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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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waren - ein Café aus grauem Holz, das einem übergroßen Köderschuppen ähnelte und auf einem Erdhügel oberhalb des PCH lag. Landeinwärts knapp hinter Big Rock, wo gewaltige Erdrutsche nach Regenfällen an der Tagesordnung sind und zehn Meter breite Strandgrundstücke für anderthalb Millionen Dollar weggehen. Die Inneneinrichtung bestand aus wackligen Picknicktischen auf einem mit Sägemehl bestreuten Fußboden, täglich gedruckten Speisekarten von der Brillanz eines High-School-Bulletins, Holzkohlengrills im Overdrive, bierseligen Dialogen. Der Raum war hoch genug, um ein klares Panorama des schwarzen Ozeans einzufangen, und falls die großmütterliche alte Kellnerin, die uns mit »Hallo, ihr Lieben« begrüßte, sich je Hoffnungen auf eine Karriere im Showbusiness gemacht hatte, dann lagen sie vor der Zeit von Technicolor.
    Mehrere Meilen vor Paradise Cove.
    Wir saßen eng zusammen an einem winzigen Tisch in der Ecke, schlemmten gemischte Meeresfrüchte vom Grill, frische Maiskolben, Sahnespinat, einen anständigen Chablis und einen schrecklichen Kaffee.
    Wir amüsierten uns großartig, und als Robin sagte: »Du scheinst ein bisschen entspannter zu sein«, verbarg ich mein Erstaunen und nickte unschuldig. Cheryl Dukes Nummer steckte in meiner Brieftasche, aber Robin durchsucht meine Sachen nie.
    Ich griff nach ihrer Hand. Sie erlaubte mir, sie einige Minuten zu halten, dann entzog sie sie mir, und ich fragte mich, ob ich weniger Olivier war, als ich mir selbst zugute gehalten hatte.
    »Alles okay?«, fragte ich.
    »Alles prima«, sagte sie. »Ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Immer noch?«
    »Ich denke schon.«
     
    Wir gingen ins Bett, ohne miteinander zu schlafen, und ich hatte eine unruhige Nacht.
    Am nächsten Morgen war sie lange vor mir auf, und als ich in der Küche eintraf, war sie mit Spike im Aufbruch begriffen.
    »Besorgungen?«, fragte ich.
    »Noch einmal Elvis. Er glaubt immer noch, er kann singen - pass auf dich auf.«
    »Du auch.«
    »Ich?«, sagte sie. »Für mich ist das nie ein Thema.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, war sie zur Tür hinaus.
     
    Von Milo hörte ich erst wieder um fünfzehn Uhr. »Was die Reisepläne von LeMoyne und Salander angeht, habe ich keine Fortschritte gemacht - bei Morris bin ich nicht weiter als bis zur Empfangssekretärin vorgedrungen -, und die Staatsanwältin, die Gretchens Fall bearbeitet hat, ist die Treppe nach Washington, D.C., raufgefallen. Ihre Assistentin hat ihren Platz übernommen, und sie sagt, dass ihr Kent Irvings Name nicht bekannt vorkommt. Ich hab sie gebeten, trotzdem nachzusehen - ich vermute mal, es besteht eine Chance, dass sie's tut. Ich hab sie generell nach Typen aus der Kleiderbranche gefragt, und sie gab zu, dass Gretchens Mädels den Märt bearbeitet haben - Käufer zufrieden stellen, solche Sachen. Aber der Hauptgrund für meinen Anruf ist, dass ich deinen Mafiakiller identifiziert habe.«
    »Man kennt ihn bei der Sondereinheit?«
    »Da brauchte ich gar nicht hinzugehen. Ich hatte die Fotos gestern Abend auf meinem Schreibtisch ausgebreitet, und als Rick reinkam, um mich zum Abendessen abzuschleppen, griff er sie sich und sagte: Woher kennst du Maccaferri?‹ Ein Dr. Maccaferri. Vorname Rene. Der Typ ist ein berühmter Arzt, Alex. Großes Tier in der Forschung, sitzt in Paris, aber er berät auch das National Cancer Institute. Rick erkannte ihn, weil er letztes Jahr ein Seminar von Maccaferri besucht hat. Prostatakrebs. Das ist sein Spezialgebiet.«
    »Oh«, sagte ich. »Tony ist krank.«
    »Und der pflichtbewusste Sohn ist zum Flughafen gefahren, um seinen Arzt abzuholen.«
    Ich lachte. »So viel zu meinen tollen Mafia-Theorien.«
    »Hey, du hast es versucht.«
    »Vielleicht ist auch der Rest wertlos ... Krebs - das ist der Grund, warum die Partys aufgehört haben. Warum Cheryl sagte, dass es keine mehr geben wird. Tony hat das Ruder an Anita übergeben, weil er nicht mehr in der Lage ist, den Laden zu schmeißen. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass Cheryl und die Kinder wieder zu ihm gezogen sind - die Geschichte mit dem Leck in der Gasleitung könnte ein Trick gewesen sein, um Tonys Krankheit unter Verschluss zu halten.«
    »Moment mal«, sagte er. »Maccaferri ist kein großer böser Mafiakiller, aber Lauren und eine Menge anderer Leute sind trotzdem tot. Also sollten wir nicht zu hastig sein. Und ich hab immer noch das Problem mit dem kleinen Andy Salander. Alex, je mehr ich über sein abruptes Untertauchen nachdenke,

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