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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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drei Gestalten in dicken,
blauen Arbeitsjacken und gelben Schutzhelmen durch die Grube, während die ersten
feinen Schneeflocken durch die morgendliche Winterluft wirbelten.

    Â»Da drin habt ihr gewohnt?«

    Engel nickte.

    Â»Für Montagmorgen hab ich die Betonpumpe bestellt,
Freddie«, informierte der mit strammen Schritten voranmarschierende Schutzhelm
deutlich. »Sieh zu, dass die genug Frostschutz zusetzen, wenn es noch kälter
wird.«

    Die Stimme lenkte mich kurz ab. Was vor allem daran lag,
dass es eine Frauenstimme war, die Anordnungen gab. Tatsächlich quoll unter dem
Schutzhelm eine hellblonde Mähne hervor. Wider Erwarten hatte die Emanzipation
die letzte Machofestung, den Bau, doch noch gestürmt.

    Â»Wir haben in dem Bauwagen gepennt. Das war richtig
schön«, erklärte mir Engel weiter. Es war die dritte Baustelle, die wir an
diesem Morgen besichtigten. Ich hatte Engel überredet, mir einige der
Unterschlupfe zu zeigen, in denen sie sich mit Fliege zusammen verkrochen
hatte.

    Es war ja durchaus möglich, dass ihm die Gesellschaft der
Teenager auf die Nerven gegangen und er in eines seiner alten Verstecke
umgezogen war.

    Die blonde Vorarbeiterin verschwand gerade mit ihren
beiden Blaumännern in besagtem Bauwagen.

    Der Penner war wohl auch in diesem Versteck nicht untergekommen.
Denn sonst wäre er genau jetzt in hohem Bogen vor dem Eingang des Wagens
erschienen.

    Mein Handy summte in meiner Hosentasche.

    Â»Wir hatten sogar einen Grill. Irgendwie hat Edgar rausgekriegt,
wo die den Schlüssel versteckt hatten. Und ein paar Bierkisten haben die auch
drin stehen lassen. Wir waren bestimmt zwei Wochen hier. Tagsüber in der Stadt
schnorren, ’n paar Pfandflaschen einsammeln, abends Bier und Bratwürstchen.
Ruhige Zeit.«

    Ich zog das vibrierende Telefon hervor und warf einen
Blick auf das Display. Danner.

    Â»Wow«, zischte Engel beim Blick auf mein Hightechhandy.
»Haste das geklaut, oder was?«

    Â»Mein Macker. Moment, ja?« Ohne Engels Einverständnis
abzuwarten, ging ich dran. »Ich hab zu tun. Was ist?«

    Â»Wir haben ihn.«

    Â»Wen?«

    Â»Fliege.«

    Mist. Damit hat er ja dann bewiesen, wer der Meisterdetektiv
und wer der Lehrling ist, schoss es mir durch den Kopf. Meine Wette hatte ich
verloren und Danner hatte sich das neue Türschild gespart.

    Â»Lenny will dich sowieso nicht dabeihaben«, fuhr Danner
fort. »Du tust ihm einen Gefallen, wenn du trödelst.«

    Seine Worte schafften, was die Minusgrade die ganze Zeit
nicht vermocht hatten: Unter Danners wärmendem Parka verursachten sie ein
kaltes Kribbeln zwischen meinen Schulterblättern.

    Â»Wo …?« Meine Stimme krächzte plötzlich. »Wo seid ihr?«

    Â»Im Stadtpark. Die Spurensicherung ist schon da.«

    Spurensicherung. Ich schloss die Augen. Von einer Sekunde
zur anderen war mein böses Bauchgefühl plötzlich Gewissheit.

    Â»Kommst du her, oder nicht?«

    Engel und ich waren keine fünf Minuten vom Stadtpark
entfernt, erkannte ich. »Wo seid ihr genau?«

    Mein Blick wanderte zu Engel und mir wurde bewusst, dass
das Mädchen die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte.

    Â»Von der Kurfürstenstraße aus kannst du die Absperrung
schon sehen.«

    Direkt um die Ecke.

    Â»Bin gleich da!« Ich legte auf. »Sorry, ich muss los.«
Mein Handy ließ ich in der Jackentasche verschwinden.

    Engel packte mich am Ärmel: »Du weißt, wo Edgar ist?!«

    Â»Nee.« Jedenfalls noch nicht hundertprozentig.

    Â»Aber ich hab’s doch gehört!«, blieb Engel hartnäckig.
»Du hast gerade erfahren, wo er steckt!«

    Ich befreite meinen Arm grob und rannte los: »Ich erzähl’s
dir heute Abend.«

    Â»Nein! Lila!« Engel begann, hinter mir herzulaufen. »Ich
komme mit. Ich muss mit Edgar sprechen. Unbedingt.«

    Davon wäre die Spurensicherung sicher nicht begeistert.

    Engel hätte nicht mal mit mir Schritt halten können, wenn
sie kein fast fertiges Kind plus gute zwanzig Kilo Übergewicht hätte schleppen
müssen. Sicher war sie auch vor ihrer Schwangerschaft nicht die Sportlichste
gewesen.

    Â»Lila! Nimm mich mit! Bitte!«, brüllte mir das Mädchen
nach, als ich sie abhängte. »Er ist doch der Vater!«

    Wie bitte?

    Ich drehte mich um. Wie spitze, kleine Eispfeile trafen
die Schneeflocken mein Gesicht. »Was?«

    Engel war

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