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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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keuchend stehen geblieben.

    Â»Nicht der Krötenretter?«, begriff ich.

    Â»Wer?«

    Â»So eine Scheiße!« Ich rannte wieder los. »Ich melde mich
bei dir.«

    Â»Lila!«

    Â»Versprochen!«

    Â 

26.

    Ich lief den schrumpelig gefrorenen
Parkweg entlang, an verrosteten Skulpturen vorbei, die den Eindruck erweckten,
jemand hätte kostengünstig sein Altmetall entsorgt. Links von mir dümpelten in
einer Senke einige Enten auf einem halb zugefrorenen Teich, während ich
zwischen den kahlen Stämmen der uralten Baumriesen zwei Dackel, das zugehörige Frauchen
und einen Jogger überholte.

    Dann sah ich ein paar Meter abseits des Weges, um ein
weitläufiges Gebüsch herum, das rot-weiße Absperrband, die Uniformen.

    Â»Ey! Du kannst hier nicht durch!« Ein junger Schutzpolizist
versperrte mir den Weg. Ein echter Village-People-Typ, gut gebaut und mit glatt
rasiertem Kinn, bei dem man jederzeit darauf gefasst war, dass er sein korrekt
geknöpftes Hemd aufriss und die Hüften kreisen ließ.

    Nun, das passierte natürlich nicht.

    Â»Das ist eine polizeiliche Sperrzone«, informierte Adonis
mich im Kommandoton. Das stand auch gut leserlich auf dem raschelnden
Absperrband.

    Â»Der Kriminalkommissar erwartet mich«, keuchte ich, vom
Laufen atemlos. »Würden Sie freundlicherweise Bescheid sagen, dass ich da bin?«

    Der Blick des Beamten wanderte von meinen roten Wangen
über meine lila Haare zu den bunten Handabdrücken auf den Oberschenkeln meiner
Jeans. »Und ich warte auf den Osterhasen«, spottete er. »Aber dem sagt leider
auch keiner Bescheid.«

    Verdammt, da hatte ich es in der Rekordzeit von der Baustelle
hierher geschafft und jetzt hielt mich ein sturer Uniformträger auf, bis die
Spurensicherung zusammengepackt hatte?

    Â»Na schön, war nur ’n Versuch. Eigentlich such ich meinen
Kumpel, obdachlos. Der hängt hier dauernd ab. Haste den vielleicht gesehen?«,
versuchte ich es überlegter.

    Der Polizist horchte auf: »Ein Kumpel von dir? Etwa so
ein Kleiner, Älterer?«

    Reif für den Idiotentest, würde ich sagen.

    Â»Genau der«, nickte ich eifrig.

    Â»Moment – äh, Frau Wegner?« Der Uniformierte winkte eine
hochgewachsene Frau in Zivil heran. »Möglicherweise haben wir hier eine
Zeugin.«

    Die Beamtin trug zur engen, dunklen Hose mit Bügelfalte
schwarze Stiefel ohne Absatz und eine schmal geschnittene Jacke. Ihre langen,
braunen Haare hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengezurrt, der
ihre auffallend schmale Schnabelnase noch auffälliger aus ihrem Gesicht ragen
ließ. Sie sah aus wie eine Reitlehrerin. Eine Peitsche im Stiefelschaft hätte
mich nicht verwundert. Eindeutig die engstirnigste Politesse der gesamten
Mordkommission.

    Â»Komm mit.« Sie stakste über den von Fahrradreifen zerfahrenen
und dann hart gefrorenen Schotterweg und ich tauchte unter dem rot-weißen
Flatterband hindurch.

    Sie führte mich zu einer Parkbank, neben der Staschek und
Danner standen.

    Â»Vielleicht haben wir hier eine Zeugin, Chef«,
informierte die strenge Frau Wegner Staschek pflichtbewusst.

    Der Kriminalkommissar hob die rechte Augenbraue unter den
Rand seiner kastanienfarbenen Bommelmütze: »Wohl kaum.«

    Frau Wegners Blick flitzte zu mir. Es dauerte einen Augenblick,
bis sie begriff, dass Staschek meine Anwesenheit trotzdem duldete.

    Danner hatte seine Mütze bis über die Platzwunde auf
seiner Stirn gezogen, die feinen Schneeflocken bildeten bereits eine weiße
Schicht auf der dunklen Wolle. Den Kopf zwischen die Schultern gedrückt, die
Hände in den Taschen seiner dünnen Sportjacke vergraben, wippte der Detektiv
auf den Zehenspitzen. Kein Wunder, seinen Winterparka trug ja ich.

    Doch ein lautes Knacken und Knirschen lenkte meine
Aufmerksamkeit auf das dichte Gebüsch hinter der Parkbank, aus dem hier und da
mastartige Baumstämme in die Höhe wuchsen. Wie ungeschickte Geister krochen
mehrere Gestalten in den weißen Schutzanzügen der Spurensicherung durch das
nadelige Gestrüpp.

    Â»Du solltest dir das lieber nicht ansehen, Lila.«
Staschek legte mir seinen Lederhandschuh auf die Schulter.

    Â»Ist Superpapa heute wieder im Dienst?« Ich trat einen
Schritt näher an die überfrorene Bank, auf der sich eine feine Schneeschicht
sammelte.

    Â»Ben und ich haben ihn schon identifiziert«, sprach

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