Fleisch
gegenseitig zu unterstützen.
„Danke, dass Sie das Auto gebracht haben.“
„Kein Problem. Wir haben der Niederlassung in Scottsbluff die Umstände erklärt und einen Reserveschlüssel bekommen.“ Er griff in seine Tasche und reichte ihn ihr. „Der Filialleiter hat auch den Mietpreis im Computer geändert. Er hat gesagt, sie würden Ihnen nur das Wochenende berechnen, Sie bräuchten es aber erst Ende nächster Woche zurückzubringen, wenn Sie es so lange benötigen.“
„Ein guter Deal. Bekommt die State Patrol Rabatt?“
„Wir tun, was wir können.“ Er tippte sich an die Hutkrempe und erlaubte sich schließlich ein Lächeln. „Es gibt allerdings einen Haken: Ich brauche eine Rückfahrgelegenheit nach North Platte. Ich dachte, Sie würden vielleicht ohnehin an den Obduktionen teilnehmen wollen. Oder müssen Sie nach Denver zurück?“
Sie hatte von Assistant Director Kunze nichts mehr gehört, allerdings hatte sie auch nicht nach entgangenen Anrufen und Mails geschaut. Am einfachsten wäre es gewesen, alles zu übergeben und zu verschwinden. Donny und die State Patrol waren mehr als kompetent. Sie konnte noch vor Einbruch der Nacht in Denver sein, im Tagungshotel einchecken, eine warme Dusche nehmen, den Zimmerservice anrufen und dann bestens ausgeruht sein, um morgen und am Samstag ihre Seminare abzuhalten. Niemand würde ihre Entscheidung hinterfragen. Skylar würde ihre Abwesenheit wahrscheinlich willkommen heißen.
Sie sah, dass er in ihre Richtung blickte. Zuvor hatte er ihr unter der Veranda hervorgeholfen, aber als sie ihre Nachrichtüberbrachte, war er zurückgetreten und hatte den Kopf geschüttelt, als wäre es irgendwie auch ihre Schuld.
Sie betrachtete die Boshs, die sich gegenseitig stützten und warteten, während die Rettungskräfte sich organisierten und ihre Anstrengungen konzentrierten. Maggie war sich beinahe sicher, dass toxikologische Tests eine Überdosis einer Art von Droge erweisen würden. Es gab keinen Grund, den Haushalt des Countys mit einer weiteren Obduktion zu belasten. Ja, Denver klang allmählich nach einer guten Idee. Nach den Obduktionen.
Sie bat Donny, sie nach North Platte zu fahren.
„Vielleicht können wir noch kurz bei einem Lebensmittelladen haltmachen, bevor es losgeht“, meinte er, als sie sich ins Auto setzten.
„Ja, ich könnte eine Cola vertragen.“
„Ihr Koffer ist übrigens im Kofferraum.“
„Danke.“
„In dem Geschäft am Highway gibt es einen großen, sauberen Waschraum.“
Nun sah sie ihn an und zog eine Augenbraue hoch. „Investigator Fergussen, wollen Sie damit sagen, dass ich schlecht rieche?“
Sie bemerkte, dass er am Hals errötete.
„War nur ein Vorschlag.“
Natürlich kam der Anruf von Assistant Director Kunze ausgerechnet in dem Moment, als Maggie in dem „großen, sauberen Waschraum“ stand und gerade ihre schmutzigen Kleider – alle ihre Kleider – ausgezogen hatte. Sie überlegte kurz, ob sie den Anruf wegdrücken und ihn auf die Mailbox sprechen lassen sollte. Schließlich wusste sie ohnehin, was er zu sagen hatte. Sie kontrollierte noch einmal, dass die Tür wirklich verschlossen war, und nahm das Handy.
„Maggie O’Dell.“
„Bitte sagen Sie mir, Agent O’Dell, dass Sie in Denver oder auf dem Weg dorthin sind!“
„Es gab eine kleine Verzögerung.“ Sie hatte ihn in der Nachricht, die sie auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, in Grundzügen über den Fall informiert.
„Ich bin sicher, dass die örtlichen Behörden Ihren Einsatz zu schätzen wissen, nun aber durchaus in der Lage sind, die Ermittlungen zu übernehmen.“
„Einer der überlebenden Jugendlichen hat Selbstmord begangen.“
Sie wusste selbst nicht genau, warum sie damit herausgeplatzt war. Eine alte Gewohnheit. Bei Cunningham wäre das ganz natürlich gewesen. Er hätte forsch, aber fundiert geantwortet. Es wäre für Maggie die Vergewisserung gewesen, dass sie die Guten waren und Maggie alles getan hatte, was möglich war. Er war ihr Boss gewesen, ihr Anführer, und er hatte seinen Agenten die Hölle heißgemacht, wenn sie es verdienten, aber er hatte sich auch um sie gekümmert, als wären sie seine Kinder. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich auf seinen Rückhalt verlassen hatte, bis er nicht mehr da war.
Darüber dachte sie nach, während sie darauf wartete, dass Kunze sie kritisierte, belehrte oder erniedrigte. Doch dann sagte er etwas völlig Unerwartetes.
„Wie kann ich Sie beschützen, wenn Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher