Fleisch und Blut
hin, dass sie jemand mit Lauren in Verbindung bringt.«
»Aber jemand könnte unter Zeitdruck stehen. Tony Duke liegt im Sterben und möchte offene Probleme lösen, bevor das Testament eröffnet wird. Gibt es keine Möglichkeit, da reinzukommen - nur so weit, um sie abzuschrecken?«
»Was ich jetzt sofort tun kann, ist, Ruiz und Gallardo anzurufen und sie zu bitten, sich Jane Abbots Finanzen anzusehen. Wenn irgendeine Geldverbindung zwischen ihr und Duke verifiziert werden kann - falls Kopien der Briefe existieren, die sie ihm geschrieben hat -, käme das fast der Etablierung eines Motivs gleich und würde noch einen Besuch bei Dr. Dugger rechtfertigen, um bei ihm auf den Busch zu klopfen. Dabei besteht natürlich das Risiko, dass Dugger und Anita und der Schwager die Zugbrücke hochziehen, Beweise verschwinden lassen, sich hinter Anwälten verstecken und tun, was immer sie tun müssen.«
»Geld und Macht«, sagte ich. »Manche Dinge ändern sich nie.«
Er ließ den Motor an. »Leute in ihrer Position ... Warum sollte ich dich belügen? An sie ranzukommen wird nicht leicht sein.«
34
Robin war nicht zu Hause. Das beunruhigte mich. Außerdem fühlte ich mich erleichtert, und das setzte mir noch mehr zu.
Sie hatte eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen. »Alex, ich bin immer noch mit Du-weißt-schon-wem beschäftigt. Jetzt will sein PR-Mann mich noch für einige Fotos dabeihaben - wo ich ihm zeige, wie man die Gitarre hält, die genauen Fingergriffe ... Blödes Zeug, aber sie zahlen pro Stunde ... Nach der Fotosession, die lange dauern könnte, gehen wir vielleicht zusammen Abend essen. Ein Haufen Leute - er hat ein Gefolge. Vielleicht ins Rue Faubourg drüben in Hillhurst, du kannst mich dort später erreichen. Oder früher, hier im Studio - wir sind von der Villa zum Golden Horse Sound gefahren, hier ist die Nummer ... Alles Gute, Alex.«
Ich rief das Aufnahmestudio an, hörte die Voicemail, hinterließ eine Nachricht. Dachte an Baxter und Sage, als Robin zurückrief.
»Hi«, sagte ich.
»Hi. Tut mir Leid, dass es so lange dauert.« Sie klang müde und distanziert und kein bisschen so, als täte es ihr Leid.
»Alles in Ordnung?«
»Klar, und bei dir?«
»Du bist nicht immer noch sauer?«
»Warum sollte ich sauer sein?«
»Ich weiß nicht, vielleicht bin ich in letzter Zeit ein bisschen abwesend.«
»Nun ja«, sagte sie, »es ist ja nicht so, als wäre ich das nicht gewohnt.«
»Du bist sauer.«
»Nein, natürlich nicht - hör zu Alex, ich kann jetzt wirklich nicht reden, sie rufen mich gerade -«
»Ah, der Ruhm«, sagte ich.
»Bitte«, sagte sie. »Wir reden später miteinander - wir müssen wegfahren, zusammen. Ich meine nicht Abendessen und einen Orgasmus. Richtige Zeit - weit weg von hier - ein Urlaub, wie ihn normale Leute machen. Okay? Passt das in deinen Terminkalender?«
»Klar.«
»Bist du sicher? Denn womit auch immer du zu tun hattest - diese junge Frau hat dich in ein anderes Universum entführt.«
»Für dich habe ich immer Zeit«, sagte ich.
Schweigen. »Pass auf, ich werde nicht mit der Bande zum Abendessen gehen. Die machen eine große Sache daraus - Elvis und seine Trabanten. Wie im Sommerlager, alle tun alles zusammen. Aber ich will damit nichts zu tun haben, ich muss dabei nicht mitmachen.«
»Nein«, sagte ich. »Mach Schluss, tu, was du tun musst.«
»Und dich soll ich allein lassen? Ich weiß, du brauchst Einsamkeit, aber ich glaube, ich hab dir zu viel davon gegeben - das versuche ich dir klar zu machen. Wir haben beide die Dinge etwas schleifen lassen.«
»Ich war das«, sagte ich. »Du warst prima.«
»Prima«, erwiderte sie. »Du lobst mich vernichtend.«
»Ach, komm, Robin -«
»Tut mir Leid, ich schätze, ich ... fühle mich ein bisschen deplatziert.«
»Mach Schluss und komm nach Hause, und dann tun wir so, als wären wir normal, und planen einen Urlaub. Du bestimmst, wohin.«
»Irgendwo, nur nicht hier, Alex. Es ist doch nichts los, was durch ein bisschen Abhängen nicht auskuriert werden könnte, richtig?«
»Nichts«, sagte ich. »Alles wird wieder gut.«
Ich wartete, bis einige Zeit verstrichen war - bis der Klang ihrer Stimme, der Tonfall und der Inhalt endlich aufgehört hatten, in meinem Kopf widerzuhallen -, bevor ich den Zettel aus meiner Brieftasche herauszog.
Einundzwanzig Uhr fünfzehn. Die Fenster meines Büros waren schwarz, und ich hatte einen schwarzen Ozean vor Augen gehabt, kleine Gesichter, die in den Wellen auf und ab
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