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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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macht, dass sie mich seit der Benachrichtigung kein einziges Mal angerufen hat. Das ist ebenfalls untypisch, Alex. Im Fall eines normalen Mordes in der Mittelschicht werde ich mit Anrufen bombardiert: Welche Fortschritte wurden gemacht, wie lange dauert es, bis die Autopsie abgeschlossen ist, wann können wir die Bestattung des Leichnams veranlassen. In der Regel besteht mein Problem darin, den Psychodoktor und Sekretär zu spielen und trotzdem meine Arbeit zu erledigen. Diese Lady ruft mich nicht nur nicht aus freien Stücken an, sie nimmt sich nicht mal die Zeit zurückzurufen.
    »Soll heißen?«
    »Das soll heißen: Gibt es noch irgendwas, das ich über sie wissen sollte?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich kenne sie kaum. Kannte Lauren kaum.«
    Er bedachte mich mit einem kalten Lächeln. »Und sieh nur, was es dir gebracht hat.«
    »Der Preis des Ruhms.«
    »Yeah - Alex, ich will damit wohl sagen, dass irgendwas mit Mrs. Abbot nicht - vielleicht weiß sie etwas, womit sie nicht rausrückt. Die Verbindung zu Duke ist schön und pikant, aber was wäre, wenn das alles irgendwie mit Laurens Familie zusammenhängt - ihre Mutter und dieses Arschloch von einem Vater, was auch immer. Ich habe den alten Lyle ein bisschen überprüft. Zwei Strafzettel wegen Alkohol am Steuer, mehr nicht. Trotzdem, du weißt besser als sonst jemand, dass es keine glückliche Familie war. Gibt es noch irgendetwas, was ich mir ansehen sollte?«
    Ich dachte darüber nach, während der Sunset anstieg und die Auffahrt zum Highway 405 erschien. Milo stieg aufs Gaspedal, und der Wagen machte einen Satz, erzitterte und schaltete in den höheren Gang.
    »Vielleicht hat Mrs. Abbot nicht zurückgerufen, weil sie sich zurückgezogen hat«, sagte ich.
    »Mit ihrem Mann? Wohin? Sie sind beide in ein Altersheim eingezogen? Ist das die Antwort auf meine Frage? Verschwende deine Zeit nicht im Valley.«
    »Mir fällt sonst nichts ein.«
    »Okay.« Die Knöchel seiner Hände, mit denen er das Lenkrad umklammerte, traten weiß hervor, während er auf den Freeway raste, dabei knapp einen Jaguar verfehlte und ein zorniges Hupkonzert auslöste. »Leck du mich auch«, sagte er zum Rückspiegel. »Alex, nehmen wir an, es gibt kein großes Familienproblem. Aber was ist, wenn Lauren pikante Informationen über Dugger oder Duke oder egal wen in die Finger bekam und sie an ihre Mutter weitergab? Vielleicht reagierte Mrs. Abbot zu heftig, sagte ihr, sie solle den Mund halten, oder was auch immer, und das war die Sache mit der Kontrolle, worüber Lauren mit Salander gesprochen hat.«
    »Lauren war jahrelang nicht mehr zu Hause gewesen«, sagte ich. »Sie hatte gerade wieder Verbindung mit ihrer Mutter aufgenommen. Ihr Verhältnis war noch ziemlich kühl. Das passt nicht recht dazu, dass sie ihr irgendwelche explosiven Geheimnisse anvertraut, aber wer weiß? Wenn das Klima rauer wird, suchen die Küken manchmal Zuflucht im Hühnerhaus.«
    »Also hat Mrs. Abbot vielleicht nicht zu mir Kontakt aufgenommen, weil sie Angst hat. Sie hat eine Ahnung, was zu Laurens Tod geführt hat, und macht sich Sorgen, dass es auch für sie gefährlich werden könnte. Das wäre dann Grund genug für sie, irgendwelche Hinweise zum Mord an Lauren zurückzuhalten - ich weiß, ich weiß, jetzt bin ich derjenige, der Hypothesen aufstellt. Aber wenn ich mit Dugger fertig bin, will ich auf jeden Fall noch mal mit ihr sprechen.«
    »Das klingt sinnvoll«, sagte ich.
    Er grinste. »Beweistechnisch klingt es nicht sinnvoll, aber vielen Dank für die emotionale Unterstützung. Ich zapple herum wie ein Fisch auf dem Trockenen - ich weiß, Dugger wäre dir lieber, aber mir kommt er einfach nicht verdächtig vor. Ich merke nichts von Schuldgefühlen. Er hat zwar heftig auf die Neuigkeit von Laurens Tod reagiert, aber ich hatte den Eindruck, dass es genau das war: eine Neuigkeit. Okay, er hat geschwitzt, und vielleicht hatten er und Lauren tatsächlich was miteinander - mal sehen, ob sich jemand in einem dieser Restaurants in Newport an ernsthaftes Geschmuse erinnert. Aber trotzdem sondert er nichts von diesem Geruch ab, der von Furchthormonen herrührt. Er ist deprimiert, nicht starr vor Schreck ... Ach, zum Teufel, er könnte ein klassischer Psychopath sein - hat sie gefesselt, erschossen, abgeladen und danach einen Schokoriegel gegessen, und ich lasse mich an der Nase rumführen wie ein Tanzbär. Ist dir irgendwas aufgefallen, das ein solches Maß an Verstörtheit nahe legt? Ich meine, du hättest die Exfrau

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