Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava

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bringen?“
    „Familienunternehmen, seit fünfzig Jahren im Geschäft. Ich habe versucht, vom Ministerium die Kontrollunterlagen zu besorgen, und habe zu hören bekommen, dass ich eine schriftlicheAnfrage einzureichen hätte, weil die Unterlagen geschützte Informationen enthalten.“
    „Warum werden die denn nicht einfach geschwärzt?“
    „Genau das werden sie auch, aber erst, nachdem wir den Antrag gestellt haben.“
    „Ich dachte, Baldwin würde uns alles zur Verfügung stellen, was wir brauchen?“
    „Ja, das hat sie gesagt. Aber so früh am Morgen konnte ich sie noch nicht erreichen. Ich habe ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sie sich verdammt noch mal bei mir melden soll. Dass wir sofort eine Warnung und einen Rückruf von Taco-Fleisch an alle Schulen schicken müssen.“
    „Und?“
    „Bis ich das Handy ausschalten musste, habe ich nichts von ihr gehört.“
    „Gestern hat sie ehrlich bemüht geklungen. Geben Sie ihr die Chance, das Richtige zu unternehmen.“
    „Tue ich doch. Sie hatte fast achtundvierzig Stunden.“

45. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Mary Ellen hasste es, dass sie ihren Mann und ihren Sohn, die beide noch tief schliefen, verlassen und sich aus dem Haus schleichen musste. Sie hatte die beiden am Abend zuvor schon kaum gesehen. Und nun stand sie wieder vor der Tür des Konferenzraums – am Samstagmorgen. Drinnen war alles bereit, alle Requisiten waren sortiert und geordnet, Kaffee und Gebäck gedeckt. Alle waren da, alle außer Irene Baldwin. Wieder einmal ließ sie sie bei einer Krisensitzung warten, die sie selbst einberufen hatte.
    Seit gestern Abend fühlte Mary Ellen sich am Rande der Erschöpfung. Es half auch nichts, dass sie heute Morgen schon drei Tassen Kaffee getrunken hatte. Sie hatte Sodbrennen, und ihre Nerven lagen blank. Eigentlich wollte sie wütend sein auf Benjamin Platt, aber alles, woran sie denken konnte, war, wie verdammt gut er aussah. Sie sollte sich zumindest über den miserablen Ausdruck freuen, der auf seinem Gesicht gelegen hatte, als er erfahren hatte, dass sie verheiratet war und ein Kind hatte.
    Als sie letzte Nacht neben ihrem wunderbaren Ehemann gelegen hatte, mit ihrem kleinen süßen Jungen im Zimmer nebenan, hatte sie sich gesagt, dass sie die glücklichste Frau der Welt war. Sie hatte eine zweite Chance bekommen, um alles richtig zu machen. Und furchtbare Fehler ungeschehen werden zu lassen. Aber als sie die Augen schloss, stellte sie schockiert fest, dass alles, woran sie denken konnte, Benjamin Platt und sein starker, schlanker Körper waren und dass sie sich noch äußerst lebendig daran erinnern konnte, wie es sich anfühlte, ihn zu lieben. Sie rief sich selbst zur Ordnung, war dann aber zu erschöpft, um sich gegen ihren Gedanken zu stemmen, und hätte beinahe aufgegeben. Stattdessen kuschelte sie sich an den Rücken ihres Mannes, drückte ihre Wange an sein Schulterblatt und hoffte, einschlafen zu können.
    „Wychulis.“
    Irene Baldwins Absätze klackerten durch den Flur. Sie sah aus wie eine Frau, die acht Stunden geschlafen und keine drei Tassen Kaffee nötig gehabt hatte. Aber bei genauerem Hinsehen stellte Mary Ellen fest, dass der Versuch ihrer Chefin, die Fältchen um die Augen mit Make-up zu verbergen, nicht ganz gelungen war.
    „Haben Sie schon etwas vom Minister gehört?“
    „Nein.“
    „Natürlich nicht. Er gibt eine lächerliche Erklärung ab wie gestern Abend, und wir müssen den Schaden begrenzen.“
    Mary Ellen sagte nichts. Ihr ehemaliger Chef, der jetzige Minister, musste die nötigen Beweise vorliegen gehabt haben, um so eine Pressemitteilung herauszugeben.
    „Ist hier alles bereit?“
    „Ja.“
    Baldwin öffnete die Tür zum Konferenzraum und hielt inne. Sie blieb im Türrahmen stehen, und Mary Ellen wäre beinahe in sie hineingelaufen.
    „Guten Morgen allerseits! Danke, dass Sie gekommen sind! Wir sind sofort bei Ihnen.“
    Dann zog Baldwin die Tür wieder zu und bedeutete Mary Ellen, ihr den Flur entlangzufolgen. Sie blieb erst stehen, als sie das ruhige, verlassene Ende erreicht hatten.
    „Wer, zur Hölle, sind die alle?“
    „Sie haben darum gebeten, das Rückrufskomitee einzuberufen. Dies sind die ständigen Mitglieder.“
    „Das müssen ja ein Dutzend Leute sein.“
    „Vierzehn, um genau zu sein. Joseph Murray hat zwei seiner Fachleute mitgebracht und Karena McFerris ihren stellvertretenden Inspektionsleiter. Worum soll es bei dem Rückruf denn genau gehen?“
    „Wahrscheinlich um