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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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übergeben musste. Er selbst war damals nahe davor gewesen, als er zum ersten Mal die Reise durch das Portal angetreten hatte. Dagan war dabei gewesen und hatte sich fast totgelacht, als er das grüne Gesicht seines Bruders gesehen hatte.
    Malthus war entschlossen, sich Calliope gegenüber hilfsbereiter zu zeigen. Aber das war offenbar gar nicht notwendig. Denn Calliope befreite die Hand aus seinem Griff und stand fest auf beiden Beinen. Kein Wanken, kein Anzeichen von Schwäche. Erstaunt sah er sie an. Auch ihre Gesichtsfarbe wirkte vollkommen normal.
    „Bist du früher schon einmal durch ein Portal gegangen?“, fragte er.
    „Nein.“
    Unmöglich konnte sich jemand derart verstellen, dass er die Wirkung verbergen konnte, die ein solcher Trip auf die allermeisten hatte, die ihn zum ersten Mal unternahmen. Anscheinend hatte sie tatsächlich keine großartige Wirkung verspürt.
    „Wie fandest du es?“
    „Schnell, praktisch. Als Transportmittel äußerst effizient.“
    „Kein Schwindelgefühl? Kein Unwohlsein?“
    Sie machte eine vage Handbewegung. „Wenn man bedenkt, wie gut es funktioniert, lässt sich das in Kauf nehmen“, meinte sie schließlich.
    „So kann man es sehen“, sagte er.
    Malthus sah sich um. Ein langer Zufahrtsweg, nicht einmal ein Feldweg, kaum mehr als zwei Reifenspuren im kurzen, dichten Gras, schlängelte sich durch das Gehölz hinter ihnen. Vor sich sah er ein zweigeschossiges Farmhaus vor einem Hintergrund von grünen Baumkronen. Die Veranda war in einem dezenten Gelb, die hölzernen Wände zu beiden Seiten waren weiß gestrichen. Es sah fast aus wie das Foto in einem Magazin für gehobenen Landhausstil. Dazu passte auch der gepflegte Rasen vor dem Haus. Das Grundstück war von einem dichten Wald eingeschlossen, sodass man den Eindruck bekommen konnte, die Wildnis wartete nur darauf, sich zurückzuholen, was ihr die Kultivierung entrissen hatte.
    „Du bist gut gegen die Straße abgeschirmt“, sagte er.
    „Das ist der Sinn der Sache“, antwortete sie mit einem leichten Stirnrunzeln. „Könntest du mir wohl verraten, wie wir hier gelandet sind?“
    „Durch das Portal“, antwortete er etwas verwundert.
    Sie sah ihn an, als sei er nicht ganz bei Trost. „Das ist mir nicht entgangen. Ich wollte wissen, wie wir ausgerechnet hier gelandet sind.“
    „Dagan war schon einmal hier. In der Nacht, als Gahiji Roxy angegriffen hat.“
    „Funktioniert das so? Wenn einer von euch an einem Ort gewesen ist, finden die anderen ihn automatisch wieder?“
    Malthus musterte sie aufmerksam, bevor er antwortete. „Nein. Ich habe mich bei Dagan vorher erkundigt. Ich dachte, du wolltest vielleicht noch ein paar Sachen packen, bevor der Trip losgeht.“
    Wenn er erwartet hatte, dass sie jetzt fragte, welchen Trip er meinte, hatte er sich getäuscht. Sie sah ihn nur aus ihren klaren, grünen Augen an und fragte stattdessen: „Kannst du jederzeit zu dem Berg zurückkehren?“
    Er wunderte sich über diese Frage. Ein ungutes Gefühl überkam ihn. „Du meinst zur Festung der Isisgarde?“
    „Genau.“
    „Ja, das kann ich. Hat es einen besonderen Grund, warum wir dort hinmüssen? Ich glaube, so gut ist die Idee nicht.“
    Ohne etwas darauf zu erwidern oder ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, ging sie zum Haus, schloss auf und verschwand durch die Tür. Da sie die Tür hinter sich offen gelassen hatte, sah Malthus sich aufgefordert nachzukommen. Eine Einladung. Gemessen an Calliopes sonstigem Betragen war es sogar eine besonders herzliche Einladung.

18. KAPITEL
    Sei mir gnädig
    Und halte das Böse fern,
    Das den Zorn in deinem Herzen erregt.
    Aus dem Ägyptischen Totenbuch, Kapitel 14
    A ls Erstes begab sich Calliope in die Küche zum Telefon, um ein Gespräch auf ihrer abhörsicheren Festnetzleitung zu führen. Sie hatte den Hörer schon in der Hand und wollte gerade wählen, als sie unvermittelt innehielt. Zwanzig Jahre lang war Sarita in der Garde ihre Anleiterin gewesen, stets tüchtig und verlässlich, und bis vor zwei Tagen hätte ihr Calliope noch blind vertraut.
    Aber jetzt war sie unsicher. Wem konnte sie überhaupt noch trauen?
    Calliope entschied sich für Zalika.
    Als die sich meldete, erklärte Calliope knapp: „Die Garde ist überrumpelt worden, und man hat mich entführt. Ich bin fort.“
    „Das haben wir schon festgestellt“, antwortete Zalika. „Erlaubt dir der Reaper denn zu telefonieren?“
    Calliope war nicht sonderlich überrascht, dass sie bei der Garde wussten, dass

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