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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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an.«
    »Lord Vetinari ist heute abend von seinem Amt zurückgetreten,
    Mumm«, erwiderte Lord Rust. »Natürlich nur vorübergehend. Für die
    Dauer der derzeitigen Krise.«
    »Tatsächlich?« fragte Mumm.
    »Ja. Und ich möchte darauf hinweisen, daß er einen gewissen… Zy-
    nismus deinerseits erwartet hat, Kommandeur. Deshalb bat er mich, dir
    diesen Brief zu geben. Du wirst feststellen, daß er sein Siegel trägt.«
    Mumm betrachtete den Umschlag. Im Wachs erkannte er wirklich das
    offizielle Siegel, aber…
    Er begegnete Lord Rusts Blick, und der Argwohn wich. Nein, zu ei-
    nem solchen Trick würde Rust nicht greifen. Leute wie er hielten an ei-
    nem bestimmten Moralkodex fest, nach dem einige Dinge einfach nicht
    ehrenhaft waren. Man konnte der Eigentümer eines Elendsviertels sein, in dem die Menschen wie Kakerlaken lebten und die Kakerlaken wie Köni-ge, und daran gab es überhaupt nichts auszusetzen. Doch Rust wäre
    vermutlich lieber gestorben, als irgend etwas zu fälschen.
    »Ich verstehe«, sagte Mumm. »Du hast mich hierherbestellt?«
    »Kommandeur Mumm, ich fordere dich hiermit auf, die klatschiani-
    schen Bewohner dieser Stadt in Gewahrsam zu nehmen.«
    »Aufgrund welcher Anklage, Herr?«
    »Wir stehen kurz vor einem Krieg mit Klatsch, Kommandeur. Du ver-
    stehst sicher, oder?«
    »Nein, Herr.«
    »Wir reden hier von Spionage, Kommandeur«, sagte Lord Rust. »Und
    von Sabotage. Um ganz offen zu sein… Die Stadt wird unter Kriegs-
    recht gestellt.«
    »Tatsächlich, Herr?« Mumm blickte starr geradeaus. »Und was für eine
    Art von Recht ist das, Herr?«
    »Das weißt du genau, Mumm.«
    »Meinst du das Recht, bei dem man ›Halt!‹ ruft, bevor man schießt?
    Oder greift man zuerst zu den Waffen, um später Fragen zu stellen,
    wenn überhaupt?«
    »Ach. Ich verstehe .« Lord Rust stand auf und beugte sich vor.
    »Lord Vetinari gegenüber bist du recht häufig… frech gewesen, und aus irgendeinem Grund ließ er dich gewähren«, sagte Rust. »Aber ich kenne
    deinen Typ.«
    »Meinen Typ?«
    »Mir scheint, die Straßen sind vol er Verbrechen, Kommandeur. Nicht
    lizensiertes Betteln, öffentliche Ärgernisse und so weiter. Aber du achtest nicht darauf und glaubst offenbar, dich um wichtigere Dinge kümmern
    zu müssen. Doch das ist gar nicht nötig, Kommandeur. Du sol st Diebe
    fangen, und damit hat es sich. Rol st du mit den Augen, Mumm?«
    »Ich versuche immer, auf al e Verbrechen zu achten, Herr.«
    »Du scheinst das Gesetz für ein großes Licht am Himmel zu halten,
    das keiner Kontrolle unterliegt, Mumm. Aber da irrst du dich. Das Ge-
    setz ist so beschaffen, wie wir es für richtig halten. Ich weiß, daß du das verstehst. Es liegt mir fern, mich auf eine Diskussion mit dir einzulassen.
    Querköpfe erkenne ich auf den ersten Blick.«
    »Querköpfe?« fragte Mumm.
    »Kommandeur Mumm«, fuhr Lord Rust fort, »ich hatte gehofft, dies
    vermeiden zu können, aber während der letzten Tage hast du dir leider
    einen Fehler nach dem anderen geleistet. Man hat auf den Prinzen Khu-
    furah geschossen, und du warst offensichtlich nicht in der Lage, das zu
    verhindern oder den Verantwortlichen zu finden. Immer wieder gibt es
    Unruhen in der Stadt, und niemand scheint etwas dagegen zu unterneh-
    men. Wie ich hörte, hat ein Feldwebel der Wache damit gedroht, Un-
    schuldige in den Kopf zu schießen, und gerade haben wir erfahren, daß
    du einen Geschäftsmann, der sich nichts zuschulden kommen ließ, ein-
    fach so eingesperrt hast.«
    Mumm hörte, wie Colon nach Luft schnappte, doch dieses Geräusch
    schien aus weiter Ferne zu kommen. Er glaubte zu spüren, wie um ihn
    herum alles zusammenbrach, aber es schien kaum eine Rolle zu spielen:
    Sein Selbst flog unter einem rosaroten Himmel, wo solche Dinge über-
    haupt keine Bedeutung hatten.
    »Oh, ich weiß nicht, Herr«, erwiderte er. »Immerhin ist er schuldig,
    Klatschianer zu sein. Und eben hast du selbst gesagt, daß ich alle Klat-
    schianer verhaften soll.«
    » Und als ob das noch nicht genug wäre «, betonte Lord Rust, »gab es einen weiteren Zwischenfal . Er erscheint mir unglaublich, obwohl jemand wie
    du daran beteiligt ist, Mumm. Man teilte mir mit, daß du heute abend
    zwei klatschianische Wächter angegriffen hast, ohne daß sie dich in ir-
    gendeiner Form provoziert hätten. Anschließend bist du auf klatschiani-
    sches Territorium vorgedrungen, hast ein Frauenquartier betreten, zwei
    Klatschianer aus ihren Betten entführt, die Zerstörung von

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