Fleisch und Blut
und sie hatte ihr Gesicht von allem Make-up befreit. Ihre Augen sahen immer noch müde aus, und ihre Lippen waren aufgesprungen. Ein winziger Pickel, den ich zuvor nicht bemerkt hatte, war auf ihrer Stirn aufgeblüht. Ich kroch ins Bett, schmiegte mich an sie, roch Zahnpasta-Atem und einen ganz schwachen Hauch von Schweiß. Als sie sich von mir wegzudrücken begann, küsste ich sie, berührte sie.
»Ich sehe grauenhaft aus - ich hatte nicht vor zu ...«
Dann seufzte sie, raffte ihr Nachthemd hoch, zog mich an sie, hielt mich fest. Sie war feucht, als ich in sie eindrang, kam rasch, knabberte an meiner Brustwarze und schaukelte das Vergnügen aus mir heraus. Als ihr Körper sich von meinem löste, war sie bereits eingeschlafen. Ich lag auf dem Rücken da, fühlte das Pochen meines Herzschlags, fühlte mich allein. Sie begann leise zu schnarchen, und ihre Hand kroch über das Bettlaken, berührte meinen Arm, fand meinen Zeigefinger. Ihr kleiner Finger legte sich um ihn und klammerte sich fest.
Tief im Schlaf versunken, hatte sie meinen Finger hart im Griff.
Ich wagte nicht, mich zu rühren, und wartete auf den Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde ich wach und wusste, dass ich geträumt hatte, musste aber um die Bergung von Einzelheiten kämpfen. Irgendwas mit einer Party ... Palmen, blaues Wasser, nacktes Fleisch. Oder bildete ich mir das nur ein?
Ich duschte sehr heiß, zog mich an, machte Kaffee und nahm ihn mit in Robins Atelier. Sie hatte ihre Schutzbrille aufgesetzt und den Overall angezogen, stand kurz davor, mit einer neuen Mandoline in die Spritzkabine zu gehen, und täuschte Geduld vor, als sie mich erblickte. Nach ein paar mit Kaffeeschlürfen und Plaudern verbrachten Minuten ließ ich sie in Ruhe und ging ins Haus zurück. Dachte wieder über Partys nach. Tony Dukes Lebensstil. Die Art Reichtum, die eine junge Frau wie Lauren attraktiv finden könnte. Die eine noch größere Verlockung für die Olivenkönigin von Santo Leon darstellen würde. Hatte Shawna Yeager sich die Geschichte mit dem Gang zur Bibliothek ausgedacht, um damit ihre Teilnahme an einer Party auf dem Duke-Anwesen zu vertuschen?
Ich fuhr zur Uni, lief in die Forschungsbibliothek, entlieh Microfiche-Rollen der L. A. Times und durchsuchte die Gesellschaftsspalten nach einer Erwähnung irgendwelcher Partys, die Tony Duke im Lauf des vergangenen Jahres gegeben hatte.
Nichts.
Wenn man Dukes Ruf in Betracht zog, erschien das merkwürdig, und daher besorgte ich mir die Rollen des Vorjahres und sah weitere sechs Monate durch, in denen immer noch keine Feten oder Veranstaltungen zur Spendenbeschaffung in dem Malibu-Anwesen Erwähnung fanden.
Vielleicht gab es bestimmte Partys, über die auf Tony Dukes Veranlassung nicht in den Zeitungen berichtet wurde. Vielleicht hatte der König des leichten Lebens aber auch seine Lebensweise geändert, nachdem er noch einmal Vater geworden war.
Ich suchte weiter und entdeckte schließlich eine Feier, die vor fast zwei Jahren stattgefunden hatte. Eine Benefizveranstaltung »mit Starbesetzung« für eine der Redefreiheit verpflichteten Organisation hatte Duke einen Zweispalter im Gesellschaftsteil eingebracht, der begleitet wurde von Fotos des großen Mannes, zahlreicher Darlings und verschiedener Leinwandgrößen - der PR-Traum eines Schönheitschirurgen. Auch Anita Duke war abgebildet, die hinter ihrem Vater stand und einen konservativen Hosenanzug sowie das gleiche nervöse Lächeln zur Schau trug, während sie auf ihren Vater hinabsah.
Seine Aufmerksamkeit war anderswo. Er hatte zwei Kinder auf dem Schoß - ein pummelig wirkendes Baby, das nur ein paar Monate alt war, und einen zweijährigen Jungen mit einem rundlichen Gesicht, das von Quellwölkchen aus vanillefarbenen Ringellocken umgeben war. Keine lässigen Klamotten für Dad - er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte. Das Toupet war verschwunden, und sein kahler Kopf war zu vollem, schimmerndem Glanz entblößt. Älter und kleiner als auf den offiziellen Duke-Fotos - so, wie er in der Zeitung getroffen war, ähnelte der große Mann vor allem einem idealen Großvater.
»Vaterstolz«, lautete die Bildunterschrift. »Zeitschriftenmogul Marc Anthony Duke entspannt sich mit Tochter Anita und ihren Halbgeschwistern Baxter und Sage. Nur die Abwesenheit von Sohn Ben verhinderte, dass der Abend die Familie vollständig wieder vereinte.«
Sohn Ben.
Ich lief aus dem Mikrofilmraum und rannte zu den Regalen mit den
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