Flesh Gothic (German Edition)
er.
Eine raue, aber weibliche Stimme drang zu ihm herüber. »Wir haben noch mehr von ihr.«
Westmore schielte zur Besitzerin des Ladens, die auf einem erhöhten Podest an der Kasse thronte. »Wie bitte?«
»Mehr Filme mit Gabrielle. Ich kann im Computer nachsehen, welche wir auf Lager haben.«
Westmore ging zu ihr. Eine Frau mit üppigen Brüsten und fürchterlich aussehenden, schmutzig-blonden Rastalocken, verlebt und stämmig. Die hat schon bessere Zeiten gesehen , befand er. »Ich nehme den hier. Und ja, bitte suchen Sie mir noch weitere Filme von T&T raus.«
»Gern.« Sie rauchte ein schwarzes Zigarillo. An der Wand hinter ihr klebten etliche Werbeposter mit fast schon lächerlich attraktiven Frauen in betörenden Posen, entweder nackt oder spärlich bekleidet. Ein schmuckloses Schild ganz oben an der Wand riet: FRAGEN SIE NACH UNSEREN DESSOUSMODELS! Das verstand Westmore nicht.
»Ja, Gabrielle war cool. Soll ich nur nach ihren Filmen suchen oder ...«
»Nach allem von T&T«, fiel Westmore ihr ins Wort. »Klingt so, als kannten Sie Gabrielle persönlich.«
»Nicht gut. Hin und wieder kamen sie und andere Mädchen vom Label zu Autogrammstunden in den Laden.« Sie deutete hinter sich auf ein Poster mit mehreren Unterschriften und vier nackten Frauen, die in Drei Engel für Charlie -Manier für den Fotografen posierten. »Ein wilder Haufen, aber sie waren alle schwer in Ordnung. Wahrscheinlich wissen Sie das nicht, aber die ganzen Hauptdarsteller wurden Anfang dieses Monats ermordet.«
»Ja, ich ... habe davon gehört. Von einem Kerl namens Hildreth.«
»M-hm.«
»Aber erklären Sie mir etwas.« Er betrachtete die Rückseite der ersten DVD. »Laut offiziellen Aufzeichnungen ist T&T Enterprises ein Unternehmen mit Sitz in Florida. Warum steht auf dieser DVD Redondo Beach?«
»Dort hatte die Firma ihren Standort, bevor sie von Hildreth übernommen wurde. Ein Psycho-Milliardär. Hat das komplette Unternehmen gekauft, weil er eine von dessen DVDs gesehen hatte und ihm die Schauspielerinnen gefielen. Dann hat er das Studio kurzerhand in sein eigenes Haus verlegt, ist das zu glauben? Vor der Übernahme brachte T&T 50 Filme im Jahr auf den Markt, danach nur noch ganz wenige.« Kurz verstummte sie. »Ähm ... genau genommen gar keine mehr.«
»Warum ist das so? Ergibt doch keinen Sinn, dass ein reicher Bonze ein erfolgreiches Pornounternehmen kauft und dann keinen Profit daraus zieht. Wenn jemand eine Firma kauft, schielt er doch normalerweise nur auf die Rendite.«
»Das spielte wohl keine Rolle für ihn. Hildreth hatte Geld wie Heu.« Sie klickte sich durch die Datenbank auf dem Bildschirm, während das Zigarillo unvorteilhaft von ihren Lippen hinunterbaumelte. »Denke, das war einfach ein spontaner Kauf, weil ihm die Mädchen gefielen. Er ließ alle in sein Haus einziehen und dort kostenlos wohnen, wie in der Playboy-Villa. Gabrielle meinte immer, er sammelte schöne Frauen wie andere Leute Möbelstücke.«
Möbel, dachte Westmore, den die Vorstellung deprimierte. Die kann man auch mit der Axt zertrümmern .
Schließlich suchte er sich noch vier weitere DVDs von T&T aus, die letzten Veröffentlichungen, in denen die meisten der Mordopfer mitwirkten. Er zog seine Brieftasche hervor. »Wie viel kosten die überhaupt?«
»Jeweils 49,95.«
Westmore traf beinahe der Schlag. VERDAMMT! Die fünf DVDs waren zusammen halb so teuer wie seine Monatsmiete. Er betrachtete den letzten Film, den sie hervorgeholt hatte. Eine weitere atemberaubende Frau – eine Rothaarige mit einem Zungenpiercing – stand nur mit Schlagsahne auf den Nippeln und im Schambereich da, während hinter ihr vier muskulöse Männer lüstern grinsten. SAHNE FÜR JEANNIE hieß das Machwerk. Ihren Körper sah er zum ersten Mal. Zuvor hatte er in den Akten lediglich den abgetrennten Kopf der Schauspielerin auf einem Autopsietisch liegen sehen.
»Danke. Beehren Sie uns bald wieder«, sagte die Frau und verstaute seinen Einkauf in einer schwarzen Plastiktüte.
Unwahrscheinlich, dachte Westmore.
»Oh, und nur falls es Sie interessiert ...«, fügte sie hinzu und deutete auf das Schild, das ihm vorher bereits Fragezeichen in den Kopf gezaubert hatte: FRAGEN SIE NACH UNSEREN DESSOUSMODELS!
Verwirrung. »Was heißt das?«, erkundigte er sich.
»30 Mäuse für die halbe Stunde, 50 für die Stunde ...« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich über die Theke und spähte nach vorn. Auf der gegenüberliegenden Seite des Ladens befand sich
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