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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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geheuer. Mit dem Rätsel von Lokan Krayls Tod hatte sie sich schon befasst, bevor sie Dagan kennengelernt hatte. Alles schien auf eine Neuauflage des Mordesan Osiris vor vielen Jahrtausenden hinzuweisen. Wie Osiris war Lokan zerstückelt worden. Aber wenn es so war und wie bei Osiris seine Gliedmaßen überallhin verstreut worden waren, fragte sich doch, wer sich die Mühe gemacht hatte, wenigstens einige der Leichenteile wieder zusammenzusammeln und fein säuberlich in eine Bleikiste zu legen, auf deren Deckel der Name der Isis eingraviert war.
    Ein unbehagliches Gefühl machte sich plötzlich in ihr breit. Irgendetwas war da draußen. Es war, als ob jemand sie belauerte. Roxy fuhr ihre Antennen aus, konnte aber keine Anzeichen von übernatürlichen Kräften orten. Derlei hatte sie vor nicht allzu langer Zeit schon einmal erlebt. In jener Nacht war es Dagan gewesen, der seine Kräfte nach außen abgeschirmt hatte, wie alle Seelensammler es konnten. Ein Reaper konnte es aber dieses Mal nicht sein. Keiner würde es wagen, Roxy nachzustellen, eben weil sie jetzt mit Dagan zusammen war. Und doch sagte ihr ein Bauchgefühl, dass jemand in ihre Gefilde eingedrungen war.
    Zeit, den roten Teppich auszurollen.
    Sie schwang sich von der Brüstung und kletterte im Innern des Turms die Eisenleiter hinab. Unten zögerte sie eine Sekunde lang, bevor sie die schwere alte Eichentür aufstieß, die vom Turm in ihr Wohnzimmer führte, und eintrat.
    Dort blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihr gegenüber stand auf der anderen Seite des Raums eine Frauengestalt. Sie war in ein langes, wallendes Gewand ähnlich einer Mönchskutte aus rotem, mit Schwarz durchwirktem Purpur gekleidet. Die Kapuze war tief heruntergezogen und verbarg das Gesicht. Sichtbar über diesem Gewand trug die Gestalt eine Kette mit einer goldenen Kartusche daran.
    Instinktiv zog Roxy das Messer, das sie hinten im Gürtel trug.
    „Keine Angst, dir geschieht nichts. Ich komme in Frieden. Jedenfalls fürs Erste.“ Auch die Stimme war die einer Frau.
    Ehe Roxy reagieren konnte, riss es ihr das Messer aus der Hand, als hätte jemand an einem unsichtbaren Nylonfaden gezogen.Die Waffe segelte durch die Luft, und in unglaublicher Geschwindigkeit fing die Frau sie am Griff auf. Im nächsten Augenblick war der Dolch verschwunden. Roxy hatte noch nicht einmal die Hand der anderen sehen können, so schnell war es passiert.
    Aber sie fasste sich schnell wieder, stellte sich, eine Hand in die Seite gestemmt, in Positur und meinte zu der Verhüllten: „Unter einem friedlichen Besuch stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor.“
    „Roxy Tam.“ Es war unheimlich. Roxy hörte zwar die Stimme, aber gleichzeitig tönten die Worte auch in ihrem Kopf, als kämen sie von innen. „Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich.“
    An ihre Mutter erinnert zu werden, versetzte Roxy einen Stich.
    „Und du trägst ihren Anhänger.“
    „Was weißt du von meiner Mutter?“, entgegnete Roxy schroff.
    „Dass wir sie verloren haben. Ein tragischer Verlust, der uns genauso schmerzt wie dich.“
    Roxy schwieg. Sie blieb auf der Hut.
    „Deine Mutter war uns sehr lieb, auch wenn sie den letzten Schritt nicht getan hat, um zu uns zu gehören. Sie war erwählt, aber sie hat nie das erste Blut genommen und die Wandlung durchgemacht.“
    „Sprichst du von ihrem Zeichen auf dem Unterarm, dem Ankh? Ihretwegen habe ich es mir auch gestochen, an derselben Stelle.“ Roxy schob den Ärmel hoch und zeigte ihr schwarzes Mal, das Ankh mit Flügeln und Hörnern, das in ihre Haut geätzt war. „Wer bist du?“
    „Ich bin Amunet, deine Stammmutter und deine Schwester unter den Isistöchtern. Ich hüte die Dokumente unser aller Herkunft. Und ich trauere mit dir um Kelly Tam.“
    „Ja, wirklich? Warum habt ihr sie dann nicht gerettet?“ Und warum habt ihr mich nicht gerettet, euch nicht um mich gekümmert, als ich mutterseelenallein war? Die Fragen gingen ihr sofortdurch den Kopf, aber Roxy sprach sie nicht aus. Dennoch bekam sie darauf eine Antwort.
    „Die Matriarchinnen bedauern, dass du die Jahre hindurch allein gewesen bist, ohne von deinen Gaben zu wissen. Wir sind zwar mächtig, aber nicht allwissend. Wir waren uns nicht bewusst, dass wir gebraucht wurden.“
    „Die Matriarchinnen“, wiederholte Roxy leise für sich. Das war das Geheimnis der unheimlichen Geschicklichkeit und Geschwindigkeit, mit der diese Frau ihr das Messer entwunden hatte. Sie war eine von ihnen. Nur verließen die Matriarchinnen

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