Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
schärferen Zähnen.
Und mit jeder Sekunde, die verging, konnte sie spüren, dass sie ihrer Beute näher kam.
Die Jagd hatte begonnen.
72.
„Nein, nein, bitte nicht , nein...“
Claire wand sich herum, unfähig sich aus ihrem Schlafsack zu befreien. Ihre Stimme klang flehend und sie atmete schwer. Ihre Augen zitterten unkontrolliert unter den Lidern und ihre Mundwinkel bebten. Ihr gesamtes Mienenspiel war gefangen in einem Ausdruck blanken Entsetzens.
„Aufwachen“, sagte George, „h ey, wachen Sie auf. Sie haben schlecht geträumt.“
Claire riss die Augen auf und blickte sich um. Für einen Augenblick wusste sie nicht, wo sie war. Ihr Blick war gläsern und schlaftrunken. Erst nachdem der Traum endgültig der Realität gewic hen war , erkannte sie George .
Er hatte die Innenbeleuchtung des Wagens eingescha ltet und sich über sie gebeugt. Das Licht flackerte, so als würde die Autobatterie bald den Geist aufgeben und auch das Gebläse der Klimaanlage hatte inzwischen einen asthmatischen Klang angenommen.
„Keine Angst“, sagte George mit sanfter Stimme, „es ist alles in Ordnung. Nur ein Alptraum. “
Er öffnete den Verschluss ihres Schlafsackes und strich ihr dann mit der flachen Hand über die Stirn. Die Berührung fühlte sich sanft und warm an .
Inmitten des Schneetreibens und des Wahnsinns der vergangenen Tage , sorgte diese kleine Geste dafür , dass Claire sich beruhigte.
„Kein Fieber“, sagte George beiläufig, nachdem er die Hand von ihrer Stirn genommen hatte.
Er war noch immer über sie gebeugt. Claire sah ihm tief in d ie Augen. Ihr Herz schlug aufgebracht in i hrer Brust und Adrenalin schoss durch ihren Körper. Und dann , ganz plötzlich, überk am sie ein Impuls. Eine unerwartete Eingebung, die so stark war, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte.
Claire schälte sich aus dem Schlafsack, hob ihre Arme empor und umschlang damit Georges Hals . Sie konnte spüren, wie sich seine Nackenmuskeln für einen kurzen Augenblick verkrampften, so als sei diese Geste ein letztes Aufbäumen der Vernunft. Ein letzter Appell zur Besinnung.
Doch g leich darauf entspannte er sich und noch ehe er wusste, wie ihm geschah, zog ihn Claire zu sich heran. Er leistete keinen Widerstand, das Eis war gebrochen.
Zuerst spürte sie seinen Atem auf ihrem Gesicht. Gleich darauf sein e weichen Lippen auf ihren eigenen. Seine Bartstoppeln kratzten über ihre Wangen und entfachten ein Brennen, das in alle Regionen ihres Körpers ausstrahlte .
„Bist du dir sicher?“, presste George zwischen den Lippen hervor. Claire sagte nichts. Sie sah ihn nur an , sah ihm ganz tief in seine Augen und nickte. Dann küsste sie ihn wieder.
Sie wusste, dass es verrückt war, was sie gerade taten. Es war verrückt und vielleicht auch falsch . Immerhin waren sie auf der Flucht und außerdem kannten sie sich kaum. Sie w usste praktisch nichts über ihn und war sich in diesem Augenblick nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Mensch war.
Und dennoch, trotz all der Zweifel und der Angst, fühlte es sich gut an.
Unbeschreiblich gut!
Sämtliche Bedenken schmolzen schließlich dahin, als George sie ganz fest in seine Arme nahm und an sich drückte. Und bald darauf waren seine Hände überall. Sie erforschten ihren Körper, liebkosten ihn und krallten sich an ihm fest.
Schließlich erlosch die Innenbeleuchtung des Wagens und mit i hr erstarb auch das Gebläse der Klimaanlage. Der Motor gurgelte noch ein bisschen weiter vor sich hin, ehe auch den Geist aufgab.
C laire und George nahmen nichts davon wahr .
73.
Si e erreichten Rockwell kurz vor Morgengrauen und machten an einer Tankstelle am Ortsrand Halt. Bishop wusste, dass es an der Zeit war , seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er musste die restlichen Männer loswerden, wenn er dafür sorgen wollte, dass Whitman den Wald nicht mehr lebend verließ.
Sie hatten die beiden Geländewagen direkt unter einer Natriumdampflampe abgestellt, deren Licht sämtliche Farben verwischte und der Umgebung einen unwirklichen Schein verlieh.
„Was steht an, Boss?“, fragte Petric.
„Aufgepasst“, sagte Bishop in militärischem Ton, „wir machen kurz Rast und decken uns mit Proviant ein. Anschließend fahren Sie, Whitman und ich in die Wälder. Die restlichen Männer beziehen in der Stadt Stellung und warten auf weitere Anweisungen.“
Whitman wandte sich zu ihm um und funkelte ihn an. Wegen des Lichts der Dampflampe hatten seine Augen einen orangefarbenen Schimmer, wie
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