Fleischessünde (German Edition)
paar unschuldigen Seelen, die dafür geopfert werden, und einem Sack voll schwarzer Magie“, ergänzte Calliope gereizt.
„Und mithilfe einiger Dämonen.“ Er verzog den Mund zu einem schmallippigen Lächeln. „Worauf willst du hinaus?“
„Du sagtest, deine Brüder glauben daran. Dann nimmst du dich da aus, wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Stimmt. Mir geht es allein darum, die Bastarde zu fassen zu bekommen, die Lokan auf dem Gewissen haben, damit sie es mir büßen. Wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt, Calli. Die Isisgarde will nicht, dass Lokan zurückkommt. Und ich glaube nicht an die Möglichkeit, dass er zurückkommt.“
„Das ist nicht dasselbe.“
„Aber doch ziemlich nahe dran.“
„Knapp daneben ist auch vorbei.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Es geht um etwas anderes. Es gäbe Krieg in der Unterwelt, und wenn der auf die Oberwelt übergreift, wären die Zahl der Opfer und die Zerstörungen unermesslich.“
„Es gibt ja noch andere Möglichkeiten herauszufinden, wer meinen Bruder ermordet hat. Unter anderem könnte man Kuznetsov befragen. Das Ergebnis bliebe dasselbe. Sutekh wird Rache nehmen. Will die Garde das Risiko eingehen? Kommt mir ein wenig widersprüchlich vor.“ Calliope verzog zwar keine Miene, trotzdem wusste er, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. „Es wäre besser, wenn wir zusammenarbeiten.“
„Soll das heißen, dass du meine Hilfe brauchst? Wie stellst du dir das vor?“ Sie deutete mit einer Handbewegung auf die Wände ihrer Zelle. „Meine eigenen Leute haben mich ausgestoßen. An Informationen komme ich bestimmt nicht mehr heran.“
„Darum geht es nicht. Deine Hilfe brauche ich nicht. Wie es aussieht, mach ich hier bloß gerade den tapferen Ritter, der diePrinzessin aus dem Turm befreit. Oder aus dem unterirdischen Verlies, um genauer zu sein.“
Calliope lachte auf. „Du willst mich befreien? Warum?“
„Mir ist einfach danach.“ Malthus hob die Hände, um ihren Protest abzuwehren. „Ich weiß, dass sie jetzt auch da liegen würde, wenn ich nicht gekommen wäre.“ Er deutete auf die blonde Frau am Boden. „Du hättest sie natürlich auch ohne mich zur Strecke gebracht. Das ist ja gerade das, was ich an dir so mag.“ Sein Blick streifte ihre Lippen und ihre Brüste. „Neben einigem anderen.“
„Alberner …“
„… Kindskopf“, ergänzte er und winkte ab. „Kenn ich schon.“
Er zog Calliope an der Hand einen Schritt zu sich heran. Zugleich machte er mit der Hand eine kreisende Bewegung wie jemand, der an einem Türknauf dreht. In der gegenüberliegenden Ecke öffnete sich das Portal, ein klaffendes, dunkles Loch, das sich zu ihnen vorzuwölben schien, umgeben von dünnen, schwarzen Rauchfahnen, die sich wie lange Finger nach ihnen streckten. Eine unglaubliche Kälte breitete sich dabei im ganzen Raum aus.
„Du brauchst mir nicht zu vertrauen“, sagte er leise, „aber denk mal nach. Der Garde kannst du auch nicht mehr trauen.“ Die bewusstlose Frau am Boden war in der Tat der beste Beweis. „Und noch etwas, Calli“, fuhr er fort. Unwillkürlich hielt er ihre Hand noch fester, da er fürchtete, sie mit dem, was er ihr noch sagen wollte, zu erschrecken. „Jene Männer, die du gesehen hast, die deinen Vater töteten … Du dachtest, sie wären die bösen Geister aus den Märchen deiner ukrainischen Großmutter.“
Calliope biss sich auf die Lippen.
„Und das kommt der Wahrheit ziemlich nahe.“
„Wovon redest du überhaupt?“ Calliope fiel es immer schwerer, den Schein von Ruhe und Ausgeglichenheit zu wahren. „Was kommt der Wahrheit nahe?“
„Deine Annahme von den bösen Geistern. Ich nehme an, eswaren unkörperliche Dämonen, die die Gestalt dieser Männer angenommen hatten.“ Unter den Fingerspitzen seiner Hand, die sie festhielt, fühlte er, wie ihr Puls sich beschleunigte.
„So etwas könnt ihr? In die Körper von anderen schlüpfen?“
„Nein.“
„Aber das hast du doch eben gesagt, Reaper …“
„Ich heiße Malthus. Du darfst auch Mal sagen. Es wäre mir lieber, wenn du meinen Namen benutzt. Das andere klingt so … unpersönlich.“
Calliope verkniff es sich, darauf einzugehen.
„Du hast gesehen, wie sie deinem Vater das Herz herausgerissen haben. Das ist zweifellos das, was Seelensammler auch tun. Nur nehmen wir die Herzen, wie sie sind, in die Unterwelt, um sie als Zeichen unseres Friedenswillens Osiris zu übergeben. Die Schwarzen Seelen, die wir ernten, bekommt
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