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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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drückte auf einen Schalter der Kommunikationsanlage und sagte: »Okay, Karen, gehen Sie jetzt rein.«
    Ein flackernder, orangefarbener Schemen mit menschlichen Umrissen bewegte sich über den Monitor.
    »Das ist Karen in dem Zimmer?«, wollte Westmore wissen.
    »Ja. Es ist der Jean-Brohou-Salon.«
    Dort wurden die Nutten ermordet, erinnerte sich Westmore. Verkehrt herum aufgehängt. Enthauptet über Eimern .
    »Das Infrarot-Element erfasst räumlich begrenzte Signaturen«, sagte der ältere Mann. »Aber wie würde wohl die Gegenwart einer körperlosen Entität erfasst werden?«
    »Keine Ahnung.«
    Ein weiteres Klicken und der Bildschirm veränderte sich erneut. Karen verschwand. Stattdessen konnte Westmore gräulich-blaue Schemen erkennen – auf dem Boden. Sie bewegten sich.
    »Menschliche Körper sondern Wärme ab. Für Geister gilt das Gegenteil. Sie sind kalt. Diese Schemen sind ...«
    »Geister auf dem Boden«, führte Westmore den Satz zu Ende.
    »Wenn Sie so wollen.«
    Westmore beobachtete das Bild mit makabrer Faszination. Schließlich erhoben sich zwei der grauen Schemen – menschliche Formen – und hievten zwei andere Gestalten vom Boden hoch, um sie verkehrt herum aufzuhängen. Die Bewegungen, die folgten, waren offensichtlich: Die beiden stehenden Umrisse schnitten langsam die Köpfe der hängenden Formen ab. Blaue Kleckse – die Schädel – wurden beiseite geworfen.
    »Sie denken, das sind echte Menschen, die schauspielern?« Nyvysk klickte zurück zum grünen Bildschirm, der Karens stehenden Umriss zeigte. Dann schaltete er das Infrarotsystem aus und rief wieder das normale Videobild auf. Eine rundum gewöhnliche Karen stand deutlich erkennbar herum. Niemand sonst befand sich in dem kunstvoll geschmückten Salon bei ihr. Sie wirkte gelangweilt, also ging sie zur Bar und schenkte sich einen Drink ein.
    Das ist definitiv kein Geist, entschied Westmore.
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas anderes zeigen. Wie ich Ihnen unlängst erklärt habe, verfügen wir über zahlreiche Hilfsmittel. Manometer und Aneroidbarometer messen Abweichungen im Luftdruck, Tomografen können manchmal Ansätze von Präsenzen in Wänden, Zementfundamenten und Ähnlichem erkennen, Magnetresonanztomografen ähnlich solchen, die in Kliniken benutzt werden, können sogar Präsenzen von Wiedergängern in Lebewesen nachweisen, beispielsweise bei einer Besessenheit. Hygrometer messen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit. Aber wollen Sie wissen, was die schnellste und effektivste Methode ist, um festzustellen, ob ein Haus geladen ist? Ein einfaches Thermometer.«
    »Was?«, fragte Westmore ungläubig. »Wie misst man denn die Temperatur eines Geists?«
    »Nicht die des Geists, sondern des Raums. Ich mag den Begriff ›Geist‹ zwar nicht, aber lassen Sie ihn uns der Einfachheit halber weiter verwenden. Viele Arten von Geistern senken die Temperatur des Bereichs, in dem sie sich aufhalten, manchmal in einer exakten Konfiguration ihres Geistkörpers, manchmal nur an einer bestimmten Stelle – weil sie keinen Körper mehr besitzen . Andere Geister erwirken dagegen ein Ansteigen der Temperatur. Vor allem psychotische Geister. Möglich ist auch, dass es in schnellem Wechsel sowohl zu einer Zunahme als auch zu einer Reduzierung der Raumtemperatur kommt.«
    Faszinierend, dachte Westmore.
    »Karen?«, sagte Nyvysk über die Kommunikationsanlage. »Ich schalte jetzt das aktive Infrarotsystem ab. Aktivieren Sie bitte die Handsonde und gehen Sie langsam durch den Raum. Mit Auf- und Abbewegungen.«
    »Alles klar.« Karen stellte ihren Drink ab und ergriff eine Metallstange mit vier Verstrebungen. An der Mitte der Stange befand sich ein Griff.
    »Das ist das normale Videobild«, erklärte Nyvysk. Er deutete auf einen anderen, völlig leeren Monitor. »Und das ist das Feedback-Display für die Sonde. Sie ist mit vier bimetallischen Platinthermometern ausgerüstet. Die Messungen werden über einen Funkwellenverstärker hierher übertragen.«
    Westmores Blick klebte an dem schwarzen Bildschirm. Plötzlich sah er vier blaue Punkte, die sich vorwärtsbewegten, zudem auf und ab. An einer Stelle sagte Nyvysk: »Halt, bleiben Sie genau da stehen.« Sie beobachteten, wie die Punkte auf- und abwanderten und dabei den Farbton wechselten. Einige leuchteten kurz rot, gelb oder für Sekundenbruchteile orangefarben auf. »Genau so. Schneller auf und ab.«
    »Sie wären überrascht, wie oft das schon Männer zu mir gesagt haben«, erwiderte Karen über die

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