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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sekunde der Verwirrung. »... egal, mit Zwiebeln ... Omelette? Vielleicht mit Räucherlachs?« An uns gewandt: »Damit meine ich Sie, meine Herren. Das Frühstück geht auf mich, solange Sie uns keinen Strafzettel für den falschen Alarm geben.«
     
    Jane Abbot belog ihn, während sie ihn zurück zum Aufzug rollte. Schmiedete Frühstückspläne, sagte ihm, sie würden Räucherlachs und Zwiebeln bestellen, vielleicht Pfannkuchen - sie brauchte etwas Zeit, um sich zurechtzumachen, er sollte schon mal darüber nachdenken, was er anziehen wolle, sie wäre in ein paar Minuten wieder bei ihm.
    Die Tür des Aufzugs öffnete sich, und sie schob ihn hinein.
    »Ich ziehe eine Strickjacke an«, sagte er, als sich die Tür hinter ihnen schloss. »Eine von den guten, von Sy Devore.«
    Milo sagte: »Mannomann«, als wir wieder allein waren. Er unternahm einen weiteren Ausflug zum Bücherregal. »Sieh dir das an. Groucho, Milton Berle - der Bursche hat jeden gekannt. Hier ist ein Foto von einem lustigen Abend, den der Friars Club vor zwanzig Jahren für ihn veranstaltet hat ... Die Lichter werden tatsächlich dunkler, findest du nicht? Das taucht die Zukunft in ein rosiges Licht.«
    Ich untersuchte die Signaturen auf den Bildern. Picasso, Childe Hassam, Louis Rittman, Max Ernst. Eine kleine Zeichnung von Renoir.
    Der Aufzug ließ die Wände vibrieren, die Tür öffnete sich ächzend, und Jane Abbot eilte heraus, als fürchtete sie, darin zu ersticken. Ihre Augen waren eingesunken und entzündet, und sie sah alt aus; ich versuchte sie mir als junge Stewardess vorzustellen, der das Lächeln leicht fiel. »Es tut mir Leid, er ist einfach - es wird immer schlimmer. Oh, Gott!«
    Sie ließ sich auf das Sofa fallen und weinte leise. Hörte auf damit und redete mit gesenktem Kopf. »Bobby - sein Sohn - ist vor zehn Jahren gestorben. Ein Skiunfall. Er war Mels einziges Kind. Mels Frau - Doris - war schon eine Weile krank. Schwere Arthritis, sie wurde zeitweise so steif, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Nach Bobbys Tod ging es ihr schlechter, und schließlich musste sie rund um die Uhr betreut werden. Nach meiner Scheidung machte ich eine Ausbildung als Krankenschwester, legte meine Prüfung ab und bot meine Dienste Privatleuten an. Ich kümmerte mich um Doris, bis sie starb. Eine wundervolle Frau, hat nie ihren Mut verloren. Fünf Jahre lang habe ich sie betreut, an manchen Tagen in zwei Schichten. Im Grunde bin ich hier eingezogen. Mel war älter als sie, aber damals noch in bester Verfassung. Wir sind alle hervorragend miteinander ausgekommen. Er hatte einen wunderbaren Sinn für Humor - den hatten sie beide.«
    Sie kratzte sich an der Wange. »Früher war der Mann der reinste Sonnenschein. Und brillant. Er hatte ein Repertoire von Tausenden von Witzen, konnte sie je nach Kategorie herunterrasseln - er wusste mindestens zwanzig Gags, egal zu welchem Thema. Nach Doris' Begräbnis bin ich ausgezogen und habe einen Job in einem Altersheim angenommen. Zwei Monate später rief Mel mich an. Als er mich ausführen wollte, dachte ich, es sei um der alten Zeiten willen - um mir zu danken. Als er geschniegelt und gestriegelt vor meiner Wohnung stand, war ich verblüfft, regelrecht schockiert. Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wollte ihn nicht verletzen, also bin ich mit ihm ausgegangen. Er nahm mich mit ins Palm, wir aßen Steaks, tranken ausgezeichneten Wein, und am Ende war es der schönste Abend meines Lebens. Er war ... Wir sind lange Zeit miteinander befreundet gewesen. Schließlich habe ich mich vor zwei Jahren bereit erklärt, ihn zu heiraten. Seinetwegen habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Ich weiß, der Altersunterschied ist... aber der Schein trügt.«
    »Es besteht kein Erklärungsbedarf, Ma'am.«
    »Klar besteht der«, erwiderte sie. »Es besteht immer Erklärungsbedarf. Ich weiß, dass Sie denken, es handle sich hier um einen weiteren Fall, wo eine jüngere Frau einen alten Mann nur des Geldes wegen geheiratet hat. Aber das stimmt nicht. Mel ist gut betucht, allein seine Kunstsammlung ... Aber wir haben einen Ehevertrag, und ich kenne mich in seinen Finanzen nicht aus - will mich darin nicht auskennen. Ich bekomme ein monatliches Taschengeld. Ich habe ihn nie gebeten, sein Testament zu ändern. Er ist der netteste Mann der Welt. Bis vor kurzem hatten wir -«
    »Ma'am -«
    »einfach eine wundervolle Zeit. Wir unternahmen Reisen, gingen auf Kreuzfahrten, genossen das Leben. Lauren hat ihn nur ein paar Mal getroffen, aber sie

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