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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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soir! Mel Abbot!« Mehrere Dezibel über der zögernden Telefonstimme von vor ein paar Stunden.
    Jane stöhnte leise. Abbot grinste.
    »Guten Abend, Sir«, sagte Milo und näherte sich dem Rollstuhl.
    »Les gendarmes«, sang Abbot. »Les gendarmes du Marseille, die Polizei, der steife Arm des Gesetzes.« Er reckte den Hals und versuchte, seine Frau über die Schulter hinweg anzusehen. »Ist der Alarm wieder ausgelöst worden, Liebste?«
    »Nein«, sagte Jane. »Das ist es nicht... Es ist etwas anderes, Mel. Etwas - Mel, etwas Schreckliches ist passiert.«
    »Na, na«, sagte Mel Abbot und zwinkerte uns zu. »Wie schrecklich kann es denn schon sein? Wir leben schließlich alle noch.«
    »Bitte, Mel -«
    »Na, na, na«, insistierte Abbot. »Na, na, na, na, süße Maus.« Er hob eine fast gelähmte Hand und grabschte erfolglos nach ihrer. Schließlich ergriff Jane seine Finger und schloss die Augen.
    Er zwinkerte uns wieder zu. »Erinnern Sie sich, als man Chevalier fragte: Wie fühlt man sich, wenn man achtzig wird? Und Chevalier sagt: Wie man sich fühlt?« Einstudierte Pause. »Ich sage Ihnen, wie man sich fühlt. Angesichts der Alternative fühlt man sich großartig!«
    »Mel -«
    »Na, na, Liebste. Was bedeutet schon ein weiteres Bußgeld für einen falschen Alarm? Asi es la vida, wer spielt, muss bezahlen, wir können es uns Gott sei Dank leisten.« Melville Abbot machte seine Hand los und schwenkte schlaffe Finger. Sein Kopf fiel nach vorn, aber er brachte ein weiteres Zwinkern zustande. »Die Hauptsache ist, dass alle am Leben sind, wie Chevalier sagte, als man ihn fragte, wie man sich fühlt, wenn man achtzig wird.« Zwinkern. »Und Chevalier sagt -«
    »Mel!« Jane sprang nach vorn und packte seine Hand.
    »Liebste -«
    »Keine Witze, Mel. Bitte. Nicht jetzt keine Witze mehr.«
    Abbots Augen traten hervor. Auf seinem zerknitterten Gesicht spiegelte sich der gedemütigte Ausdruck eines Kindes, das man beim Masturbieren erwischt hat.
    »Meine Frau«, sagte er zu uns. »Ich würde sagen, nehmen Sie sie mit, aber ich würde es nicht ernst meinen. Man kann nicht mit ihnen leben, man kann nicht ohne - State Trooper hält einen Typ auf dem Highway an, sagt der Typ: Ich bin nicht zu schnell gefahren, Officer. Sagt der Trooper: Harn Sie nich gemerkt, dass Ihre Frau vor einer Meile aus dem Auto gefallen ist? Sagt der Typ: Ach prima, ich dachte schon, ich wäre taub geworden.«
    Jane musste seine Finger gequetscht haben, denn er zuckte zusammen und sagte: »Au!« Sie kam um den Rollstuhl herum und kniete sich vor ihm auf den Boden.
    »Mel, hör mir zu. Etwas Schlimmes ist passiert - etwas Schreckliches. Mir ist es zugestoßen.«
    Abbots Augen verschleierten sich. Er sah uns Hilfe suchend an. Als wir schwiegen, fiel sein Unterkiefer nach unten. Ein übergroßes Gebiss mit zu weißen, zu perfekt ausgerichteten Zähnen unterstrich, wie ruiniert der Rest von ihm war.
    Er schmollte. Jane legte ihre Hände auf seine schmalen Schultern.
    »Was spricht gegen ein bisschen Frohsinn, Liebste? Was ist das Leben ohne ein bisschen Würze -«
    »Es geht um Lauren, Mel. Sie ist -« Jane begann zu weinen. Der alte Mann starrte auf sie hinab, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Berührte ihr Haar. Sie legte ihren Kopf auf seinen Schoß, und er streichelte ihre Wange.
    »Lauren«, sagte er, als wolle er sich mit dem Namen vertraut machen. Die Augen schlössen sich. Etwas bewegte sich hinter den Lidern - blätterte er einen mentalen Rolodex durch? Als sie wieder aufgingen, lächelte er. »Die Hübsche?«
    Jane sprang auf, und der Stuhl rollte mehrere Zentimeter zurück. Sie biss die Zähne zusammen, holte tief Luft und sprach sehr langsam. »Lauren, meine Tochter, Mel. Mein Kind, mein Baby - wie dein Bobby.«
    Abbot verarbeitete diese Information. Wandte sich ab. Schmollte erneut. »Bobby kommt mich nie besuchen.«
    Jane rief: »Das liegt daran, dass Bobby -« Sie brach ab, murmelte: »Herr im Himmel.« Küsste den alten Mann oben auf den Kopfhart, der KUSS hatte mehr von einem Schlag als von einer Liebesbezeugung - und bedeckte ihr Gesicht mit einer Hand.
    Abbot sagte: »Bobby ist Arzt. Wichtiger plastischer Chirurg - ein Michelangelo mit dem Messer, große Hollywood-Praxis, er weiß, wo all die Falten vergraben sind.« Sein Gesicht hellte sich auf, und er wandte sich seiner Frau zu. »Was hältst du davon, wenn wir zusammen frühstücken gehen? Wir alle? Wir quetschen uns in den Caddy, fahren zu Solly's und bestellen etwas ...« Eine

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