Flesh Gothic (German Edition)
nicht gekauft, damit mir einer abgeht . Ich will nicht, dass Sie mich für einen Perversen halten, der besessen von solchen Dingen ist. Ich habe mir diese Filme nur gekauft, um die ganze Szene besser zu verstehen.«
»Jaja, schon klar«, beendete sie das Thema und drehte sich um. »Holen Sie, was Sie mitnehmen möchten. Ich warte im Auto auf Sie.«
Westmore rannte über die Straße zu seiner Wohnung, schnappte sich seine Reisetasche und den Laptop und lief zurück. Erst jetzt nahm er Karen richtig wahr, eine verspätete Reaktion – vermutlich vor Schreck, weil er dabei ertappt worden war, wie er einen Sexshop verließ. Diesmal trug sie das sandblonde Haar zurückgebunden und kombinierte ein feldmausgraues Schlauchtop mit schwarzen, zu engen Lederjeans, die eher flittchenhaft als sinnlich wirkten. Durch ihre Sonnenbrille versprühte sie ein irgendwie unpersönliches Flair, erschien noch phlegmatischer. Mühsam löste Westmore den Blick von dem Busen im Schlauchtop und dem Ansatz von Brustwarzen, die sich unter dem eng anliegenden Stoff abzeichneten.
Als er bemerkte, in welches Auto sie einstieg, runzelte er die Stirn: ein brandneues, schwarzes Cabrio. Ein sündhaft teurer Cadillac ETC.
»Schon komisch«, scherzte er, um seinen Neid zu überspielen. »Ich habe genau denselben Wagen ... nur steht meiner noch beim Händler.«
Sie stiegen ein und schlossen die Türen hinter sich. »Also, Mr. Westmore, zu den ersten Dingen, die wir über Sie in Erfahrung gebracht haben, gehörte die Tatsache, dass Ihnen der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen wurde.«
»Das war doch bloß ein Witz«, erwiderte er stöhnend. Der Beifahrersitz des Fahrzeugs fühlte sich bequemer an als jeder Sessel. »Es geht mich zwar nichts an, aber ... na ja, diese Karre lässt darauf schließen, dass Hildreth Sie ziemlich gut bezahlt hat.«
»Sie haben recht. Es geht Sie wirklich nichts an, und ja, das hat er.« Karen fuhr los. Westmore zuckte zusammen, als sie beschleunigte, um eine gelbe Ampel noch rechtzeitig zu passieren, und über die Brücke raste. »Mrs. Hildreth wird mich weiter beschäftigen – wenn ich Glück habe. Jedenfalls weiß ich, dass sie mich zumindest noch eine Zeit lang behalten wird.«
»Sie sind Buchhalterin«, meinte Westmore. Der Fahrtwind wirbelte seine Haare durcheinander. »Sie könnten überall einen Job finden.«
»Ich bin keine Buchhalterin, ich bin ein gestrandeter Pornostar«, stellte sie richtig und starrte auf die Fahrbahn. Sie fuhr zwar schnell, aber nicht leichtsinnig. »Wie man die Bücher von T&T führt, habe ich nur gelernt, indem ich sie mir oft genug angesehen habe. Jahrelanges Drehen von Fickfilmchen macht sich nicht sonderlich gut in einem Lebenslauf.«
»Ich bin sicher, Sie kommen zurecht«, meinte er, weil ihm keine passendere Bemerkung einfiel.
»Oh, und es tut mir leid wegen gestern Abend«, fügte sie hinzu und wechselte die Fahrspur, um einen langsamen Lastwagen zu überholen.
»Was genau meinen Sie?«
»Dass ich Sie angebaggert habe. Sie müssen mich für ein völliges Flittchen halten. Ich merke, dass Sie ziemlich auftragsorientiert und sachlich sind. Das muss Sie fürchterlich in Verlegenheit gebracht haben.«
»Meine labile Psyche hat keinen Schaden genommen«, sicherte er ihr zu. »Es hat mich einerseits in Verlegenheit gebracht, andererseits hat es mir den Tag versüßt.«
Karen lachte nicht. »Ich war betrunken und deprimiert. Wenn ich deprimiert bin, trinke ich immer zu viel.«
Westmore fand ihre plötzliche Offenheit anregend. »Jeder betrinkt sich hin und wieder – lassen Sie sich das von jemandem sagen, der den Großteil seines Erwachsenenlebens im Suff verbracht hat.« Kurz dachte er darüber nach, dann gelangte er zu dem Ergebnis, dass es nicht schaden konnte, sich zu erkundigen. »Weswegen waren Sie deprimiert?«
Ihre Lippen zuckten unmerklich. »Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mit einem der Mädchen, die ermordet wurden, wirklich befreundet war, aber viele von ihnen waren nett und jetzt sind sie alle tot.«
»Was ist mit Hildreth? Waren Sie mit ihm befreundet?«
»Gute Frage.« Von einer Sekunde auf die andere wirkte sie völlig verschlossen. Die Sonnenbrille tarnte ihre Gedanken. »Bevor er T&T kaufte, brachten wir eine Menge Filme raus und konnten uns gerade so auf dem Markt behaupten. Niemand verdiente daran viel Geld. Dann wurde schlagartig alles anders. Wir wohnten in dem Haus, die Firma blühte auf. Neues Equipment, ein neues Studio und dank
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