Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
Spuren verwischt. Meinst du nicht, dass das ausreicht?“
    „Ich weiß es nicht.“ Calliope musste sich vorsehen. Sie durfte nichts beschönigen, was dazu führen konnte, dass sie Mitglieder der Garde oder gar die Matriarchinnen selbst in Gefahr brachte. „Er ist ein Reaper. Er wird mir heimzahlen wollen, dass ich ihm seine Beute vor der Nase weggeschnappt habe. Und dass ich ihm seine Kraft geraubt habe, um sie dann gegen ihn zu wenden.“ So. Jetzt war es heraus.
    „Du hast sein Blut genommen.“
    Zalika sagte das ganz ruhig und neutral, ohne den Widerwillen und den Ekel durchklingen zu lassen, den sie zweifellosempfand. Calliope kannte diese Gefühle aus eigener Erfahrung. Sie brauchte sich bloß daran zu erinnern, wie es gewesen war, als Roxy ihr eröffnet hatte, dass sie von Dagans Blut gekostet hatte. Daran hatte Calliope sogar noch eine gewisse Mitschuld getragen. Sie hatte es unterlassen, Roxy über das Mysterium des ersten Bluts aufzuklären, auch wenn das in dem Glauben geschehen war, dass Roxy darüber Bescheid gewusst hatte. Die Versäumnisse in der Unterweisung ihrer Schülerin waren ein weiterer Punkt, für den Calliope würde geradestehen müssen.
    Calliope wandte sich ihrer Mentorin zu und wechselte rasch das Thema: „Was passiert jetzt mit Kuznetsov?“
    „Er hat ein Bad bekommen, frische Kleidung und ein paar Erfrischungen zur Stärkung. Jetzt soll er sich erst einmal ein wenig ausruhen.“
    Das war wieder einmal typisch für die Herrinnen der Garde. Der Gefangene wurde mit geradezu überbordender Rücksicht und Fürsorge behandelt, während sie draußen in der Kälte stehen musste.
    „Was weißt du über Djeserit Bast?“, wollte Zalika wissen.
    „Sie ist Hohepriesterin im Setnakht-Tempel in Toronto.“ Calliope wusste das von Roxy. Außerdem hatte sie selbst ein paar Nachforschungen betrieben, wobei ihr Hauptinteresse allerdings Kuznetsov gegolten hatte. „Sie ist auch in einen Anschlag auf eine Isistochter verwickelt, eine frühere Kandidatin der Garde, die allerdings auf ihren endgültigen Eintritt verzichtet hat.“
    Zalika hob die Augenbrauen. „Naphré Kurata?“
    „Genau die.“
    „Und Kuznetsov? Hat er auf der Fahrt hierher irgendetwas von sich gegeben?“
    „Nichts. Aber …“ Calliope schüttelte den Kopf. Wie sollte sie ihre vergeblichen Versuche beschreiben, aus Kuznetsov etwas herauszubekommen? Immer wieder hatte sie es auf der langen Fahrt versucht und sich dabei über seine merkwürdige Verstocktheit gewundert. „Ich hatte so ein komisches Gefühl, alsich ihn gefragt habe. Es war nicht, als ob er etwas verschwieg, sondern als ob er die möglichen Antworten vor sich selbst geheim hielt. Eine Art Blockade oder Verdrängung. Er wusste, da war was, und das hatte einen bestimmten Zusammenhang, aber er hatte keinen Zugriff auf Einzelheiten.“
    Zalika sah sie scharf an. „Wie kommst du dazu, das zu behaupten? Du bist doch keine Hellseherin. Das gehört nicht zu deinen Gaben.“
    „Nein, sicher nicht. Ich weiß auch nicht, wie ich auf den Gedanken komme. Vielleicht weil er so …“, Calliope suchte nach Worten, „… ratlos und verwirrt dabei ausgesehen hatte.“
    „Was du sagst, entspricht dem, was Meharet beschreibt“, bemerkte Zalika.
    Meharet hatte die Gabe, den Leuten die Zunge zu lösen. Sie konnte den Verschlossensten in ein Gespräch locken und das dorthin lenken, wohin sie es haben wollte. Ihre Fähigkeiten waren enorm. Sie rührte an Geheimnisse, die andere im dunkelsten Winkel ihres Unterbewusstseins vergraben hatten. Sie vermochte Dinge ans Licht zu ziehen, die ihr Gegenüber auch – und gerade – vor sich selbst aufs Sorgsamste verbarg.
    „Selbst sie hat nichts herausbekommen?“
    „So ist es. Nicht einmal sie. Pyotr Kuznetsov hat nichts Brauchbares von sich gegeben.“
    „Ich habe ja einige Zeit mit ihm verbracht“, meinte Calliope nachdenklich. „Ich bin davon überzeugt, dass er eine Menge im Kopf hat. Und meist nichts Gutes.“
    „Wäre es möglich, dass jemand seine Erinnerung bewusst so manipuliert hat, dass er nichts herauslässt?“
    „Wer sollte das sein? Das würde eine Macht und Fähigkeiten erfordern, die an das heranreichen, was die Matriarchinnen vermögen …“ Aus irgendeinem Grund musste Calliope an Malthus Krayl denken und daran, wie er die Kartusche in der Hand gehalten und sie sich dann an einer Kette um den Hals gehängt hatte.
    „Das möchte ich auch gern wissen. Tatsächlich scheint es so, als habe jemand Kuznetsov das

Weitere Kostenlose Bücher