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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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einer engen, hellen Strickjacke, weißem T-Shirt und weißer Jeans war sie von weitem zu erkennen. Sie schwang die Arme entschlossen, aber entspannt. Geschmeidig.
    Ich sagte: »Hier drüben« und ging auf sie zu.
    Sie sah mich an und winkte.
    Als ich vor ihr stand, lächelte sie. Die Strickjacke war aus rosarotem Kaschmir, gerafft über ihrer festen Taille, an der Brust unter Spannung stehend. »Ich hab mich so angezogen, damit du mich besser sehen kannst.«
    »Oh, gesehen hab ich dich schon.«
    Sie lachte, warf mir die Arme um den Hals und küsste mich auf die Lippen. Ihre Zunge presste sich zwischen meinen Zähnen hindurch, leckte meinen Gaumen ab, füllte meine Kehle und zog sich zurück. Sie warf den Kopf zurück und lachte. Wackelte mit der Zunge - riesig und spitz zulaufend -, bog die Spitze nach oben und fuhr sich damit über die Unterseite der Nase.
    »Siehst du«, sagte sie, »Größe spielt bei allen möglichen Dingen eine Rolle.« Eine Hand legte sich um meinen Hinterkopf, während scharfe kleine Zähne an meinem Kinn knabberten, und ich dachte an ihren Sohn, der sich an meinem Ohr festbiss. Eine Familie von Fleischfressern. Meine Arme hingen passiv herunter, und sie packte meine Hände und pflanzte sie auf ihren Hintern. Ihre Brüste behaupteten sich an meiner Brust, obstruktiv und unnachgiebig. Ihr Becken rotierte gegen meines; dann nahmen ihre Handflächen den Platz ihrer Brüste ein, als sie mich wegschob.
    »Das ist vorerst alles, was du bekommst.« Ihr Haar war offen, voll, vom Mond weiß gebleicht, und sie drehte sich einmal um sich selbst, um es angemessen in Szene zu setzen.
    »Mist.« Ich fühlte immer noch ihre Zunge in meiner Kehle.
    »Oh«, sagte sie. »Armer Schatz.« Sie schob mich noch einmal sanft von sich. »Warum sollte ich mich von dir ficken lassen? Wir kennen uns doch kaum.«
    »Man darf die Hoffnung nie aufgeben.«
    Lachend nahm sie meine Hand und führte mich zurück in Richtung des Baustellenchaos.
    »Wohin sind wir unterwegs?«, fragte ich.
    Sie zeigte auf die Reste des Piers. »Ich liebe es dort draußen - die Art, wie es im Nichts endet.«
    »Die Ewigkeit.«
    »Yeah.«
    Als wir uns dem zurückgezogenen Zaun näherten, fragte ich: »Ist es denn sicher?«
    Mehr Lachen. »Wer weiß?« Sie zog mich auf die zerbrochene Promenade, ließ meine Hand los und begann, über die verzogenen Bretter zu hüpfen. Ich fühlte das Holz unter meinen Füßen summend reagieren. Die Spitze meines Schuhs blieb an einem dicken Holzsplitter hängen, und ich hätte fast das Gleichgewicht verloren. Cheryl war ein gutes Stück vor mir und tanzte über Planken, zwischen denen genug Platz war, um schwarzes Wasser durchscheinen zu lassen. Ich sah zu, wie sie schneller wurde und schließlich auf das zerschmetterte Ende des Piers zulief, als wolle sie an einem Wettkampf im Turmspringen teilnehmen.
    Sie hielt nur wenige Zentimeter vor der Kante an, die Schultern zurückgeworfen, die Haare wild fliegend, die Hände auf dem Stück Fleisch abgestützt, das sich über der Taille ihrer Jeans nach innen bog. Ich erreichte sie in dem Moment, als sie ihre Arme kreuzte, Strickjacke und T-Shirt über den Kopf zog und beiseite warf. Die handgefertigten Brüste tanzten auf und ab wie Satteltaschen, als sich ihr Oberkörper vor Lachen schüttelte, die Nippel groß und erigiert und himmelwärts gerichtet wie die Wärme suchenden Waffen, die sie waren.
    Sie schob sich nach hinten, sodass die Absätze ihrer Sportschuhe über den äußersten Rand des Piers hinausragten. Höhenangst krampfte sich um meine Eingeweide, als sie leicht zu wippen begann, und ich wich zurück.
    »Ach«, sagte sie, »komm schon. Es ist ein tolles Gefühl.«
    »Ich glaube dir aufs Wort.«
    »Ist Fliegen nicht dein Ding?«
    »Heute Nacht nicht.«
    Sie wippte noch ein bisschen und breitete die Arme aus. »Wahrscheinlich in keiner Nacht. Und wenn ich nicht mit dir ficke, wenn du es nicht tust?«
    »Wie ich schon sagte. Oh, Mist.«
    Lauteres Kichern, aber unsicher, ein bisschen gekränkt.
    Sie begann sich seitlich an der Kante entlang zu bewegen. Sie atmete schnell und sprach mit leicht belegter Stimme. »Ziemlich cool, was? Ich konnte schon immer gut balancieren.«
    »Beeindruckend.«
    »Ich kann auch Schwerter schlucken.«
    »Warst du einige Zeit beim Zirkus?«
    »So was Ähnliches.« Sie erreichte das andere Ende, kam seitwärts wieder zurück, stand auf einem Fuß und bog den anderen hinter sich in den freien Raum. Ich sah zu, sagte kein Wort und fragte

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