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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich nicht lösen ließen, indem man einen Bedienste-

    * In militärischen Kreisen gibt es eine beliebte Tradition, die von gewissen Strate-gen fortgesetzt wird. Ihrer Meinung nach kommt es vor al em auf große Verluste an. Wenn sie die andere Seite betreffen, ist das ein wil kommener Bonus.
    ten anschrie. Vor fünfhundert Jahren hatte einer ihrer Vorfahren einem
    Klatschianer den Kopf abgeschlagen und den Schädel an einem Pfahl
    mit nach Hause gebracht. Damals nahm niemand Anstoß daran, denn
    al e wußten, daß der Klatschianer ebenso gehandelt hätte, wenn er dazu
    imstande gewesen wäre. Alles schien ganz klar zu sein. Man kämpfte
    gegen den Feind, und der Feind kämpfte ebenfal s. Alle kannten die Re-
    geln. Und wenn man auf dem Schlachtfeld im wahrsten Sinne des Wor-
    tes den Kopf verlor, beklagte man sich später nicht darüber.
    Heutzutage war es natürlich besser. Aber dadurch ergaben sich…
    Schwierigkeiten.
    Damals blieben einige Ehemänner monate- oder gar jahrelang fort. Für sie hatten Ehefrauen und Familien eine ähnliche Bedeutung wie die Bibliothek, das Gestüt und Johnsons Explodierende Pagode. Man regelte
    al es, und anschließend verschwendete man kaum mehr einen Gedanken
    daran. Sam war wenigstens jeden Tag zu Hause.
    Nun, an den meisten Tagen. Zumindest jede Nacht.
    Nun… wenigstens verbrachte er einen Teil jeder Nacht daheim.
    Wenigstens leistete er ihr bei den Mahlzeiten Gesellschaft.
    Bei den meisten, zumindest.
    In den meisten Fäl en begannen sie die Mahlzeiten zusammen.
    Wenigstens wußte Sybil, daß er nie sehr weit weg war. Er hielt sich nur
    an Orten auf, wo er alles selbst zu erledigen versuchte, immer wieder
    schnel rannte und mit Leuten fertig werden mußte, die ihn umbringen
    wollten.
    Eigentlich konnte sie von Glück sagen.

    Mumm starrte Karotte an, der vor seinem Schreibtisch stand.
    »Worauf läuft das alles hinaus?« fragte er. »Der Mann, von dem wir
    wissen, daß er den Prinzen nicht getroffen hat, ist tot. Und der Mann, dessen Pfeil das Ziel erreichte, hat ebenfalls das Zeitliche gesegnet. Jemand wol te auf sehr ungeschickte Weise den Eindruck erwecken, die
    Klatschianer hätten Ostie bezahlt. Mir ist klar, warum das jemand tun
    würde. Dahinter steckt etwas, das Fred Politik nennt. Jemand beauftragt Schneetreiben, sich um die Sache zu kümmern, und er hilft dem armen
    dummen Ostie, der nur dazu bestimmt ist, den Sündenbock zu spielen,
    und dann beweist die Wache, daß Ostie in den Diensten der Klatschianer stand, und das ist noch ein Grund mehr, gegen Klatsch in den Kampf zu
    ziehen. Und Schneetreiben stirbt. Jemand hat für ihn das Schuppenpro-
    blem gelöst.«
    » Nachdem er etwas geschrieben hat, Herr Kommandeur«, sagte Karotte.
    »Äh… ja.«
    Mumm betrachtete den Notizblock aus Schneetreibens Zimmer, ein
    einfaches Ding aus billigem Papier, das die Graveure für wenig Geld
    verkauften. Er schnupperte daran.
    »Seife an den Rändern«, sagte er.
    »Schneetreibens neues Shampoo«, erklärte Karotte. »Er benutzte es
    zum erstenmal.«
    »Woher weißt du das?«
    »Wir haben uns die Flaschen im Mül haufen angesehen, Herr Kom-
    mandeur.«
    »Hm. Das sieht nach frischem Blut aus, hier, wo die einzelnen Blätter
    zusammengenäht sind.«
    »Es stammt von Schneetreiben«, sagte Angua.
    Mumm nickte. Wenn es um Blut ging, durfte man Anguas Auskünften
    vorbehaltlos vertrauen.
    »Doch auf den einzelnen Seiten ist kein Blut«, stel te Mumm fest. »Was
    recht seltsam ist. Enthauptungen laufen nicht besonders sauber ab. Die
    Leute… spritzen dabei. Was bedeutet, daß das oberste Blatt…«
    »… entfernt wurde, Herr Kommandeur.« Karotte lächelte und nickte.
    »Aber das ist nicht das Seltsame. Versuch es zu erraten, Herr Komman-
    deur!«
    Mumm bedachte ihn mit einem durchdringende Blick und rückte die
    Lampe etwas näher. »Ich sehe… ganz schwache Abdrücke auf der ersten
    Seite«, murmelte er. »Wie von Schrift. Leider kann ich keine Buchstaben
    erkennen…«
    »Wir konnten es auch nicht, Herr Kommandeur. Wir wissen, daß
    Schneetreiben mit einem Stift geschrieben hat – es lag einer auf dem
    Tisch.«
    » Ganz schwache Abdrücke«, betonte Mumm. »Burschen wie Schnee-
    treiben schreiben so, als müßten sie jedes Wort in Stein meißeln.« Er
    blätterte. »Jemand hat nicht nur das erste Blatt abgerissen, sondern auch
    einige andere.«
    »Schlau, nicht wahr? Jeder weiß…«
    »… daß man eine verdächtige Mitteilung lesen kann, indem man sich
    die Abdrücke auf der

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