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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurückblieben.
    Aber warum hatte er nicht einfach den ganzen Block verschwinden las-
    sen?
    Es war alles sehr kompliziert. Aber irgendwo verbarg sich etwas, durch
    das al es einfach wurde und einen Sinn ergab…
    Mumm ließ den Stift fal en, stand auf und öffnete die Tür.
    »Was ist das für ein Lärm?« rief er.
    Feldwebel Colon war auf halbem Weg die Treppe herauf. »Herr Goriff
    und Herr Wazir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, Herr
    Kommandeur. Offenbar setzte vor zweihundert Jahren der eine die
    Heimat des anderen in Brand. Das meinte jedenfalls Karotte.«
    »Und sie streiten sich jetzt über etwas, das vor zweihundert Jahren geschah?«
    »Für mich ist das alles Klatschianisch, Herr Kommandeur. Wie dem
    auch sei: Wazir ist ziemlich eingeschnappt abgezogen.«
    »Er stammt aus Smale«, sagte Karotte. »Und Herr Goriff kommt aus
    Elharib. Der Krieg zwischen beiden Ländern hat erst vor zehn Jahren
    geendet. Es ging dabei um religiöse Differenzen.«
    »Gingen ihnen die Waffen aus?« fragte Mumm.
    »Die Steine, Herr Kommandeur. Die Waffen gingen ihnen schon im
    vergangenen Jahrhundert aus.«
    Mumm schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das verstehe ich nie«,
    brummte er. »Da kämpfen Völker gegeneinander, nur weil sich ihre Göt-
    ter zanken…«
    »Oh, die Bewohner von Smale und Elharib haben den gleichen Gott,
    Herr Kommandeur. Der Streit betraf ein Wort in ihrem heiligen Buch.
    Die Elharibianer übersetzen es mit ›Gott‹, doch bei den Smalenern heißt
    es ›Mensch‹.«
    »Wie kann man so etwas durcheinanderbringen?«
    »Nun, beim geschriebenen Wort besteht der Unterschied aus einem
    kleinen Punkt. Und manche Leute meinen, es sei nur ein bißchen Flie-
    gendreck.«
    »Sie haben jahrhundertelang Krieg geführt, nur weil sich eine Fliege an
    der falschen Stelle erleichterte?«
    »Es hätte schlimmer sein können«, sagte Karotte. »Ein wenig mehr
    nach links, und das Wort hätte mit ›Lakritze‹ übersetzt werden müssen.«
    Mumm schüttelte erneut den Kopf. Karotte verstand sich darauf, sol-
    che Informationen zu sammeln. Und ich verstehe mich gut darauf, be-
    stimmte Fragen zu stel en, dachte Mumm. So habe ich mich zum Bei-
    spiel nach der Bedeutung von Vindaloo erkundigt. Und was hat sich
    dabei herausgestellt? Übersetzt lautet diese klatschianische Bezeichnung
    etwa »heißer, den Mund verbrennender Knorpel für ausländische Ma-
    cho-Idioten«.
    »Wenn ich doch nur mehr über Klatsch wüßte«, sagte er.
    Feldwebel Colon klopfte sich verschwörerisch an den Nasenflügel.
    »Du wünschst dir, den Feind besser zu kennen, nicht wahr?« fragte er.
    »Oh, den Feind kenne ich«, erwiderte Mumm. »Aber ich würde gern
    mehr über die Klatschianer herausfinden.«
    »Kommandeur Mumm?«
    Die Wächter drehten sich um. Mumm kniff die Augen zusammen.
    »Du bist einer von Rusts Männern, nicht wahr?«
    »Leutnant Hornett, Herr Kommandeur.« Er zögerte. »Äh… Seine

Lordschaft schickt mich, um zu fragen, ob du und deine Offiziere so
    freundlich wären, den Palast aufzusuchen, fal s ihr Gelegenheit dazu
    habt.«
    »Im Ernst? Das waren seine Worte?«
    Der Leutnant beschloß, ehrlich zu sein.
    »Eigentlich sagte er: ›Hol Mumm und seinen Haufen sofort hierher‹.«
    »Ach, tatsächlich?« fragte der Kommandeur.
    »Bimmel-bimmel-bamm!« quiekte eine triumphierende Stimme aus
    Mumms Hosentasche. »Es ist genau elf Uhr abends!«

    Die Tür öffnete sich, bevor Nobby anklopfte, und eine kleine, füllige
    Frau starrte ihn an.
    »Ja, das bin ich!« sagte sie scharf.
    Nobby hatte die Hand noch immer erhoben. »Äh… bist du Frau Ku-
    chen?« fragte er.
    »Ja, aber ich mache es nur, um Geld zu verdienen.«
    Nobbys Hand blieb unbewegt.
    »Äh… du kannst die Zukunft voraussagen, nicht wahr?« erkundigte er
    sich.
    Sie musterten sich gegenseitig. Dann klopfte sich Frau Kuchen mehr-
    mals ans Ohr und blinzelte.
    »Verflixt! Ich habe die Präkognition wieder nicht ausgeschaltet.« Ihr
    Blick ging ins Leere, als sie das kurze Gespräch in Gedanken noch ein-
    mal wiederholte.
    »Ich glaube, es ist soweit alles klar«, sagte sie, sah Nobby an und
    schniefte. »Komm herein. Bitte gib auf den Teppich acht, er ist vor kur-
    zer Zeit gereinigt worden. Und ich kann höchstens zehn Minuten für
    dich erübrigen, denn ich koche gerade Kohl.«
    Sie führte Korporal Nobbs in das kleine Vorzimmer. Dort nahm ein
    runder Tisch, bedeckt von einer grünen Tischdecke, den größten Platz
    ein. Darauf ruhte eine Kristal kugel, zum

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