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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nobby.«
    »Und sie brauchten ihre Türen nicht abzuschließen, habe ich recht?«
    »Das stimmt, Nobby. Und die Leute waren immer bereit, Hilfe zu lei-
    sten. Sie gingen in den Häusern anderer Leute ein und aus.«
    »Ja, Feldwebel«, sagte Nobby mit Nachdruck. »Ich weiß, daß in unserer
    Straße niemand die Tür abschloß.«
    »Genau das meine ich. Darum geht’s.«
    »Weil die verdammten Mistkerle sogar die Schlösser klauten.«
    Colon dachte darüber nach.
    »Ja, aber wenigstens beklauten sie sich gegenseitig. Ich meine, es waren
    keine Ausländer, die stahlen.«
    »Ja.«
    Sie schlenderten weiter, und eine Zeitlang hing jeder seinen eigenen
    Gedanken nach.
    »Feldwebel?«
    »Ja, Nobby?«
    »Was bedeutet ›Mariage‹?«
    »Mariage?«
    »Ich schätze, es ist ein Ort. Ein ziemlich warmer noch dazu, glaube
    ich.«
    »Oh, Mariage «, sagte Colon und ließ seiner Phantasie freien Lauf. »Ja.
    Natürlich. So nennt man einen Ort in Klatsch. Dort gibt es jede Menge
    Sand. Und Berge. Wichtigster Exportartikel sind Datteln. Wieso fragst
    du?«
    »Oh… nur so.«
    »Nobby?«
    »Ja, Feldwebel?«
    »Warum schleppst du das große Buch mit dir herum?«
    »Ha, tolle Idee, Feldwebel. Ich hab gehört, was du über das Buch dei-
    nes Urgroßvaters erzählt hast, und deshalb habe ich beschlossen, mir das
    hier vom alten Waschtopf auszuleihen – für den Fall, daß es zum Kampf
    kommt. Das Buch Om. So heißt es. Und es ist fast fünfzehn Zentimeter dick.«
    »Für die Brusttasche einer Uniformjacke scheint es mir ein wenig zu
    groß zu sein. Ehrlich gesagt: Es ist sogar zu groß für einen Karren .«
    »Ich will ein Gestell bauen, um es zu tragen. Selbst wenn jemand mit
    einem Langbogen auf mich schießt – ich wette, der Pfeil käme höchstens
    bis zu den Apokryphen.«
    Die beiden Wächter sahen auf, als sie ein vertrautes Knarren hörten.
    Der Kopf eines Klatschianers schwang im Wind hin und her.
    »Was hältst du von einem Bier?« fragte Feldwebel Colon. »Der Große
    Anjie braut eins, das es in sich hat.«
    »Darauf sollten wir besser verzichten, Feldwebel. Herrn Mumms
    Stimmung ist derzeit ziemlich mies.«
    Colon seufzte. »Ja, du hast recht.«
    Nobby blickte erneut zu dem Kopf empor. Er bestand aus Holz. Im
    Lauf der Jahrhunderte war er immer wieder neu bemalt worden. Der
    Klatschianer lächelte sehr fröhlich für jemanden, der sich nie wieder ein
    Hemd kaufen mußte.
    »Zum klatschianischen Kopf«, sagte Colon. »Mein Großvater erzählte mir, daß sich sein Großvater noch an eine Zeit erinnerte, als ein echter Kopf über der Tür hing. War damals natürlich längst auf die Größe eine Wal-nuß geschrumpft.«
    »Eigentlich ein bißchen scheußlich«, sagte Nobby. »Ich meine, einen
    Kopf aufzuspießen und ihn über den Eingang einer Taverne zu hängen.«
    » Nein, Nobby. Kriegsbeute, verstehst du? Jemand kehrte aus einem der damaligen Kriege mit einem Souvenir heim, befestigte es an einem Pfahl
    und eröffnete eine Taverne. Zum klatschianischen Kopf. Sol te ihnen eine Lehre sein.«
    »Ich bekam schon Schwierigkeiten damit, nur weil ich ein paar Stiefel
    mitgehen ließ«, meinte Nobby.
    »Damals konnte man sich mehr erlauben«, erklärte Colon. »Die Zeiten
    waren… robuster.«
    »Bist du jemals einem Klatschianer begegnet, Feldwebel?« fragte Nob-
    by, als sie durch die stille Straße schritten. »Ich meine, einem wilden.«
    »Äh… nein… Aber weißt du, was? Jeder von ihnen darf drei Frauen
    haben! Das ist kriminell, jawohl!«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Nobby. »Immerhin habe ich
    überhaupt keine.«
    »Und sie essen komisches Zeugs. Mit Curry und so.«
    Nobby dachte darüber nach. »So wie wir, wenn wir spät abends noch
    unterwegs sind?«
    »Nun… äh… ja, aber die Klatschianer kochen das Zeug nicht rich-
    tig…«
    »Du meinst, bei ihnen ist es nicht ohrschmalzgelb, und es enthält auch
    keine Erbsen und Rosinen, so wie bei deiner Mutter?«
    »Genau! In klatschianischem Curry kann man so lange herumstochern,
    wie man will – man findet kein einziges Kohlrübenstück.«
    »Außerdem habe ich gehört, daß sie Schafsaugen essen«, meinte Nob-
    by, der internationale Gastro-Gnom.
    »Stimmt.«
    »Und sie rühren keine ganz gewöhnlichen Dinge an wie zum Beispiel
    Schafshoden oder Bries?«
    »Äh… nein.«
    Colon hatte den Eindruck, daß er irgendwie auf den Arm genommen
    wurde.
    »Hör mal, Nobby: Letztendlich läuft es darauf hinaus, daß die Klat-
    schianer nicht die richtige Hautfarbe haben,

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