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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bibliothek. Zwanzig Minuten
    später kehrte er zurück, um einen Stift und Papier zu holen.
    Zehn Minuten danach brachte ihm Lady Sybil eine Tasse Kaffee.
    Mumm saß halb verborgen hinter einem großen Stapel Bücher und
    schien ganz in Das Leben der Ritter vertieft zu sein. Stumm verließ sie das Zimmer und suchte ihr Arbeitszimmer auf, um dort die Unterlagen der
    Drachenzucht auf den neuesten Stand zu bringen.
    Eine Stunde später hörte sie, wie ihr Mann in den Flur trat.
    Er summte leise, und sein verträumter Gesichtsausdruck wies darauf
    hin, daß ihm die Idee gekommen war, die nun den größten Teil seiner zerebralen Kapazität beanspruchte. Darüber hinaus offenbarte er wieder
    jene Aura zorniger Unschuld, die einen integralen Bestandteil seiner
    Mummhaftigkeit darstellte.
    »Gehst du in die Stadt, Sam?«
    »Ja. Und ich habe vor, gewissen Leuten ordentlich in den Hintern zu
    treten.«
    »Oh, gut. Gib nur acht, daß du warm angezogen bist.«

    Die Goriffs folgten Karotte stumm.
    »Ich bedaure das mit deinem Lokal, Herr Goriff«, sagte Karotte.
    Der Klatschianer schwankte unter der schweren Last, die er trug. »Wir
    können woanders ein neues einrichten«, erwiderte er.
    »Wir behalten es im Auge, das verspreche ich dir«, meinte Karotte.
    »Und… du kannst zurückkehren, wenn al es vorbei ist.«
    »Danke.«
    Goriffs Sohn sagte etwas auf Klatschianisch, dem ein kurzer Familien-
    streit folgte.
    »Ich verstehe eure Gefühle«, sagte Karotte und lief rot an. »Obwohl die
    Ausdrucksweise etwas… deftig ist.«
    »Meinem Sohn tut es leid«, entgegnete Goriff sofort. »Er vergaß, daß
    du Klatschianisch sprichst…«
    »Nein, es tut mir nicht leid!« widersprach der Junge. »Warum laufen wir
    weg? Wir wohnen hier! Ich bin nie in Klatsch gewesen!«
    »Dann dürfte der dortige Aufenthalt für dich besonders interessant
    sein«, sagte Karotte. »Wie ich hörte, gibt es in Klatsch viele interessan-
    te…«
    »Bist du dumm ?« fragte Janil. Er schüttelte die Hand seines Vaters ab und wandte sich an Karotte. »Es ist mir gleich! Komm mir bloß nicht
    mit Unsinn in der Art von ›Der Mond geht über den Bergen der Sonne
    auf‹ und so. Das habe ich oft genug gehört. Ich bin hier zu Hause!«
    »Nun, du solltest besser auf deine Eltern hören…«
    »Warum? Mein Vater hat immerzu gearbeitet, und jetzt verjagt man
    ihn! Das ist nicht richtig! Wir sol ten bleiben und verteidigen, was uns
    gehört!«
    »Äh… es ist falsch, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen…«
    »Warum denn?«
    »Dazu sind wir da…«
    »Aber ihr Wächter laßt zu, daß al es immer ungerechter wird!«
    Ein Schwal klatschianischer Worte kam aus Herrn Goriffs Mund.
    »Mein Vater meint, daß ich mich entschuldigen muß«, sagte Janil ver-
    drießlich. »Es tut mir leid.«
    »Mir auch«, erwiderte Karotte.
    Herr Goriff zuckte mit den Schultern, und zwar auf jene recht kompli-
    zierte Art, mit der Erwachsene auf Probleme reagieren, die Heranwach-
    sende betreffen.
    »Ihr kehrt zurück, da bin ich ganz sicher«, sagte Karotte.
    »Wir werden sehen.«
    Die Familie ging hinunter zum Kai und näherte sich dort einem war-
    tenden klatschianischen Schiff. An der Reling standen Menschen, die aus
    der Stadt flohen, mit so vielen Dingen, wie sie tragen konnten. Sie wol -
    ten nicht warten, bis sie nur noch mit dem fliehen mußten, was sie am
    Leib trugen. Die Wächter empfingen feindselige Blicke.
    »Rust vertreibt die Klatschianer doch nicht aus ihren Häusern, oder?«
    fragte Angua.
    »Wir wissen, aus welcher Richtung der Wind weht«, erwiderte Goriff
    ruhig.
    Karotte schnupperte in der salzigen Luft. »Er weht von Klatsch«, stel -
    te er fest.
    »Für dich vielleicht«, sagte Goriff.
    Hinter ihnen knal te eine Peitsche, und sie traten beiseite, als eine Kut-
    sche übers Pflaster klapperte. Eine Gardine am Fenster wurde kurz bei-
    seite gezogen, und zum Vorschein kam ein Gesicht, das aus Bart, Gold-
    zähnen und Narben bestand. Eine Sekunde später verwehrte die Gardine
    wieder den Blick ins Innere der Kutsche.
    »Das ist er, nicht wahr?«
    Angua brummte. Sie hatte die Augen geschlossen, wie immer, wenn sie
    versuchte, allein mit der Nase zu sehen…
    »Gewürznelken«, murmelte sie und griff nach Karottes Arm.
    »Lauf nicht hinterher! Es sind Bewaffnete an Bord. Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie einen Soldaten sähen, der auf sie zuläuft?«
    »Ich bin kein Soldat!«
    »Wieviel Zeit nähmen sich die Klatschianer, um den Unterschied

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