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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf den Krieg vorbereiten.‹«
    »Ich glaube, es heißt: ›Wer den Frieden will, sollte für den Krieg bereit
    sein‹, Exzellenz«, sagte Leonard.
    Vetinari neigte den Kopf zur Seite, und seine Lippen bewegten sich, als
    er die Worte lautlos wiederholte. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, ich glaube, das ergibt keinen Sinn.«
    Er nahm wieder Platz.
    »Laßt uns die Fahrt vorsichtig fortsetzen«, sagte er. »Wir können im
    Schutz der Dunkelheit an Land gehen.«
    »Äh… wie wär’s, wenn wir im Schutz von etwas, das schützt, an Land
    gehen?« schlug Feldwebel Colon vor.
    »Eigentlich erleichtern die vielen Schiffe die Ausführung unseres
    Plans«, meinte der Patrizier, ohne dem Feldwebel Beachtung zu schen-
    ken.
    »Unseres Plans?« wiederholte Colon.
    »Es leben viele verschiedene Völker in der klatschianischen Hegemo-
    nie.« Vetinari sah zu Nobby. »Es sind praktisch al e erdenklichen Formen
    und Farben vertreten. Unser Erscheinen auf den Straßen sol te also keine
    besondere Aufmerksamkeit erregen.« Sein Blick kehrte zu Nobby zu-
    rück. »Zumindest keine übermäßige.«
    »Aber wir sind in Uniform, Herr«, wandte Feldwebel Colon ein. »Und
    wir können wohl kaum behaupten, daß wir zu einem Kostümfest unter-
    wegs sind.«
    »Meine Uniform ziehe ich nicht aus«, sagte Nobby fest. »Ich laufe auf
    keinen Fal in der Unterhose herum. Nicht in einem Hafen. Seeleute sind
    lange Zeit auf dem Meer unterwegs. Man hört Geschichten.«
    »Ohne Uniform wäre al es noch schlimmer «, sagte Colon und vergeudete keine Zeit mit der Frage, wie lange Seeleute auf dem Meer unterwegs
    sein mußten, bevor sie einen Nobby in Unterhose für etwas anderes hiel-
    ten als ein Ziel. »Weil man uns dann für Spione hielte. Und du weißt ja, was man mit Spionen anstellt.«
    »Nein, ich weiß es nicht, Feldwebel«, erwiderte Nobby.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Exzel enz«, sagte Colon und hob
    dabei die Stimme. Der Patrizier sah von seinem Gespräch mit Leonard
    auf.
    »Ja, Feldwebel?«
    »Was macht man in Klatsch mit Spionen, Herr?«
    »Äh… mal sehen…«, sagte Leonard. »Ah, ja… Ich glaube, man über-
    gibt sie den Frauen.«
    Nobbys Miene erhel te sich. »Oh, das klingt gar nicht so übel…«
    »… ich habe nämlich die Bilder in dem Buch Die parfümierte Zuwendung
    gesehen, das Korporal Angua gelesen hat, und…«
    »Nein, jetzt hör mal, Nobby, das hast du falsch verstanden…«
    »… ich meine, lieber Himmel, ich wußte gar nicht, was…«
    »Hör mir zu, Nobby…«
    »… und ein anderes Bild zeigte die Frauen, wie sie…«
    »Korporal Nobbs!« rief Colon.
    »Ja, Feldwebel?«
    Colon beugte sich vor und flüsterte Nobby etwas ins Ohr. Der Ge-
    sichtsausdruck des Korporals veränderte sich langsam.
    »Die Frauen…«
    » Ja, Nobby.«
    »Ich meine, so was passiert wirklich ?«
    »Ja, Nobby.«
    »Zu Hause nicht.«
    »Wir sind nicht zu Hause, Nobby. Leider.«
    »Obwohl man den Schmerzlichen Schwestern manche Dinge nachsagt,
    Feldwebel.«
    »Meine Herren…«, ließ sich Lord Vetinari vernehmen. »Ich glaube,
    Leonard hat da ein wenig übertrieben. Viel eicht trifft es auf einige Berg-stämme zu, aber Klatsch ist eine alte Zivilisation, und solche Dinge fin-
    den nicht offiziel statt. Vermutlich gibt man einem Spion eine Zigaret-
    te.«
    »Eine Zigarette?« fragte Colon.
    »Ja, Feldwebel. Und eine hübsche sonnige Mauer, vor der er stehen
    kann.«
    Colon dachte darüber nach. »Eine Zigarette und eine Mauer, an der
    man lehnen kann?« vergewisserte er sich.
    »Den Klatschianern dürfte es lieber sein, wenn man gerade davor steht,
    Feldwebel.«
    »Verstehe. Man braucht nicht gleich schlampig zu werden, nur weil
    man ein Gefangener ist. Na schön. Unter solchen Bedingungen bin ich bereit, ein Risiko einzugehen.«
    »Ausgezeichnet«, lobte der Patrizier. »Sag mal, Feldwebel… ist wäh-
    rend deiner militärischen Laufbahn niemand auf den Gedanken gekom-
    men, dich zum Offizier zu befördern?«
    »Nein, Herr!«
    »Ich frage mich, was der Grund dafür sein mag.«

    Nacht strömte über die Wüste. Sie kam ganz plötzlich, in Purpur. In der
    klaren Luft schienen sich die Sterne aus dem Himmel zu bohren, was
    den nachdenklichen Beobachter daran erinnerte, daß Religionen in Wü-
    sten und an hohen Orten entstanden. Wenn Menschen nichts als gren-
    zenlose Leere über sich sehen, verspüren sie den dringenden Wunsch,
    das Nichts zu füllen.
    Leben kroch aus Ritzen und Spalten. Innerhalb kurzer Zeit wich die
    Stille

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