Fleisch
informiert worden. Am zweiten Tag hatten einige Blut im Urin und klagten über Benommenheit. Am dritten Tag hatten mehrere extrem starke Schmerzen. Einige halluzinierten. Es gab zwei Anfälle.“
„Wann wurden Sie hinzugezogen?“
„Heute Morgen. Am vierten Tag.“
Platt wurde erst jetzt bewusst, dass er seinen Teller mit dem halb gegessenen Burger zur Seite geschoben hatte. Seine Hände unter dem Tisch hatten sich zu Fäusten geballt. Er spürte, dass sich sein Herzschlag beschleunigt hatte und Schweiß seinen Rücken hinabrann. Es konnte doch nicht schon wieder geschehen! Unmöglich! Vor nicht einmal zwei Monaten waren in Pensacola in Florida Dutzende von Soldaten, die aus dem Irak und Afghanistan zurückgekehrt waren, erkrankt und mehrere gestorben, nachdem sie an verletzten Gliedmaßen operiert worden waren. Die Symptome waren ähnlich gewesen. Es hatte sich herausgestellt, dass es an einer Verunreinigung chirurgischen Gewebes gelegen hatte, die niemand erwarten oder vorhersagen hätte können. Die Vorstellung, dass sich eine ähnlich massive Verunreinigung erneut zugetragen haben könnte, diesmal an einer Highschool, verursachte Platt Übelkeit.
Bix fuhr fort: „Die meisten Krankheiten, die mit Lebensmitteln zu tun haben, betreffen Menschen mit schadhaftem oder schwachem Immunsystem – oft Senioren oder Kinder. Aber hier handelt es sich um Jugendliche, die zwar immer nochetwas anfälliger sind, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist, aber sicher nicht einer Risikogruppe angehören. Und womit auch immer wir es hier zu tun haben – es wirkt schneller und stärker als alles, was mir bislang untergekommen ist.“
„Gab es Todesfälle?“ Platt fürchtete sich vor der Antwort.
„Nein. Es ist eigentlich noch zu früh, um das zu sagen, aber ich glaube auch nicht, dass es welche geben wird, weil die allermeisten zunächst einmal relativ gesund sind. Was nicht heißen soll, dass es für einige keine Langzeitfolgen haben könnte. Ein knappes Dutzend liegt im Krankenhaus, und ich habe die Quelle der Verunreinigung immer noch nicht gefunden. Ich habe die Küche eigenhändig auseinandergenommen. Neben ein paar fragwürdigen Hygienedingen habe ich nichts gefunden, was diese Art von Erkrankung rechtfertigen würde.“
„Was ist mit den Angestellten, die in der Küche gearbeitet haben?“
Bix zuckte die Achseln. „Wäre möglich, aber wir haben sie alle befragt und getestet. Keiner war erkrankt. Könnte es sein, dass einer von ihnen verunreinigt hat, was er servierte, weil er auf die Toilette gegangen war und sich weder die Hände gewaschen noch die Einweghandschuhe angezogen hat? Schwer zu sagen, wenn man erst drei Tage später kommt. Aber der Krankheitsverlauf ist in diesem Fall so schwer, dass ich der Meinung bin, es handelt sich um ein Lebensmittel, das bereits verseucht war, als es gegessen wurde. Die ersten Reaktionen kamen so schnell, dass die Bakterien wohl schon fest im Essen etabliert und bereit waren.“
„Wurde in den Resten etwas gefunden?“
„Es gab keine. Es war immerhin Tag vier. War alles bereits entsorgt und der Müll abgeholt.“ Bix ließ seine Hände hoffnungslos fallen. „Ich habe die Liste dessen, was serviert wurde, und die der Lieferanten. Ich könnte endlose Stunden damit verbringen, zu eruieren, ob die Verunreinigung während des Herstellungsprozesses geschah oder während der Lagerung oder inder Schulküche. Und diese Schulen kriegen ihr Zeug von überallher, nicht nur von einem Verteilerzentrum. Es ist zum Verrücktwerden!“
„Es kann aber doch nicht das erste Mal sein, dass sich so etwas zuträgt.“
„Der CDC erfährt von so etwas nur, wenn die Kinder ins Krankenhaus kommen oder es Todesfälle gibt. Wir hatten seit Monaten keine entsprechenden Berichte mehr. Die Schulen informieren uns allerdings sowieso immer sehr zögerlich. Und Kinder werden einfach oft krank.“
„Aber abzuwarten, bis es zweiundvierzig sind, ist sicher nicht angebracht. Was hat denn die Untersuchung der Erkrankten ergeben?“
„Ich habe Ihnen bereits gesagt, was wir nicht gefunden haben: einen der gewöhnlichen Bakterienstämme. Meine Laboranten in Atlanta arbeiten noch daran. Es könnten Salmonellen sein, aber keine Art, wie wir sie für gewöhnlich haben. Erinnern Sie sich an den Spinatrückruf 2006? Zweihundertfünf Fälle. In sechsundzwanzig Bundesstaaten. Einhundertzwei Patienten im Krankenhaus. Und fünf Tote. Gott sei Dank nur fünf! Damals war es E. coli O157:H7,
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