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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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die
Verletzung ist aber links. Dem ersten Eindruck nach tippe ich auf
Fremdeinwirkung – unter Vorbehalt natürlich.«

    Â»Du bist ein Genie, Sieglinde«, schäkerte Staschek zufrieden.

    Danner neben mir hüpfte mit in die Jackentaschen gestemmten
Händen auf der Stelle: »Damit ist unser Fusselbürsten-Fall auch erledigt. Molle
kann den Köter im Tierheim abliefern. Der Rest ist jetzt Lennys Job.«

    Â 

27.

    Warum war Fliege überhaupt im Park
gewesen? Die Bauruine in Wiemelhausen befand sich in einer ganz anderen Richtung.
Hatte der angeblich so schlaue Obdachlose in der kältesten Nacht des Jahres auf
der Parkbank gepennt, statt sich in seinem sicheren Unterschlupf zu
verkriechen?

    Mir war noch immer übel vom Anblick der Leiche, meine
Knie zitterten und meine Gedanken sprühten in alle Richtungen auseinander.
Wortlos strauchelte ich hinter Danner und Staschek über die gefrorenen Parkwege
zur Straße zurück.

    Â»An deiner Stelle würde ich diesen Bohne auftreiben und
mich bei ihm erkundigen, ob die zwanzig Silberringe an seiner Rechten zufällig
einen Zusammenstoß mit Flieges Kopf hatten«, riet Danner dem Kommissar. »Die
beiden waren ja nicht die besten Freunde.«

    Na klar. Dass Fliege der Schädel eingeschlagen worden
war, machte den Schmuckliebhaber schlagartig zum Lieblingsverdächtigen.
Immerhin hatte Bohne dem Penner vor Zeugen dieses Schicksal angedroht. Und was
seine mit Ringen bewaffnete Rechte anrichten konnte, bewies noch immer die
Platzwunde unter Danners Mütze.

    Â»Versuch’s mal in den Krankenhäusern«, beteiligte ich
mich wieder am Gespräch. »Irgendwo hat der sich bestimmt seine gebrochene Nase
zusammenflicken lassen.«

    Denn unbeschadet hatte Bohnes Riechorgan den Zusammenstoß
mit dem Schädel der Dicken garantiert nicht überstanden.

    Danner horchte auf: »Warum taucht Bohnes Nasenbruch nicht
in deinen Ermittlungsberichten auf, Miss Marple?«

    Ups, ertappt. Da war ich wohl schon wieder nicht zum
Berichtetippen gekommen.

    Ich errötete unter Danners scharfem Blick und hoffte,
dass meine Wangen bereits durch die Kälte so leuchteten, dass es nicht auffiel.

    Â»Wann ist das passiert?«, wollte Staschek wissen.

    Â»Als ich dir die SMS geschrieben habe«, fuhr ich Staschek
gereizter an, als er es verdient hatte. »Hättest du deinen Hintern schneller
bewegt, hättest du Bohne ja schon an dem Abend einsammeln können.«

    Â»Mist! Dann ist er heute bestimmt nicht mehr im Krankenhaus«,
ärgerte sich Danner.

    Ich begriff, dass nicht nur Staschek die Gelegenheit verpasst
hatte, Bohne festzunehmen. Hätte ich den Nasenbeinbruch erwähnt, hätte die
Polizei den Kettenträger vielleicht am nächsten Tag im Krankenhaus erwischen
können. Wegen der Körperverletzung an Danner könnte Bohne schon lange verhaftet
worden sein. Danner hatte vollkommen recht, es würde noch eine ganze Weile
dauern, bis ich eine echte Detektivin war.

    Â»Aber ich lasse die Krankenhäuser trotzdem checken. Vielleicht
finden wir seine Spur wieder.« Ganz Kripochef hatte Staschek sein Handy bereits
am Ohr und bellte Befehle hinein.

    Mir war zum Heulen zumute.

    Fliege war tot, was ich mit ein bisschen Mitgefühl ziemlich
sicher hätte verhindern können. Gefunden hatte nicht ich den Penner, sondern
die Polizei. Und Bohnes Festnahme hatte ich nebenbei auch noch vermasselt.

    Die Türschildwette hatte ich verloren.

    Wahrscheinlich war ich besser zur Kindergärtnerin als zur
Detektivin geeignet.

    Â 

28.

    Â»Ist nur so ’ne Ahnung«, sagte Danner,
»aber ich glaube nicht, dass Bohne in einem Krankenhausbett auf seine Festnahme
wartet.«

    Während ich mich deprimiert aufs Sofa geworfen hatte und
über meine Umschulung zur Erzieherin nachdachte, zog Danner einen Ordner aus
dem mit Akten vollgestopften Regal neben dem Schreibtisch.

    Â»Außerdem gönne ich Lenny die Festnahme nicht. Den
kleinen Schläger würde ich gern selbst packen. Hier!«

    Triumphierend hielt mir Danner eine Zeitung unter die
Nase.

    Seit fünfzehn
Jahren behandelt Dr. Raissa Schmidtmeyer Obdachlose ehrenamtlich, las ich
das Titelthema des Straßenmagazins, das Danner der Verkäuferin Eule auf unserer
Suche nach Fliege abgekauft hatte.

    Ordentlich abgeheftet klemmte die Zeitung in einem Hefter,
der leserlich in Danners schwungvoller, nach rechts geneigter

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