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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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jetzt in Sutekhs Audienzsaal stand, einen Teil von Lokans Überresten gefunden. Aber er rechnete nicht damit, dass Dagan und er hier dasselbe Glück hatten. Er spürte nicht das Geringste, das ihm Lokans Nähe verraten hätte.
    Und dass Dagan und Alastor guten Mutes waren, Lokan zurückbringen zu können, regte ihn auf. Eigentlich war er von den dreien der unverbesserliche Optimist. Und dennoch war er anscheinend der Einzige, der imstande war, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: dass nämlich Lokan für immer verloren war. Ganz egal, wie viele Überreste sie von ihm noch fanden, es war seit Lokans Tod einfach zu viel Zeit vergangen.
    Was blieb, war die Genugtuung der Rache. Malthus dürstete danach, den Mördern an seinem Bruder in allen Einzelheiten doppelt heimzuzahlen, was sie ihm angetan hatten. Und was immer die Matriarchinnen zu wissen glaubten, dass einer seiner Brüder als Verdächtiger infrage kam, war gänzlich ausgeschlossen.
    „Scheiße!“, fluchte Malthus, als er unversehens bis zum Knöchel in einem sandigen Flecken versank, den er zwischen dem Gras nicht bemerkt hatte.
    Dagan drehte sich zu ihm um. „Was ist denn los mit dir heute? Hat dir heute Morgen jemand in die Cornflakes gepisst?“
    „Ja, Calli.“
    Dagan zog die Augenbrauen hoch. „Hä? Calli? Findet sie es gut, dass du sie so nennst?“
    „Sie fängt an, sich daran zu gewöhnen.“
    „Wahrscheinlich so, wie man sich an Fußpilz gewöhnt.“
    Malthus versetzte dem nächsten Grasbüschel einen Tritt, schaute dann aber doch misstrauisch nach, ob das Grasbüschel seine Attacke erwiderte. In dieser verfluchten Gegend musste man mit allem rechnen. Vielleicht war das gar kein Grasbüschel … Aber das Unkraut kräuselte sich unschuldig am Boden und blieb friedlich. In knapp fünfzehn Metern Entfernung stand ein graues, einstöckiges Gebäude, an dessen Wänden die Ranken bis auf das Flachdach emporwuchsen. Eine kurze Inspektion ergab, dass drei der vier Außenwände mit armdicken Ranken überwuchert waren.
    Dagan zeigte auf die unbewachsene Außenmauer. „Hätte die Tür nicht auf dieser Seite sein können?“
    „Du willst da rein? Warum sagst du das nicht gleich?“
    Da hatte er sich viel vorgenommen. Malthus zerrte an den Weinranken, die sich als verdammt widerstandsfähig erwiesen. Er musste sich ordentlich ins Zeug legen, um einen einzigen Ast beiseitezubiegen. Darunter kamen weitere zum Vorschein. Ein bisschen wie bei Calliope, dachte er. Hat man ein Hindernis bei ihr überwunden, stößt man auf das nächste. Und eins war merkwürdig: Obwohl er ahnte, dass es eine halbe Ewigkeit dauern würde, ganz zu ihr durchzudringen, hatte er genau das vor.
    „Was ist denn nun mit dir und Calliope?“ Dagans Frage klang so bemüht harmlos, dass Malthus sofort wusste, was im Busch war. Außerdem hatte Calliope ihm erzählt, dass sie mitRoxy gesprochen hatte.
    „Hat Roxy dich auf mich angesetzt, damit du mich aushorchst?“, fragte er.
    Dagan nickte.
    Malthus kämpfte währenddessen mit dem nächsten störrischen Spross, wobei er auch die unzähligen, eng miteinander verwobenen Seitenarme aus den verfilzten Verzweigungen herauslösen musste.
    „Also, was war denn?“
    „Ach nichts. Calli hat so eine Bemerkung gemacht, kurz bevor du angerufen hattest“, meinte Malthus leicht gereizt.
    „Könntest du vielleicht etwas deutlicher werden?“
    „Nein.“
    Was hätte Malthus auch sagen sollen? Dass es einen Verdacht gegen einen seiner Brüder gab, Lokan umgebracht zu haben? Es war nicht das erste Mal, dass so eine Andeutung gemacht worden war. Vor einigen Wochen war von Osiris schon indirekt so ein Vorwurf erhoben worden, eingekleidet in ein Kondolenzschreiben, das nach Lokans Tod jeder von ihnen bekommen hatte. „Ich bedaure euren Verlust zutiefst“, hatte es darin geheißen, und weiter: „Ich kann euren Schmerz nachvollziehen, bin ich doch selbst schon getötet und zerstückelt worden. Und das vom eigenen Bruder.“ Worte so vielschichtig wie Blätterteig. Auch hier lag der Fingerzeig auf einem Brudermord. Dünnschiss , das war alles, was Malthus dazu einfiel.
    „Dein Anruf kam, bevor ich das aus der Welt schaffen konnte“, fügte Malthus erklärend hinzu.
    „Irgendwie mag ich sie“, bemerkte Dagan. „Auch wenn es so aussieht, als hätte sie ihren Dolch im Geiste jedes Mal gezückt, wenn sie mich nur sieht.“
    „Sie hegt einen sehr alten Groll gegen alle Seelensammler. Oder vielmehr: Sie hat eine Groll gehegt. Ich denke, dass sie gerade

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