Fleisch und Blut
Ziffern zu lesen. Zwei Stockwerke nach oben. Die Fußgängerbrücke zu American Airlines. Ich eilte die Treppe hoch, öffnete die Tür des Treppenhauses einen Spaltbreit und sah ihn vorbeischlendern. Aber er bog nicht nach rechts um die Ecke zu der Rolltreppe, die hinunter zu den Flugsteigen führt. Er ging geradeaus weiter auf die Armee falscher Nonnen und Prediger zu, die für nicht existierende Wohltätigkeitsvereine sammelten, warf eine Münze in einen Becher und lief rasch auf die Metalldetektoren zu.
Eine lange Schlange von Reisenden vor dem einzigen Gerät in Betrieb und ein verschlafen aussehender Sicherheitsbeamter, also kein Problem für mich, einen gewissen Abstand zu ihm zu halten. Ich beobachtete, wie Dugger sein Portemonnaie und seine Schlüssel in eine Plastikschüssel legte und die Sachen im Auge behielt, als er hindurchschritt. Aber die zwei Leute vor mir lösten den Alarm aus, und ich war gezwungen, auf der Stelle zu treten, während Dugger um eine Ecke verschwand.
Schließlich kam ich durch und marschierte flott durch Horden von Reisenden und Verwandten, Flugbegleitern und Piloten. Von Dugger war nichts zu sehen. In der Zwischenzeit, seit ich ihn aus den Augen verloren hatte, hätte er überall hingehen können - auf die Herrentoilette, in einen Laden, zu einem der Flugsteige.
Ich schlenderte durch den Korridor, versuchte gleichgültig auszusehen und hielt nach dem Aufblitzen eines hellbraunen Jacketts Ausschau. Dann kam ich zu einem Aufzug, der zu einer privaten Lounge führte - dem Admirals Club. Nur für Mitglieder. Eine Frau saß hinter einer Empfangstheke zur Rechten und arbeitete an ihrem Computer.
Dugger war ein reicher Junge - warum nicht? Wohlstand konnte auch der Grund für kein Gepäck sein: Vielleicht hatte er Zugang zu schlüsselfertigen Schlupflöchern in Aspen, in den Hamptons, Jackson Hole, Santa Fe.
Als ich mich dem Aufzug näherte, lächelte die Frau hinter dem Schalter. »Darf ich bitte Ihren Mitgliedsausweis sehen, Sir?«
Ich lächelte ebenfalls und trat den Rückzug an. Der Aufzug war von der Hauptversorgungsader des Terminals leicht einzusehen. Falls Dugger dort drinnen war, hatte ich keine Möglichkeit, sein Kommen und Gehen zu beobachten, ohne selbst entdeckt zu werden ... Nein, dort war er, keine zehn Meter vor mir, und trat aus einer Herrentoilette.
Ich duckte mich hinter einen Versicherungsautomaten und tat so, als studiere ich versicherungsstatistische Wahrscheinlichkeiten, während Dugger sein Taschentuch hervorzog und sich die Nase putzte. Ein erfreulicher, großer Schwung von Neuankömmlingen bot zusätzliche Deckung. Dugger verstaute das Taschentuch und konsultierte wieder seine Uhr. Blieb an einer Reihe von Monitoren stehen, die in eine Wand eingelassen waren, und ging weiter.
Überprüfte Ankunftszeiten.
Flog nicht irgendwohin. Traf sich mit jemandem.
Ich blieb hinter Dugger, als er den großen Empfangsbereich betrat - ein weiter, kreisförmiger, lauter Raum, um den herum dickbäuchige Jets andockten. Er kaufte eine Brezel an einem Kiosk, knabberte daran, runzelte die Stirn und warf den Rest in einen Abfallkorb.
Und eine weitere Konsultation seiner Uhr.
Nervös.
Ein mit einer Sauerteigbrot-Filiale kombinierter Zeitungsstand befand sich im Zentrum des Terminals, und ich platzierte mich an dem Taschenbuchständer, zog einen Stephen King heraus und steckte meine Nase hinein. Ich hatte Dugger voll im Blick, als er zum Gate 49A ging, bis an die Glaswand trat, die einen Blick auf die Rollbahn gestattete, und hindurchspähte. Eine große, dicke 767er stand in der Parkbucht.
Er ging hinüber zum Schalter, fragte die Frau vorn Bodenpersonal etwas, und sein Gesicht blieb ausdruckslos, als sie nickte. Es gab viele leere Sitze in der Wartehalle, aber er blieb stehen. Widmete seiner Uhr weitere Aufmerksamkeit. Warf einen weiteren Blick auf das Flugzeug.
Sehr nervös.
Ich war zu weit weg, um die Fluginformation am Gate 49A lesen zu können. Ich stellte das Buch zurück und schob mich näher heran. Die Flugnummer blieb verschwommen, aber ich konnte »New York« entziffern.
Dugger blieb eine Weile an der Glaswand stehen, bevor er noch ein bisschen auf und ab schritt. Zog an seinem Hemdkragen. Rieb sich oben über die Kopfhaut, wo das Haar sie im Stich gelassen hatte. Als die Tür zu 49A schließlich aufging, fuhr er leicht zusammen und eilte darauf zu.
Er drängte sich in die vorderste Reihe der zur Begrüßung angetretenen Menge und stand neben drei
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