fertig zu werden. Die Nadel des Drehzahlmessers stieg zwar mit jeder Meile , d ennoch war er noch weit davon entfernt , in den roten Bereich zu rutschen.
Nach unge fähr zehn Meilen auf der Straße , bog Claire an einer Kreuzung auf einen unbefestigten Waldweg ab, der überhaupt nicht geräumt war. Ho he Schneeverwehungen säumten zu beiden Seiten die Fahrspur. Über ihren Köpfen hingegen bogen sich die Baumkronen unter der Last des Schnees und erzeugten eine Art Tunnel, in dem es nur spärlich schneite.
Die Lichtkegel der Scheinwerfer fraßen sich nur noch im Schritttempo durch die stärker werdende Dunkelheit. Claire behielt die ganze Zeit über die Nadel des Drehzahlmessers im Auge, die sich immer schneller dem roten Bereich auf der Anzeige näherte .
Der Motor, der bis zu diesem Zeitpunkt flüsterleise gewesen war, heulte inzwischen jedes Mal auf, wenn Claire das Gaspedal antippte.
Schließlich, nach etwas mehr als zwei Stunde n , war an ein Weiterkommen mit dem Wagen nicht mehr zu denken. Das Lämpchen, das immer nur dann aufleuchtete, wenn die Reifen des Wagen s keine Bodenhaftung hatte n , brannte inzwischen permanent .
Claire wusste, was das zu bedeuten hatte: Sie mussten aussteigen und den Weg zu Fuß fortsetzen. Sie nahm ihren Fuß vom Gaspedal und der Wagen, der sich ohnehin nur im Schritttempo fortbewegt hatte, kam zum Stehen.
„ So, das war’s“, sagte sie und schaltete die Innenbeleuchtung an, „wir müssen zu Fuß weiter. “
„Wollen Sie wirklich gleich aufbrechen?“, fragte George .
„ Was bleibt uns anderes übrig?“
„Wir könnten zumindest noch die Nacht im Wagen verbringen und erst morgen früh aufbrechen. “
„Und wozu soll das gut sein?“
„Sie müssen sich ausruhen. Sie haben inzwischen fast sechsunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen.“
Claire wusste, dass George recht hatte: Ihre Augenlider fühlten sich so schwer an, wie Garagentore und seit einigen Stunden merkte sie, dass ihre Konzentration immer mehr nachließ. Dennoch wollte sie den Weg zur Hütte um jeden Preis fortsetzen.
„Ich kann es schaffen“, sagte sie und war in diesem Augenblick selbst darüber verwundert, wie gequält ihre Stimme klang.
„Gut möglich , dass Sie es schaffen“, sagte George, „aber genauso gut kann ihr Kreislauf zusammenbrechen und dafür sorgen, dass Sie da draußen innerhalb kürzester Zeit erfrieren.“
Claire dachte einen Augenblick über Georges Worte nach und merkte, dass seine Zweifel durchaus begründet waren . Das Thermometer auf dem Armaturenbrett zeigte inzwischen minus fünf Grad Celsius an und sie vermutete, dass die Temperatur im Laufe der Nacht noch um
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