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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der anderen. SO GEHT
    MAN VOR, UM…«
    Er warf den Zeigestock beiseite. »Welcher Narr macht einen derartigen
    Lärm?«
    Der Adjutant ging zum Fenster und sah hinaus. »Es ist jemand, der
    Rekruten anwirbt, Herr.«
    »Aber wir sind doch al e hier!«
    Der Adjutant zögerte wie jemand, der jähzornigen Männern schlechte
    Nachrichten bringen muß.
    »Es ist Mumm, Herr…«
    »Er rekrutiert für die Wache ?«
    »Äh… nein, Herr. Für ein Regiment. Auf der Fahne steht: ›Sir Samuel
    Mumms Erste Infanterie‹.«
    »So eine Unverschämtheit. Geh und… nein, ich kümmere mich selbst
    darum!«
    Draußen auf der Straße hatten sich inzwischen ziemlich viele Leute
    eingefunden. In der Mitte dieser Menge ragte die große Gestalt des
    Obergefreiten Dorfl auf. Wenn ein Golem zu trommeln begann, so wag-
    te es niemand, zu ihm zu gehen und ihn zu bitten, damit aufzuhören.
    Lord Rust bildete die einzige Ausnahme. Er trat an Dorfl heran und riß
    ihm die Trommelstöcke aus den tönernen Händen.
    »Ja, in der Ersten Infanterie ihr könnt führen ein ganz neues Leben!«
    donnerte Detritus, der nicht zur Kenntnis nahm, was sich hinter ihm
    abspielte. »Ihr einen Beruf lernt! Und ihr auch lernt Selbstachtung! Ihr
    bekommt hübsche Uniform und außerdem so viel Stiefel, wie ihr könnt
    essen… Hier, das meine Fahne ist!«
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Rust, nahm die in Heimarbeit gefer-
    tigte Fahne und warf sie zu Boden. »Jetzt gehst du zu weit, Mumm!«
    Von der Mauer löste sich eine Gestalt, die das Geschehen bisher inter-
    essiert beobachtet hatte.
    »Das glaube ich eigentlich nicht«, sagte Mumm. Er reichte Rust einen
    Zettel. »Ich habe al es notiert. Mit Zitaten von den höchsten Stel en, fal s du irgendwelche Zweifel hast.«
    »Mit Zitaten von…«
    »Es geht um die Rol e eines Ritters, Herr. Eigentlich sogar um die rit-
    terlichen Pflichten. Vieles davon ist ziemlich dumm, zum Beispiel das He-rumreiten auf einem Pferd mit Gardinen, aber es heißt auch, daß ein
    Ritter in Zeiten der Not – du wirst lachen, wenn du das hörst – eine
    Streitmacht zusammenstel en und unterhalten muß. Ich versichere dir:
    Niemand kann überraschter gewesen sein als ich selbst! Offenbar bleibt
    mir keine andere Wahl, als mich nach geeigneten Leuten für ein Re-
    giment umzusehen. Nun, die meisten Angehörigen der Wache haben
    sich rekrutieren lassen. Kein Wunder, du weißt ja, wie das ist, diszipli-
    nierte Jungs, die es gar nicht abwarten können, ihre Pflicht zu erfül en.
    Dadurch ist mir viel Mühe erspart geblieben. Nur Nobby Nobbs konnte
    sich noch nicht entscheiden, Soldat der Ersten Infanterie zu werden. Er
    meinte, wenn er damit bis Donnerstag wartet, hat er genug weiße Federn
    für eine Matratze zusammen.«
    Rusts Gesichtsausdruck hätte Fleisch für ein Jahr konservieren können.
    »Das ist doch Unfug«, erwiderte er. »Du bist überhaupt kein Ritter,
    Mumm. Nur ein König kann…«
    »Eine ganze Reihe von Leuten in der Stadt sind vom Patrizier in den
    Adelsstand erhoben worden«, sagte Mumm. »Zum Beispiel dein Freund
    Lord Witwenmacher. Was wol test du gerade sagen?«
    »Wenn du darauf bestehst, solche Spielchen zu treiben… Bevor ein
    Ritter zum Ritter wird, muß er eine Nacht über seine Rüstung wa-
    chen…«
    »Hab praktisch jede Nacht meines Lebens auf diese Weise verbracht«,
    meinte Mumm. »Wer hier nachts nicht auf seine Rüstung achtet, hat am nächsten Morgen keine mehr.«
    »Außerdem hat er dabei zu beten …«, sagte Rust scharf.
    »Klingt ganz wie eine Beschreibung von mir«, erwiderte Mumm. »Es
    verging praktisch keine Nacht, in der ich nicht dachte: ›Oh, ihr Götter,
    bitte laßt mich dies lebend überstehen.‹«
    »… und er muß sich auf dem Schlachtfeld bewiesen haben. Im Kampf
    gegen andere aufrechte Männer, Mumm. Damit ist kein schäbiges Ha-
    lunkenpack gemeint.«
    Mumm begann, den Riemen seines Helms zu lösen.
    »Nun, ich könnte mir bessere Umstände vorstel en, Herr, aber wenn
    jemand bereit wäre, deinen Mantel fünf Minuten zu halten…«
    In Mumms Augen erkannte Rust den feurigen Glanz brennender
    Schiffe.
    »Ich weiß, was du vorhast, und ich gehe nicht darauf ein«, sagte er und trat einen Schritt zurück. »Außerdem bist du im Umgang mit Waffen
    überhaupt nicht richtig ausgebildet.«
    »Das stimmt«, gab Mumm zu. »In diesem Punkt kann ich nicht wider-
    sprechen. Niemand hat mich den Umgang mit Waffen gelehrt. Da kann
    ich von Glück sagen.« Er beugte sich vor und senkte die

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