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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Teil bedeckt von einer Wol -
    puppe, die einen Reif rock trug.
    »Ein Bursche in der Taverne hat mir von dir erzählt«, brummte Nobby.
    »Er meinte, du verstündest dich auf die Wahrsagerei und so.«
    »Vielleicht solltest du mir dein Problem nennen«, sagte Frau Kuchen.
    Sie richtete den Blick erneut auf Nobby, und mit einer Gewißheit, die
    nichts mit Präkognition und viel mit Beobachtung zu tun hatte, fügte sie
    hinzu: »Ich meine, über welches deiner Probleme möchtest du mehr
    erfahren?«
    Nobby hüstelte. »Äh… es ist ein bißchen… äh… intim, sozusagen. Ei-
    ne Angelegenheit des Herzens, gewissermaßen.«
    »Geht es dabei um Frauen ?« fragte Frau Kuchen vorsichtig.
    »Äh… das hoffe ich. Könnte sonst noch jemand an diesen Dingen be-
    teiligt sein?«
    Frau Kuchen entspannte sich sichtlich.
    »Ich möchte nur wissen, ob ich welche kennenlerne«, fügte Nobby
    hinzu. »Frauen, meine ich.«
    »Ich verstehe.« Frau Kuchen gelang eine Art mimisches Achselzucken.
    Es stand ihr nicht zu, den Leuten mitzuteilen, auf welche Weise sie ihr
    Geld vergeuden sol ten. »Nun, es gibt die Zukunft für zehn Cent. Sie
    betrifft das, was man sieht. Und dann gibt es die Zukunft für zehn Dol-
    lar. Sie beinhaltet das, was man bekommt.«
    »Zehn Dol ar! Das ist mehr als ein Wochenlohn! Ich nehme besser die
    Zehn-Cent-Zukunft.«
    »Eine kluge Entscheidung«, sagte Frau Kuchen. »Gib mir deine Pfote.«
    »Hand«, sagte Nobby.
    »Das meine ich ja.«
    Frau Kuchen betrachtete Nobbys ausgestreckte Hand, darauf bedacht,
    sie nicht zu berühren.
    »Fängst du jetzt gleich an zu stöhnen und mit den Augen zu rollen?«
    fragte Nobby, der entschlossen war, für seine zehn Cent möglichst viel
    zu bekommen.
    »Ich brauche mir keine Frechheiten gefal en zu lassen«, erwiderte Frau
    Kuchen und betrachtete weiter die Hand. »Solche Dinge…«
    Sie sah genauer hin und bedachte Nobby mit einem durchdringenden
    Blick.
    »Hast du mit dieser Hand irgend etwas angestellt?«
    »Wie bitte?«
    Frau Kuchen nahm die Wol puppe von der Kristal kugel und sah in die
    gläsernen Tiefen. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher… nun, was sol ’s.« Sie räusper-
    te sich und fuhr in geheimnisvollem Tonfall fort: »Herr Nobbs, ich sehe
    dich umringt von dunkelhäutigen Frauen an einem heißen Ort. Vieles
    erweckt einen ausländischen Eindruck. Die Damen lachen und plaudern
    mit dir. Eine von ihnen reicht dir gerade etwas zu trinken…«
    »Keine von ihnen schreit oder so?« fragte Nobby erstaunt.
    »Danach sieht’s nicht aus«, entgegnete die ebenfal s faszinierte Frau
    Kuchen. »Die Damen scheinen recht zufrieden und fröhlich zu sein.«
    »Erkennst du irgendwelche… Magneten?«
    »Was meinst du damit?«
    »Keine Ahnung«, gestand Nobby. »Ich dachte, du würdest sie erken-
    nen, wenn du sie siehst.«
    Trotz einer gewissen charakterlichen Striktheit bemerkte Frau Kuchen
    eine vage Tendenz in Nobbys Äußerungen.
    »Einige der Frauen scheinen bereit für die… Mariage zu sein«, deutete
    sie an.
    »Ah«, sagte Nobby, ohne daß sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
    »Wenn du verstehst, was ich meine…«
    »Ja. Mariage. Alles klar.«
    Frau Kuchen gab auf. Nobby zählte zehn Cent ab.
    »Und es passiert bald?« vergewisserte er sich.
    »O ja. Für zehn Cent sehe ich nicht sehr weit in die Zukunft.«
    »Fröhliche junge Frauen…«, überlegte Nobby laut. »Außerdem bereit
    für die Mariage. Zweifel os eine interessante Sache.«
    Nachdem er gegangen war, wandte sich Frau Kuchen noch einmal der
    Kristallkugel zu und warf einen Zehn-Dollar-Blick in die Zukunft, um
    ihre eigene Neugier zu befriedigen. Anschließend lachte sie den ganzen
    Nachmittag lang.

    Mumm war nur wenig überrascht, als sich die Tür der Rattenkammer
    öffnete und er Lord Rust am oberen Ende des Tisches sitzen sah. Der
    Patrizier gehörte nicht zu den Anwesenden.
    Er war nur ein wenig überrascht. Ein Teil von ihm dachte: Wie seltsam, ich habe immer angenommen, er gäbe nicht einmal dann einen Finger-breit nach, wenn ein Rammbock gegen ihn stieße. Doch unter diesem
    Bereich, in einer Region seines Bewußtseins, die nur selten vom Sonnen-
    schein erhel t wurde, dachte er: Natürlich. In solchen Zeiten steigen Leute wie Rust auf. Es ist, als rühre man mit einem Stock im Sumpf. Plötzlich
    steigen ganz dicke Blasen nach oben, und überal stinkt es.
    Mumm salutierte trotzdem und sagte:
    »Lord Vetinari macht Urlaub, nehme ich

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