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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Sutekh.“
    „Ich habe gesehen, wie sie …“
    „Ja, ich weiß. Dadurch, dass du mein Blut zu dir genommen hast, habe ich dasselbe gesehen wie du.“ Er kam ihr so nahe, dass er den Duft ihrer Haut wahrnehmen konnte, und bewunderte die langen Wimpern um ihre schönen Augen. „Seelensammler trinken kein Menschenblut. Und sie essen die Herzen nicht.“
    Sie starrte ihn an, ohne etwas zu sagen.
    Malthus zog sie an sich, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Verstehst du? Es waren keine Seelensammler, die deinen Vater getötet haben. Der Hass, den du dein ganzes Leben lang geschürt hast, galt den Falschen.“
    Er wusste, dass sie ihm zugehört hatte. Er wusste auch, dass sie seine Worte verstanden hatte. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie zeigte nicht die geringste Reaktion. Die Sekunden schienen sich endlos lang hinzuziehen. Nichts kam von ihr, gar nichts.
    Er lehnte sich ein wenig zurück, um sie in Ruhe zu betrachten. Wie zufällig fiel der Blick aus ihren schönen grünen Augen auf seinen Mund. Er betrachtete es als Einladung, und auch wenn ihm das ausgerechnet in diesem Augenblick ziemlich unsinnigvorkam, fiel ihm nicht ein, die Einladung auszuschlagen.
    Malthus beugte sich zu ihr und küsste sie. Calliope ließ es geschehen. Mehr noch. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, kam ihm entgegen und bot ihm bereitwillig ihre Lippen. Ihr Mund fühlte sich warm und weich an, als sie ihre Lippen für ihn öffnete. Sie drängte die Zunge zwischen seine Lippen.
    Ihre Zungen trafen sich, Malthus wurde von einer Welle der Euphorie erfasst. Er war wieder auf seinem ureigenen Terrain. Für das Gefühlige war er nicht ausgelegt. Er brauchte den Kick, dieses sanfte Ziehen in den Lenden, wenn das Blut sich dort sammelte und er eine anschmiegsame Frau in den Armen hatte, die zu allem bereit war. Das bildete er sich jedenfalls ein.
    Forschend ließ er die Hände über ihren Rücken gleiten, über ihre schlanke Taille und die sanfte Schwellung ihrer Hüften, während sein Kuss noch fordernder wurde. Seine Erregung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Er wollte sie nackt aufs Bett werfen, über sie herfallen, den Kopf in den Nacken legen und heulen wie ein Wolf. Sie gehörte ihm.
    Ein leichter Stoß ihrer Hand gegen seine Brust brachte ihn wieder zur Besinnung. Es war in der Tat äußerst bescheuert, was er gerade vorhatte. Die falsche Zeit, vor allem der falsche Ort: ein Verlies in der Festung einer verfeindeten Macht.
    Nachdem Malthus sie losgelassen hatte, zog Calliope sich ein Stück zurück und blickte ihm ins Gesicht. Und schon wieder wirkte sie kühl wie ein Eiswürfel. Keine Spur von Erregung, geschweige denn von dem Aufruhr, der gerade in ihm getobt hatte. Es war, als hätte sie nichts bei diesem Kuss empfunden. Auch was er ihr erzählt hatte über die Reaper, die keine Reaper waren, hatte sie offenbar schon komplett verdaut. Und jetzt stand er mit klopfendem Herzen und aufgewühlt wie ein Teenager nach seinem ersten Kuss da – es war absurd.
    „Was zum Teufel …“ Er fasste sich rasch wieder und sah sie genauer an. Doch – da war etwas: erweiterte Pupillen, eine leichte Röte auf den Wangen, ein kaum merkliches Zittern derHand, als sie sich das Haar aus dem Gesicht strich. Donnerwetter, dachte er, sie ist verdammt gut. Sie hat sich voll im Griff. Abstand halten, keine Gefühle herauslassen, das war ihr das Wichtigste. Und dennoch hatte er sie ertappt. So ganz unbeeindruckt war sie doch nicht geblieben. Und sie wusste auch genau, was zwischen ihnen lief. Sie wollte es bloß nicht zugeben. Noch nicht.
    Sanft, ganz sanft strich er ihr mit dem Daumen über die Unterlippe. Sie hob kurz die Augenbrauen, und unwillkürlich öffnete sie den Mund. Malthus sah sich bestätigt. „Hübscher Versuch, Calli. Aber eine so gute Schauspielerin bist du nun doch nicht.“ Zornig blitzten ihre Augen auf. „Das zu Ende zu bringen, sollten wir auf einen günstigeren Zeitpunkt vertagen“, fügte er leise hinzu.
    Dann nahm er erneut ihre Hand und zog Calliope mit sich in das schwarze Loch.
    Das Portal verschlang sie. Die Kälte, die drinnen herrschte, war brutal. Es war, als schnitte sie einem bis auf die Knochen ins Fleisch. Für einen Moment gab es keinen Boden unter den Füßen, kein Oben und Unten, keine Orientierung, nur eisige Leere.
    Als sie wieder herauskamen, hielt Malthus Calliope fest. Er war darauf gefasst, sie aufzufangen, wenn ihr die Knie weich wurden, oder ihr den Kopf zu halten, wenn sie sich

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