Fleischessünde (German Edition)
sind.“
„Stimmt.“ Malthus rieb sich das Kinn. „Wie habt ihr mich eigentlich so schnell gefunden?“
„Roxy hat einen Anruf bekommen“, erklärte Dagan. Ihm war anzuhören, dass er das selbst merkwürdig fand.
„Einen Anruf?“ Malthus schüttelte den Kopf. Calliope Kane hatte keine Skrupel gehabt, sich mit dem Priester, den er haben wollte, aus dem Staub zu machen, während er in hellen Flammen gestanden hatte. Dennoch konnte nur sie es gewesen sein, dieRoxy angerufen hatte, was der Sache mit ihr eine interessante Wendung gab. Dass sie sich diese Mühe gemacht hatte, war schon sehr interessant. Es musste ein Haken dabei sein.
Dagan schien das ähnlich zu sehen, aber in Sutekhs Gegenwart wollten sie das natürlich nicht erörtern. Der hatte genug damit zu kämpfen, dass sich zwei seiner Söhne mit Partnerinnen aus dem gegnerischen Lager eingelassen hatten. Es gab keinen Grund, ihn noch mehr zu reizen.
„Da wir gerade von Anrufen sprechen“, sagte Malthus, „Kuznetsov hat auch einen bekommen, bevor alles den Bach runtergegangen ist. Es ging um einen Todesfall. Kuznetsov war ziemlich aufgeregt und fragte beim Anrufer noch einmal nach, ob er auch sicher sei, dass es stimmte. Vielleicht lohnt es sich herauszufinden, um wen es sich da handelt.“
„Wissen wir schon“, meinte Alastor. „Es ist Djeserit Bast.“
„Was?“
„Djeserit Bast. Sie ist tot.“
„Und … wie?“ Malthus hob die Hände. „Schon gut, vergesst die Frage. Spielt keine Rolle. Aber wem fällt ihre Seele zu?“ Wer ihre Seele bekam, hatte auch Zugang zu Djeserit Basts Erinnerungen und den Schlüssel zu den Geheimnissen, die Lokans Ermordung umgaben. Denn sie wusste ganz bestimmt etwas darüber. „Kommen wir nicht an ihre Schwarze Seele heran? Das könnte uns weiterhelfen.“
„Nein“, sagte Sutekh und unterbrach Malthus, als er etwas einwenden wollte. „Ihre Schwarze Seele gehört mir. Und sie hatte uns nichts zu sagen.“
12. KAPITEL
Mit dem Urteil der Richter in Einklang
Kehre ich zurück, um zu rufen:
„Lasst mich herein, auf dass ich zugegen bin, Wenn das Urteil gefällt wird.“
Aus dem Ägyptischen Totenbuch, 86. Kapitel
C alliope lehnte sich an die steinerne Balustrade und blickte auf den vom Mondlicht beschienenen Garten hinab. Das ganze Anwesen war von einer drei Meter hohen Mauer umgeben, die zuoberst zusätzlich mit elektrisch geladenem Draht gesichert war. Vor der Mauer gab es eine zweite ebenfalls elektrisch geladene Stahlbarriere. Der einzige Durchgang durch die Mauer war das mächtige Tor, dessen Flügel aus massivem Edelstahl bestanden, die gleichfalls unter Strom gesetzt werden konnten. Sowohl drinnen als auch draußen patrouillierten Wachen mit Hunden, und Videokameras erfassten jeden Winkel. Dabei sorgte schon die Lage hoch auf dem Gipfel eines kaum zu bezwingenden Bergs für die Uneinnehmbarkeit der Festung.
Auf all diese Vorrichtungen und Barrieren allein verließ man sich nicht. Es gab dazu Wachen und andere Schutzvorrichtungen, die mit Beschwörungen und magischen Formeln bewehrt waren, die nur die Ältesten der Garde kannten. In dieser Isolation lag inmitten der Wildnis die Bastion der Isistöchter, das Hauptquartier der Isisgarde.
Zwanzig Stunden zuvor hatte Calliope ihre Kletterausrüstung, eine Flasche Trinkwasser und ein paar Energieriegel aus ihrem Wagen geholt. Der Aufstieg hätte normalerweise drei oder vier Tage in Anspruch genommen. Dank des aufputschenden Reaperbluts, das allerdings in der Wirkung allmählich nachließ, schaffte sie es schneller, war aber deshalb nicht weniger erschöpft und hungrig, als sie die Anlage erreichte.
Dort war sie gleich mit der nächsten Herausforderung konfrontiert worden. Während sich das Haupttor anstandslos geöffnet hatte, war ihr der Zugang zum Haus versagt geblieben, und sie musste draußen auf der Terrasse warten, bis es ihren Oberen gefiel, sie vorzulassen. Entweder gab es wichtigere Dinge zu besprechen, oder sie wollten Calliope bewusst ein wenig schmoren lassen, damit sie bereitwillig alle Geheimnisse preisgab, wenn man angehört wurde.
Dabei hatte Calliope nicht die geringste Absicht, etwas zu verheimlichen. Sie war entschlossen, sich freimütig zu ihren Verfehlungen zu bekennen. Es blieb ihr auch kaum etwas anderes übrig. Selbst die jüngste, unerfahrenste Adeptin der Garde würde auf zehn Schritte Entfernung wittern, dass sie das Blut eines Reapers genossen hatte, ob die Wirkung inzwischen nachließ oder nicht.
Dass sie das Blut
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