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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu.
    »Das ist eine Feuerwerksrakete«, sagte er. »Sieh nur, hier steht ›Ein
    prächtiges Durcheinander aus bunten Kugeln und Sternen‹…«
    »Ja, ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte der Mann und zog einen komplexen Apparat aus Holz und Metal aus dem Beutel. »Wenn ich
    das Rohr bitte zurückhaben könnte, Korporal…« Er nahm es entgegen
    und schraubte den Apparat an das eine Ende. »Danke… ich fürchte,
    ohne meine Drehbank und die Esse mußte ich ein wenig improvisieren
    und mit dem zurechtkommen, was gewissermaßen herumlag. Wenn ich
    jetzt bitte auch die Rakete zurückhaben könnte… Herzlichen Dank.«
    »Ohne einen Stock funktioniert sie nicht richtig«, sagte Nobby.
    »Oh, doch, es geht auch ohne«, erwiderte der Mann. »Dann sind sie
    nur nicht ganz so präzise.«
    Er hob das Rohr an die Schulter und blickte durch ein kleines Draht-
    gitter.
    »Ich glaube, das genügt«, sagte er.
    »Außerdem sol te man in Deckung gehen, nachdem man die Lunte an-
    gezündet hat«, fügte Nobby hinzu. »Man kann kaum kontrollieren, wo-
    hin die Dinger fliegen.«
    »Oh, das ist sehr wohl möglich«, widersprach Leonard von Quirm und
    wandte sich den beiden Wächtern zu.
    Colon sah die Spitze der Rakete in den Tiefen des Rohrs. Seine Phan-
    tasie zeigte ihm jähe Bilder von bunten Sternen und Kugeln.
    »Nun, offenbar sol t ihr beide diese Gasse hier betreten und mich be-
    gleiten«, sagte Leonard. »Es tut mir sehr leid, aber Seine Exzellenz hat
    mir in al en Einzelheiten erklärt, warum die Bedürfnisse einer Gesel -
    schaft manchmal wichtiger sind als die Rechte einzelner Personen. Oh,
    und jetzt erinnere ich mich wieder: Ihr sol t die Hände heben.«

    Sand bedeckte den großen Tisch in der Rattenkammer.
    Lord Rust empfand fast so etwas wie Wohlbehagen, als er darauf hin-
    abblickte. Kleine Quadrate symbolisierten Städte und Siedlungen; aus
    Holz geschnitzte Palmen symbolisierten die bekannten Oasigen. Zwar
    fühlte Lord Rust ein wenig Unbehagen bei dem Wort »Oasigen«, aber er
    betrachtete die Darstel ung und sah, daß sie gut war. Immerhin handelte
    es sich um eine Karte von Klatsch, und alle wußten, daß Klatsch zum
    größten Teil aus Sand bestand, was der ganzen Sache einen besonders
    befriedigenden Aspekt verlieh, und zwar auf existentielle Art und Weise.
    Obwohl der Sand vom Haufen hinter der Töpferei des Trolls Kreidig
    stammte und nicht nur Zigarettenstummel enthielt, sondern auch Kat-
    zendreck, der in einer echten Wüste vermutlich nicht vorhanden war,
    zumindest nicht in dieser Größenordnung, wenn man den Maßstab be-
    rücksichtigte.
    » Dies wäre eine gute Stel e, um die Truppen an Land zu bringen«, sagte Lord Rust und zeigte mit dem Stock darauf.
    Sein persönlicher Adjutant versuchte sich nützlich zu machen. »Die
    Halbinsel El Kinte«, sagte er. »Dort ist der Abstand zwischen Ankh-
    Morpork und Klatsch am geringsten.«
    »Genau! Was für uns bedeutet, daß die Überfahrt nicht so lange dau-
    ert.«
    »Ausgezeichnet, Herr«, sagte Leutnant Hornett. »Aber… meinst du
    nicht, daß uns der Feind dort erwartet? Immerhin ist es ein offensichtli-
    cher Landungsplatz.«
    »Für den geübten militärischen Denker ist er keineswegs offensicht-
    lich!« entgegnete Lord Rust. »Der Feind wird uns nicht dort erwarten,
    weil es so offensichtlich ist, daß er uns dort erwarten sol te, verstehst du?«
    »Soll das heißen… die Klatschianer glauben, nur ein Vollidiot wäre fä-
    hig, seine Truppen ausgerechnet dort an Land gehen zu lassen?«
    »Genau! Und die Klatschianer wissen natürlich, daß wir keine Idioten sind, und deshalb rechnen sie bestimmt nicht damit, daß wir dort an
    Land gehen. Vermutlich erwarten sie uns…« Rusts Stock bohrte sich in
    den Sand,»… hier.«
    Hornett sah genauer hin. Draußen auf der Straße begann jemand zu
    trommeln.
    »Oh, du meinst Eritor«, sagte er. »Dort gibt es einen gut verborgenen
    Bereich zur Landung, und nach einem zweitägigen Gewaltmarsch durch
    geschütztes Gelände wäre unsere Streitmacht im Herzen des gegneri-
    schen Reiches, Herr.«
    »Genau!«
    »Eine Landung bei El Kinte hingegen würde einen dreitägigen Marsch
    über Sanddünen und vorbei an der befestigten Stadt Gebra bedeuten…«
    »Genau. Weite, offene Bereiche, in denen wir die Kunst des Krieges praktizieren können.« Lord Rust sprach lauter, um das Trommeln zu
    übertönen. »So regelt man diese Dinge. Eine entscheidende Schlacht.
    Wir auf der einen Seite, die Klatschianer auf

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